Traumhaus mit Problemen

DAUN. Wie hartnäckig Vorurteile sein können, hat das Leitungsteam des Hauses der Jugend Daun seit Amtsantritt erfahren müssen. Insgesamt stimmt die Bilanz der Arbeit im Jugendzentrum, aber das schlechte Image wurde kaum aufpoliert.

Nach den Personalturbulenzen vor gut zwei Jahren ist im Haus der Jugend (HDJ) Daun längst Ruhe eingekehrt. Alfred Zimmer, Nachfolger des langjährigen Leiters Michael Schultze, verabschiedete sich damals nach wenigen Wochen wieder aus Daun. Die Stelle wurde ausgeschrieben, und die Verantwortlichen des HDJ-Trägervereins, die Arbeitsgemeinschaft (AG) Jugend Daun, entschieden sich für Stefan Heitkötter. Er leitet das Jugendzentrum im alten Dauner Bahnhof seit Mai 2002, zum Team gehört auch Julia Tabert, die seit Oktober 2002 dabei ist. Auf "kurzem Weg" ist die Zusammenarbeit mit der Jugendpflegerin der VG Daun, Susi Derbach, möglich, die ihr Büro auch im Bahnhofsgebäude hat."Integration ist ein ganz schwieriges Feld"

Angetreten war das neue Team vor allem mit dem Ziel, das Image des HDJ aufzupolieren und das häufig zu hörende Etikett "Russenhaus" loszuwerden. Doch die Vorurteile sind hartnäckig, wie Heitkötter nach fast zwei Jahren in Daun feststellen muss. 75 Prozent der täglichen Besucher sind jugendliche Spätaussiedler. "Die Integration ist ein ganz schwieriges Feld. Nach dem Motto: ,Wir machen eine Disco, jugendliche Spätaussiedler und Einheimische kommen, vermischen sich und alles ist prima‘, funktioniert es definitiv nicht", spricht der HDJ-Leiter aus Erfahrung. Seine Prognose: "Es wird noch zwei oder drei Generationen dauern, bis eine echte Integration vollzogen worden ist." Heitkötter hält eine Anlaufstelle für die Jugendlichen wie das HDJ für sehr wichtig, haben sie doch dort eine gewisse Betreuung und Unterstützung, die sie bei den "wilden Treffs" im Stadtgebiet nicht haben. Um auch die Klientel, die nicht in den Bahnhof kommt, zu erreichen, halten es der HDJ-Leiter und Rita Schmaus, die Vorsitzende der AG Jugend, für unverzichtbar, dass die vorhandene Stelle eines Streetworkers für die VG Daun bald wieder besetzt wird. "Wir können die Jugendlichen unterstützen, die zu uns kommen. Aber auch raus zu gehen, um die zu erreichen, die sich an den bekannten Plätzen im Stadtgebiet treffen, das können wir nicht leisten," macht Heitkötter klar, und ergänzt: "Das ist die klassische Aufgabe eines Streetworkers; und für den gibt es genug zu tun in Daun." Das Dauner Jugendzentrum bietet eine breite Palette an Angeboten für Kinder und Jugendliche im Jahresprogramm. Auch im Haus selbst wird fast alles angeboten, was das Herz der Jugendlichen begehrt. Es wird aber auch streng darauf geachtet, dass während der Öffnungszeiten weder Alkohol noch Drogen konsumiert werden. Auch darüber hinaus greift das Leitungsteam notfalls zu unpopulären Maßnahmen, damit die Regeln eingehalten werden. Darüber freut sich auch Rita Schmaus, die äußerst zufrieden ist mit den beiden Vollzeitkräften: "Das Team ergänzt sich super!" Traurig stimmt sie allerdings, dass viele Jugendliche aus Daun und der Umgebung zu wenig aus dem "traumhaften Jugendhaus" machen. "Eigentlich müsste die Bude jeden Abend richtig voll sein. Das Angebot ist da, es wird aber nicht genug angenommen", bedauert Rita Schmaus. Ansonsten fällt die Bilanz 2003 positiv aus: Erfolgreich waren wieder die Aktionswochen in den Ferien, viele der Konzerte und auch die Premiere des Festivals "Bahnhof bebt" im Juli vergangenen Jahres. Wenn auch nicht jede Idee, die Stefan Heitkötter hat, umsetzbar ist, weil der Trägerverein nur über ein begrenztes Budget verfügt, sind er und Rita Schmaus zufrieden mit der Zusammenarbeit mit den Kommunen: "Wir bekommen volle Unterstützung von Stadt und VG Daun." Rita Schmaus wünscht sich mit Blick auf die anstehende Mitgliederversammlung (mit Neuwahlen) der AG Jugend am Montag, 2. Februar (Beginn 18.30 Uhr im HDJ), dass sich doch noch einige Mitstreiter mehr finden für die Jugendarbeit in Daun: "Alle, die Interesse an einer Mitgliedschaft haben, sind eingeladen."

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