Trubel, offene Türen, ein Dorf auf den Beinen

ÜXHEIM-LEUDERSDORF. Es ist eine Mammutaufgabe: Ein Fest, das das Dorf noch nicht gesehen hat, wollen die Leudersdorfer anlässlich des 1150-jährigen Bestehens der Gemeinde vom 16. bis 19. Juni feiern. Und beinahe jeder packt mit an.

"Wir haben 160 Dienste zu verteilen, da wird der ein oder andere bestimmt dreimal ran müssen", sagt Ortsvorsteher Thomas Heintz ohne Umschweife. Es werde einiges an Arbeit auf die Dorfgemeinschaft zukommen. Und das allein, um den Betrieb während der vier Festtage und allen voran am Festsonntag aufrecht zu erhalten. Denn dann steht der Höhepunkt des Veranstaltungs-Wochenendes an, zu dem das Dorf hunderte, ja tausende Gäste erwartet: der historische Bauern- und Handwerkermarkt, der sich über das gesamte, für den Verkehr gesperrte Dorf erstrecken wird. Doch auch während der Vorbereitung gibt es für die zwei Dutzend Mitglieder des Festausschusses schon genug zu tun. Ihm gehören die Mitglieder des Ortsbeirats sowie die Vorsitzenden der Vereine und Organisationen im Dorf an. Und davon gibt es in der knapp 500 Einwohner zählenden Gemeinde immerhin 15. "Es war von vornherein klar, dass solch ein Fest nur dann klappen kann, wenn die Vereine das machen. Und es waren sofort alle dafür", sagt Üxheims Ortsbürgermeister Alois Reinarz, der zuvor Vorsteher im Ortsteil Leudersdorf war und daher die gesamte Vorplanung kennt. Die ersten Überlegungen gab es bereits vor einigen Jahren, denn zunächst wollten die Leudersdorfer den 1150. Geburtstag ihres Dorfes 1988 feiern. Ortschronist Alois Groß erklärt, weshalb: "Zunächst sind wird davon ausgegangen, dass 838 das Gründungsjahr ist. Doch dann wurden wir auf eine Urkunde aufmerksam gemacht, die klar das Jahr 855 als Gründungsjahr nannte. Also haben wir umgeplant." Die Vorbereitung auf das nun anstehende Festwochenende begann vor rund einem Jahr, als sich der Festausschuss zum ersten Mal traf und danach weitere viermal zusammen kam - zuletzt vor wenigen Tagen im Bürgerhaus. Und an diesem Treffen nahmen auch rund 60 Vereinsvertreter und interessierte Bürger teil. Zeichen des Engagements der Dorfgemeinschaft. Ortsvorsteher Heintz freut sich daher über zwei Dinge ganz besonders: "Nahezu alle Bürger machen irgendwie mit, und es ist schön, dass fast alle Programmpunkte von Einheimischen angeboten werden." Und das sind allein beim Bauern- und Handwerkermarkt am Sonntag, 19. Juni, fast 50. Zu neuem Leben erweckt werden für einen Tag alte, fast vergessene Berufe. Ihre Fertigkeiten zeigen unter anderem ein Schmied und Stellmacher, ein Korb- und Besenflechter, ein Schreiner, Tischler, Schuhmacher, Schäfer, Imker, Töpfer und Weber. Weiterhin demonstrieren Waschfrauen, welche Mühe die damalige Reinigung der Kleider mit sich brachte, Bäcker rufen in Erinnerung, wie früher Brot gebacken wurde. Daneben werden Seile gedreht, Bilder des Dorfes von früher und heute gezeigt, Kunst ausgestellt, alte Bauernhäuser zur Besichtigung geöffnet, Sensen gedengelt und, und, und. Ein weiterer Höhepunkt wird am Sonntagvormittag die Enthüllung und Einsegnung der Bronzeskulptur sein, die der seit Jahren in Leudersdorf lebende, renommierte Bildhauer Ulrich Henn zur Geburtstagsfeier schuf. Was sie darstellt, ist derzeit das am besten gehütete Geheimnis in der gesamten Großgemeinde Üxheim. Weiterhin gibt es an vielen Ecken im Dorf frisch zubereitete Leckereien, und Musiker sorgen auf vielen Plätzen, in den Gassen und auf Höfen für Unterhaltung. Angesichts der noch nicht abgestimmten Planung scherzt Ortsvorsteher Heintz: "Viele wissen noch gar nicht, dass sie dabei sind. Da wird wohl der ein oder andere verwundert sagen: Huch, die sind ja auch bei mir auf dem Hof." Damit die Höfe beziehungsweise die Häuser, ja das gesamte Dorf während des Fests auch gut besucht wird und sich die viele Arbeit lohnt, appelliert Heintz an alle Leudersdorfer: "Trommelt für das Fest in der Familie, bei Verwandten und Bekannten, damit sie an dem Wochenende alle zu Besuch nach Leudersdorf kommen." Und wenn dann auch noch das Wetter mitspielt, davon sind die Organisatoren überzeugt, wird das Fest auf jeden Fall ein großer Erfolg. Dennoch soll auch für Regenwetter eine Art "Notfallplan" erstellt werden, der es ermöglicht, so gut wie alle Programmpunkte in Häusern oder Zelten anzubieten. Doch davon will in Leudersdorf niemand etwas wissen.

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