Über sieben Dörfer musst du geh'n…

ÜXHEIM. Knapp 1500 Einwohner auf sieben Ortsteile verteilt – vom nur ein Dutzend Einwohner zählenden Gehöft-Verbund bis zum 500-Seelen-Dorf: Üxheim an der Grenze zu Nordrhein-Westfalen ist flächenmäßig eines der größten Gemeindegebilde im Kreis Daun – und dementsprechend vielfältig.

"Wohin mit einer Million Euro zur freien Verfügung? Das ist schwer zu sagen, da ja alle Ortsteile etwas davon haben müssten – aber der Anbau für das Bürgerhaus in Niederehe wäre schon sehr wichtig", antwortet Ortsbürgermeister Alois Reinarz auf die fiktive Frage nach unerwartetem Geldsegen. Grundsätzlich aber stehe – und damit kehrt er zur Realität zurück – der Schuldenabbau an oberster Stelle. Denn im Etat klafft eine Lücke von knapp 200 000 Euro. "Nicht auf Kosten unserer Kinder leben"

"Im Rat, dem viele neue, junge Mitglieder angehören, herrscht die Überzeugung vor, dass wir nicht auf Kosten unserer Kinder Geld ausgeben, sondern zunächst unseren Etat sanieren sollten", sagt Reinarz, der erst Vorsteher mehrerer Ortsteile war, bevor er bei der Kommunalwahl 2004 zum Ortsbürgermeister gewählt wurde. Daher sind die für dieses Jahr geplanten Investitionen auch überschaubar: Gerade einmal 78 000 Euro werden veranschlagt. Dafür werden unter anderem in Heyroth zehn Bauplätze geschaffen und Wirtschaftswege gebaut sowie in Leudersdorf die Sanierung des Fußbodens im Gemeindehaus abgeschlossen und die Heiligenstatue in der Kapelle restauriert.Großprojekte stehen in der Gemeinde, der darüber hinaus die Ortsteile Üxheim, Ahütte, Niederehe sowie die Mini-Dörfer Flesten und Nollenbach angehören, nicht an. Die wurden bereits in den vergangenen Jahren in Angriff genommen, woraus auch der rund eine Million Euro hohe Schuldenberg resultiert. Nennenswert sind der Bau des Gewerbegebiets "Auf Bruch", die Schaffung von Neubaugebieten sowie die Erneuerung von Straßen und Bürgerhäusern.Vor allem letztere Investition erachtet der Ortschef als sinnvoll und zukunftsträchtig. "Klar sind die Bürgerhäuser ein Kostenfaktor, aber sie sind überlebenswichtig, da sie das Vereinsleben und somit auch den Zusammenhalt in Dorf fördern", bricht Reinarz erstens eine Lanze für die dörflichen Treffpunkte. Zweitens lobt er das Engagement der rund 15 Vereine, die dafür sorgen, dass "immer was los ist". Er gibt ein Beispiel: "In Leudersdorf hatten wir anfangs ein bis zwei Termine pro Woche im Bürgerhaus, heute sind es täglich ein bis zwei." Die gleiche Bedeutung misst er daher auch den Jugendräumen bei.Dass überhaupt in diesem großen Umfang investiert werden konnte, war nur durch die hohen Gewerbesteuereinnahmen der Baustoffindustrie im Ortsteil Ahütte möglich. Die schnellte auch schon mal auf über eine Million Euro hoch (2000), lag in den vergangenen Jahren stets im unteren sechsstelligen Bereich und ist seit drei Jahren rückläufig. In diesem Jahr geht die Gemeinde von "nur" noch 50 000 Euro aus, da die Betriebe laut Reinarz "Investitionen in die Zukunft" unternommen haben, "was für uns – langfristig gesehen – wichtiger ist als hohe Gewerbesteuern, da so Arbeitsplätze erhalten werden." Rund 100 Menschen sind in den Betrieben beschäftigt, hinzu kommen Jobs in den Zulieferbetrieben und Speditionen. "Das Problem: Wir stehen nur auf einem Bein"

Auch in den nächsten 20 Jahren ist damit zu rechnen, dass diese Geldquelle für die Gemeinde nicht versiegen wird. So wurde erst kürzlich die Erweiterung der Abbaurechte verlängert (der TV berichtete)."Das Problem ist, dass wir nur auf einem Bein stehen, und wenn das mal schwächer wird, geraten wir sofort ins Wanken", sagt Reinarz, der hauptberuflich ebenfalls in Ahütte arbeitet. Die größte Gefahr für die Großgemeinde sieht der Ortschef im drohenden Ausbluten der Ortskerne, weil viele Häuser ausschließlich von älteren Menschen bewohnt werden. Die Zukunft der Gemeinde sieht er dennoch als gesichert an, "da viele Leute für die Lebensqualität und die Baulandpreise das Pendeln bis in den Köln-Bonner-Raum in Kauf nehmen". Ein Blick auf die Spielplätze und in die Grundschule der Gemeinde bestätigt diese Einschätzung.Liebe Leserinnen, liebe Leser: Wie wird Üxheim im Jahr 2020 aussehen? Bitte senden Sie uns Ihre Visionen von der Zukunft des Orts in maximal 30 Zeilen zu 32 Anschlägen bis Mittwoch, 22. Juni, 10 Uhr, an eifel@volksfreund.de. Bitte geben Sie Ihren Namen und Ihre Adresse an.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort