Überlebenskampf der City spitzt sich zu

GEROLSTEIN. Aufruhr: Unter den Gewerbetreibenden der Gerolsteiner Innenstadt herrschten Ärger und Empörung über den jüngst aufgestellten Bebauungsplan für Sarresdorf, der ein weiteres Ausbluten der Innenstadt fördert. Doch noch sind Änderungen möglich.

Die Nachricht über mögliche Auswirkungen des neuen Bebauungsplans "Sarresdorfer Straße West" für die Innenstadt schlug während der Jahreshauptversammlung des Gewerbevereins "Geroteam" ein wie eine Bombe. Vorsitzender Heinz Weber, der vom Einzelhandelsverband und der IHK auf die Konsequenzen hingewiesen worden war, sprach von "starkem Tobak". "Die Experten, die sich bereits vor Ort ein Bild von der Situation gemacht haben, sagten, dass sie eine Schwächung der Innenstadt in so krasser Form noch nicht erlebt haben", berichtete Weber und appellierte: "Das können und werden wir nicht hinnehmen."Ziel: Weitere Konkurrenz für Innenstadt verhindern

Neben dem Einzelhandelsverband und der IHK will daher auch das Geroteam im Rahmen der derzeitigen Anhörung eine Stellungnahme abgeben und so versuchen, das Entstehen weiterer Konkurrenz für den innerstädtischen Einzelhandel zu verhindern. Zudem will Weber "das Gespräch mit dem Stadtbürgermeister und den Fraktionsvorsitzenden im Stadtrat suchen". Denn letztlich entscheidet der Stadtrat. "Ich kann nicht glauben, dass zum einen die Verwaltung derartige Vorarbeiten gemacht, zum anderen Bauausschuss und Stadtrat einen solchen Beschluss in Kenntnis der Situation der Innenstadt gefällt haben. Ich kann das nicht glauben", sagte Steuerberater Klaus Lehnen. Vor allem erzürnte er sich darüber, "dass im Vorfeld der Entscheidung keiner das Gespräch mit uns gesucht hat". Geschäftsfrau Karin Schildgen-Böffgen meinte ebenso verärgert: "Da kann man die Innenstadt gleich platt machen." Beruhigend einwirken wollte Rathauschef Matthias Pauly (CDU), der zunächst die Planer in seinem Haus in Schutz zu nehmen versuchte: "Das sind Baufachleute, die kümmern sich primär darum, dass das Gebiet überplant und somit geordnet wird." Und er meinte weiter: "Es ist nichts verloren. Im Gegenteil: Jetzt ist genau der richtige Zeitpunkt, um den Mund aufzumachen." Pauly, der überdies in Frage stellte, ob jedes Stadtratsmitglied den Bebauungsplanentwurf detailliert studiert habe und sich über die Tragweite der Entscheidung im Klaren sei, meinte: "Ziel muss es sein, dass die Innenstadt ihre Chance bewahren kann." Monika Neumann, Sprecherin der CDU-Mehrheitsfraktion im Stadtrat, sagte, dass sie die Bedenken des Gewerbevereins ernst nehme und gerne zur Diskussion bereit sei. "Dazu ist die Offenlegung des Plans ja da." Auf die Frage, ob die Schwächung der Innenstadt bewusst in Kauf genommen werde, antwortete sie: "Vielleicht haben wir die Gefahr für die Innenstadt nicht als so groß gesehen, die Tragweite der Entscheidung nicht erkannt." Man müsse sich aber auch fragen, so Neumann: "Finden wir noch Investoren, die bereit sind, in die Innenstadt zu gehen? Und: Kann Politik Käuferverhalten ändern? Oder sollen diese Entscheidungen nicht besser dem Markt überlassen werden?" Dass die Marktgesetze bereits gegriffen und Sarresdorf der Innenstadt auch in puncto kleinflächiger Einzelhandel ohnehin bereits den Rang abgelaufen habe (siehe Hintergrund) , dagegen wehrt sich Geroteam-Vorsitzender Weber. Zur Veranschaulichung hat er eine Gegenüberstellung Sarresdorf-City (ohne Berücksichtigung der Lebensmittel-Branche) erarbeitet. Demnach arbeiten auf Sarresdorf in zehn Betrieben mit einer Gesamtfläche von 4700 Quadratmetern 40 Beschäftigte, in der Innenstadt sind es in 60 Betrieben auf einer Fläche von 4900 Quadratmetern rund 100 Beschäftigte.

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