"Überlegt, was ihr tut!"

GEROLSTEIN. "Klasse, interessant, lehrreich, aufrüttelnd": So bilanzieren die 160 Teilnehmer den Verkehrssicherheitstag an der Berufsbildenden Schule (BBS) Gerolstein. In acht Workshops gaben Experten von Polizei, Amtsgericht, Rettungsdiensten, Sicherheitszentren und Verkehrsbehörden Tipps.

"Heute habe ich viel gelernt. In etlichen Gefahrensituationen kann ich jetzt nicht nur mir, sondern auch anderen helfen", sagt Aron Lohberg, nachdem er aus dem Überschlagsimulator geklettert ist. Carlo Scherer vom Fahrsicherheitszentrum Nürburgring hat ihm genaue Anweisungen für den Ausstieg gegeben. Lohberg, 19 Jahre alt, hat schon einen Unfall in einem sich überschlagenden Auto erlebt. Polizeioberkommissar Horst Krämer legte eine alarmierende Unfallstatistik vor. An 1910 Unfällen, die sich im Jahr 2004 im Kreis Daun ereigneten, waren 548 Autofahrer im Alter zwischen 18 und 24 Jahren beteiligt. "Das macht rund 30 Prozent aus. Dabei stellt diese Altersgruppe aber nur zehn Prozent der Bevölkerung", rechnete Krämer vor. Zu hohe Geschwindigkeit zu 70 Prozent Unfallursache

Simone Schäfer, Verkehrsingenieurin beim Landesbetrieb Straßen und Verkehr, erklärte in ihrem Workshop: "70 Prozent aller Unfälle passieren wegen zu hoher Geschwindigkeit." Sie sprach mit den Teilnehmern über Unfallanalyse, Verkehrssituationen und Fahrbahnbeschaffenheit. Dr. Detlev Horch, seit zehn Jahren Polizei- und Feuerwehrarzt im Kreis Daun, rüttelte mit der Schilderung von Erlebtem auf. "Ich hab schon so viele junge Fahrer tot auf der Straße liegen sehen. Es geht darum, dass ihr vor der Fahrt überlegt, was ihr tut", appellierte er an die jungen Autofahrer. Der sechsfache Vater prangerte auch Fehler in der Ausbildung der jungen Fahrer an: "Wir haben versucht, Fahrlehrer für diese Veranstaltung mit ins Boot zu bekommen. Aber die sind anscheinend noch nicht so weit." Oft habe er beobachtet, dass Fahrlehrer Sicherheitsaspekte nicht beachten würden. Ein Beispiel: Fahrstunden auf dem Motorrad ohne Schutzbekleidung. Sofortmaßnahmen am Unfallort wurden auf dem Schulhof mit einem simulierten Autounfall geprobt. Dirk Wilhelm (19) aus Büdesheim, der ein "Unfallopfer" geborgen hat, sagte: "Ich hätte das Opfer ohne die Anweisungen falsch angepackt und auch nicht auf den Airbag geachtet." Neben dem "Unfallauto" zeigte Gerd Weiler den korrekten Umgang mit Feuerlöschern bei brennenden Autos. Daniel Langen (17) aus Prüm sagte, nachdem er zum ersten Mal einen Feuerlöscher in der Hand hatte: "Es ist interessant zu erfahren, wie es geht. Das kann in Notfallsituationen lebenswichtig sein." Lehrreiche Promillefahrt

Ilona Probst (20) aus Reuth war von einer "Promillefahrt" am Fahrsimulator beeindruckt. "Ich war erschrocken, wie viel man nicht sieht und dabei Kinder und Rehe überfährt." Das Erlebnis sei nicht nur für sie eine Lehre gewesen. Auch ihre Freundinnen sagten: "Wir sind sowieso noch nie alkoholisiert gefahren. Und jetzt tun wir es erst recht nicht." Norbert Kreten, Direktor des Amtsgerichts Daun, machte darauf aufmerksam, dass er und seine Kollegen fast täglich Führerscheine entziehen und fast täglich eine Verhandlung wegen Trunkenheitsfahrten haben. Er vermittelte den Berufsschülern die Tragweite der zivilrechtlichen Konsequenzen eines Unfalls und der Schadensregulierung. Der dritten Auflage des Verkehrssicherheitstags wird im kommenden Jahr an der BBS auf jeden Fall eine vierte folgen, versprechen die Organisatoren. Mitorganisator Manfred Stumps: "Es geht einfach darum, die Unfallzahlen mit Beteiligung junger Menschen zu reduzieren." Verkehrsingenieurin Schäfer: "Wenn wir durch die Veranstaltung nur einen Unfall verhindert haben, hat sich der Aufwand gelohnt."

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