"Unn esch hann noch ees richtisch Platt jeschwatt"

Auf den Spuren ihrer Vorfahren, die vor etwa 150 Jahren in die USA auswanderten, sind Mitglieder der Familie Costello aus dem Bundesstaat Wisconsin. Die Vorfahren der Mutter Betty Costello stammen aus Drees (VG Kelberg).

Drees. (bb) Betty Costello hat Tränen in den Augen, als sie am Ende des Gottesdiensts sagt: "Ich bin so dankbar, dass wir diese weite Reise machen konnten und in der Kapelle, in der schon unsere Vorfahren beteten, mit unserem Sohn eine Messe gefeiert haben." Doch dann lacht die zierliche 80-Jährige wieder und erklärt: "Unn esch hann noch ees richtisch Platt jeschwatt!" Kaum zu glauben: Betty Costello hat nie hier gelebt, sie spricht aber besser Eifeler Platt als Hochdeutsch. "Meine Mutter hat es mir beigebracht", erzählt sie.

Mit Betty Costello, geborene Bierschbach, haben sich ihr irisch-stämmiger Ehemann James, ihre beiden Söhne Mark Joseph und Michael sowie dessen Ehefrau Judith auf die Spur ihrer Vorfahren begeben. Von Kelberg aus besuchen sie die Eifeldörfer, aus denen Verwandte stammen. Betreut und begleitet wird die Familie von Karl-Josef Tonner (Daun), Konrektor der Kelberger Schule und Hobby-Genealoge; von Hermann Bierschbach aus Müllenbach (VG Adenau), der fünf Generationen zurück gemeinsame Vorfahren mit Betty Costello hat; von Arnhild Wöste, einer Lehrerin aus Westfalen, die bei einer USA-Reise den ersten Kontakt zu den Costellos knüpfte; von Hermann Lehmann vom Heimat- und Zunftmuseum Adenau und von dem Mannebacher Heimatforscher Peter Bauer.

Im Sommer hatten Lehmann, Tonner und Wöste den Südosten Wisconsins besucht, ein Gebiet, das landschaftlich an die Eifel erinnert und von dem sich die ersten Eifeler Auswanderer in der Mitte des 19. Jahrhunderts besonders angezogen fühlten. Wie groß das Interesse deutschstämmiger Amerikaner an der alten Heimat ist, erfuhren die drei deutschen Gäste, als zu ihrem Vortrag über die Eifel mehr als 350 Zuhörer kamen - darunter Betty Costello und ihre Familie.

Nun gehen die Costellos und ihre Begleiter durch Drees, bleiben vor den Häusern im Ortskern stehen, aus denen Bettys Vorfahren mit Namen Bierschbach, Schmitz, Burggraf und Pitzen stammen. Rund 100 Bewohner von Drees seien seinerzeit in die USA ausgewandert, hat Tonner recherchiert. Zum Höhepunkt wird der Gottesdienst in der über 300 Jahre alten St. Antonius-Kapelle. Pater Mark Joseph Costello trägt das Messgewand des Ortspfarrers Klaus Kohnz, er betet und predigt in Deutsch und Englisch, sein Bruder Michael liest die Lesung, seine Schwägerin Judith singt Psalmen. Und mehr als 30 Menschen allen Alters aus dem kleinen Dorf feiern die Messe mit. "Wenn wir auch Tausende Kilometer voneinander entfernt leben: In Jesus Christus sind wir alle miteinander verbunden", sagt Mark Joseph Costello.

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