Unverfroren oder nicht?

NÜRBURG. (dz) Ab heute gehört die Nordschleife des Nürburgrings wieder den Radfahrern und Läufern. Aber nicht allen: Ein behinderter Extremsportler beschwert sich, dass er nicht teilnehmen darf.

Thomas Hoffmarck ist seit 15 Jahren durch einen Arbeitsunfall querschnittsgelähmt. Im Rollstuhl hat er sich dem Sport verschrieben. Er wurde behinderter Extremsportler. Zur Vorbereitung auf die Langstrecke von Köln nach Mallorca, die er in diesem Jahr bewältigen möchte, wollte er mit dem Rollstuhl am 24-Stunden-Radrennen auf dem Nürburgring teilnehmen. Sein Manager Maurice Suida erhielt auf Anfrage eine Absage für seinen Schützling. Für ihn steht fest: "Man möchte keine Behinderten teilnehmen lassen." Er moniert eine Ungleichbehandlung, weil ein Blinder auf einem Tandem mitfahren dürfe: "Unter den Behinderten zu selektieren, finde ich eine absolute Unverfrorenheit." Mit Unverfrorenheit hat die Absage für Organisator Hans-Martin Fraas nichts zu tun sondern mit Sicherheit: "Wenn er (Suida, Anmerkung der Redaktion) sich spätestens im Juni gemeldet hätte, hätten wir über eine Ausnahme nachdenken können, aber nicht eine Woche vorher. Das war eine reine Sicherheitsentscheidung." Auch Handbiker dürfen an der Veranstaltung nicht teilnehmen. Ein Handbike ist ein Fahrzeug vergleichbar mit dem Fahrrad oder Liegerad, das aber allein durch die Arme angetrieben wird. Das Problem liegt nach Fraas' Ansicht in der langsameren Geschwindigkeit der Handbiker und auch in der Beschaffenheit der Strecke. Speziell für einen Rollstuhlfahrer gebe es zu viele Unfallgefahren auf Grund des starken Gefälles in der Nordschleife. "Außerdem ist es keine Veranstaltung für Rollstuhlfahrer. Sie können sich ja auch nicht für ein Fußballturnier anmelden und sich dann beschweren, dass sie kein Handball spielen dürfen", sagt Fraas. Langfristig sieht er jedoch eine Möglichkeit für behinderte Sportler, an der Veranstaltung teilzunehmen: "Wir versperren uns Behinderten gegenüber überhaupt nicht." Es gebe jedoch einen hohen Sicherheitsstandard, der wegen einer kurzfristigen Entscheidung nicht aufgegeben werden dürfe. Die Sicherheit der Teilnehmer stehe für ihn als Organisator im Vordergrund.

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