Unwetter, Trockenheit, Preisverfall: Ein extremes Jahr für die Bauern - Landwirte in der Vulkaneifel ziehen Bilanz

Daun/Gerolstein/Lissendorf · Der tolle Spätsommer hat das Schlimmste zwar verhindert, es auch nicht mehr komplett herausreißen können: Die Bauern in der Vulkaneifel beklagen nach dem Preisverfall nun auch zum Teil deutliche Ernteeinbußen.

Unwetter, Trockenheit, Preisverfall: Ein extremes Jahr für die Bauern - Landwirte in der Vulkaneifel ziehen Bilanz
Foto: Klaus Kimmling (g_pol1 )

Daun/Gerolstein/Lissendorf. Es ist gut drei Monate her, da nannte Marco Weber, Vorsitzender des Bauernverbands Vulkaneifel, im Gespräch mit dem Trierischen Volksfreund in Wiesbaum seinen größten Wunsch: "Wir brauchen Sonne, Sonne, Sonne!"
Die hat er bekommen, und zwar reichlich, und die warmen bis heißen Monate August und September haben dafür gesorgt, dass sich die düsteren Mienen der Landwirte nach Kälte und Nässe im Frühjahr etwas aufgehellt haben.

"Anfang Juli mussten wir ja befürchten, angesichts der Nässe überhaupt nicht mehr auf die Felder zu kommen, um ernten zu können", sagt der Bauernverbandsvorsitzende. "Das und der Preisverfall haben vielen verständlicherweise ganz schön aufs Gemüt geschlagen, deshalb freuen wir uns, dass es noch einen richtigen Sommer gegeben hat."
Aber von Zufriedenheit kann keine Rede sein, denn das schlechte Wetter blieb nicht folgenlos.

Beispiel Mais: Die Ernte ist gerade zu Ende gegangen, im Vulkaneifelkreis haben die Bauern etwa ein Drittel weniger eingefahren als 2015. "Grund ist das schlechte Wetter im Mai, als es nach der Aussaat zu viel geregnet habe", sagt Marco Weber. Ansonsten seien die Landwirte bei der übrigen Getreideernte besser weggekommen als im Juli befürchtet, denn damals bestand die Gefahr, dass sich wegen der Nässe Schimmelpilze bilden würden. Und noch ein Vorteil des trockenen Wetters: "Die Ernte konnte ohne große Straßenverschmutzungen vonstatten gehen."

Unwetter, Trockenheit, Preisverfall: "So ein extremes Jahr habe ich noch nicht erlebt", sagt Weber.
Vor allem der niedrige Milchpreis hat vielen Bauern Angst um ihre Existenz beschert. "Pro Kuh haben die Betriebe in diesem Jahr 1000 Euro verloren. Es lässt sich also leicht rechnen: Ein Betrieb mit 100 Milchkühen hat 100 000 Euro weniger in der Kasse."

Von den Hilfsprogrammen von Europäischer Union und Bundesregierung, die auf eine Reduzierung der Milchmenge zielen und die Not der Milchbauern lindern soll, hält Weber nichts: "Ein durchschnittlicher Milchviehbetrieb bekommt davon 2000 bis 3000 Euro. Der berühmte Tropfen auf den heißen Stein angesichts der großen Einnahmeverluste."

Er hofft nun darauf, dass die von den Molkereien in Aussicht gestellten höheren Preise für die Milch in den Verhandlungen mit dem Lebensmitteleinzelhandel erreicht werden können. Die Milchviehhalter stehen also weiter unter Druck, während die Schweinemäster etwas aufatmen. Daran hat Weber ein persönliches Interesse, denn zuhause in Lissendorf betreibt er mit seiner Familie einen landwirtschaftlichen Betrieb mit Schweinezucht und Ackerbau. "Die Preise haben sich in eine annehmbare Größenordnung entwickelt", sagt der 41-Jährige. Sein bisheriges Fazit für 2016: "Es war ein spannendes Jahr. 2017 darf es aber gern weniger spannend sein." Vielleicht erfüllt sich dieser Wunsch ja auch - wie bei dem mit "Sonne, Sonne, Sonne!".Extra

 Die niedrige Preis für die Milch bereitet den Bauern Sorge. TV-Foto: Archiv/Fritz-Peter Linden

Die niedrige Preis für die Milch bereitet den Bauern Sorge. TV-Foto: Archiv/Fritz-Peter Linden

Im Landkreis Vulkaneifel gibt es nach Auskunft des Bauernverbands noch rund 200 Vollerwerbslandwirte. Ein deutlicher Rückgang gegenüber 2008. Damals gab es noch 420 Vollerwerbsbauern und 530 im Nebenerwerb. 40 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche im Kreis nimmt der Weizen ein, 30 Prozent Sommergerste, fünf Prozent Mais (Rest Raps und andere Pflanzen). sts

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