"Unzumutbare Zustände"

DREIS-BRÜCK. In einem offenen Brief an die Ortsgemeinde haben Anwohner ihrem Unmut über "unzumutbare Zustände" am Dreiser "Bushäuschen" (Haus Vulkania) Luft gemacht. Der Ortsgemeinderat hat erste Konsequenzen gezogen.

Bushäuschen werden inzwischen als "normale" Treffpunkte Jugendlicher geduldet. Doch der Geduldsfaden reißt, wenn fernab von Sitte und Anstand "die Sau rausgelassen wird". Die Schwelle des Zumutbaren sehen einige Anwohner in Dreis im Bereich der Bushaltestelle am Haus Vulkania überschritten. Seit Monaten ärgern sie sich über "unzumutbare Zustände", hervorgerufen durch das Verhalten Jugendlicher, die sich jeden Nachmittag dort treffen. Deshalb haben sie sich jetzt schriftlich an Ortsbürgermeister Gerhard Schneider und den Gemeinderat gewandt: "Die Bushaltestelle war sicher immer schon Treffpunkt der Kinder und Jugendlichen, allerdings ist sie seit den Sommermonaten zu einem Gammelplatz für Jugendliche ausgeartet", heißt es zu Beginn des Schreibens, das von rund 25 Bürgern unterzeichnet wurde. Die Anwohner wollen mit dem zwei Seiten langen Brief Veränderungen erreichen, um Schäden an der Bushaltestelle und dem Haus Vulkania zu vermeiden und im Interesse des "zunehmenden Tourismusangebotes in unserem Dorf". Betroffenen Jugendliche wollen Treffpunkt

In dem Brief ist die Rede von einer hohen Lärmbelästigung, Müll, der auf die angrenzenden Grundstücke geworfen werde ("Bierflaschen, Dosen, Kondome, Tampons") und Vandalismus ("Jugendliche pinkeln an die Wände des Vulkania, klettern an den Regenrinnen hoch und laufen durch die Kehle, schießen Feuerwerkskörper an, zünden Feuerchen in der Mülltonne an und schmeißen Flaschen kaputt."). Der Brief wurde kürzlich dem amtlichen Mitteilungsblatt beigelegt und sorgt seitdem für reichlich Gesprächsstoff im Dorf, besonders unter jüngeren Eltern. Und was sagen die betroffenen Jugendlichen zu den Vorwürfen? Konfrontiert mit den Klagen zeigen sie sich gesprächsbereit, freundlich und offen. "Es ist schon bedrückend", geben einige der Teenager zu und fragen selbstbewusst zurück: "Wohin sollen wir? Wer interessiert sich für uns?" Sie definieren klar, was sie wollen: "Ein Treffpunkt für uns Jugendliche fehlt, wir möchten hier im Dorf irgendwo hingehen, uns ungezwungen treffen können. Und wir wünschen uns dazu eine Bezugsperson, das wäre klasse." Aufgrund des Beschwerdebriefes hat der Ortsgemeinderat eine erste Konsequenz gezogen: Der Aufenthalt in der Buswartehalle ist laut Hinweisschild nur noch Fahrgästen erlaubt und künftige Sachbeschädigungen werden mit einer sofortigen Strafanzeige geahndet. Aus Sicht befragter Eltern muss das "Übel" an mehreren Wurzeln gepackt werden: Die Organisation des vorhandenen Jugendraums über der Sparkasse sollte neu geregelt werden. In diesem Zusammenhang wurde auch mehrfach der Einsatz der Verbandsgemeindejugendpflegerin gefordert. Aber "grundsätzlich seien erst einmal die Eltern in der Pflicht", so die Meinung aller Befragten. Im Ortsteil Brück war das beliebte Bushäuschen nach "schlimmen Jahren" längere Zeit kein Thema mehr. Inzwischen scheinen die alten Probleme (Verunreinigung, Beschädigungen) wieder aufzutauchen - trotz geöffnetem Jugendraum und auch mit dem gleichen Hinweisschild der Ortsgemeinde wie im Dreiser Bushäuschen. Die jüngste Nachfrage bei den Anwohnern des Haus Vulkania ergab, "dass sich die Sachlage bessert und zumindest der Krach schon geringer geworden ist". Und auch das Erscheinungsbild ist nach einer Reinigungsaktion wieder gepflegt.

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