Verschärftes Spatenstechen

Sie sind gut gekleidet, bestens gelaunt, vertreten meist alle Parteien und ausgesuchte Behörden, erscheinen rudelweise kurz vor den Wahlen - an ihren Spaten werdet ihr sie erkennen: die Spatenstecher.

Im Allgemeinen feiert man einen Baubeginn entweder überhaupt nicht oder ruhig mit einem kulturellen Begleitprogramm. Doch stehen Wahlen an, werden Baumaßnahmen von A(utobahnteilstück) bis Z(uchtbullenstall) gerne mit einem mediengerechten "Ersten Spatenstich" gestartet. Sogar Politpromis greifen selbst im kleinsten Dorf zum Patent- oder Edelstahlspaten mit massivem Eichenholzstiel und stochern, zusammen mit anderen Teilnehmern dieser mobilen Einsatzgruppe, linkisch an der Erdoberfläche herum. Dabei wird weder erdbautechnisch noch geistig-inhaltlich eine große Tiefe erreicht. Überhaupt steht der Aufwand (An- und Abtransport sowie angemessene Bewirtung der Haupt- und Nebendarsteller, Ausfall von Arbeitsstunden, Anschaffung nagelneuer Spaten) in keinem Verhältnis zum Nutzen (Wert der erbrachten Erdbewegungen). Mein Kumpel Jupp vermutet: "Vor dem 18. September, egal, ob die Wahl stattfindet oder nicht, werden wieder Spatenstiche zu erleben sein. Möglicherweise sind dann die Spaten ausverkauft. Parteizentralen und Behörden sollten sich endlich den handlichen Klappspaten zulegen, der immer, sogar am Mann, mitgeführt und leicht in Bereitschaft gehalten werden kann." Ist ja alles nur Symbolik, diese Spatenstecherei. Und wenn überhaupt sollten dann reihum die ran, die die jeweilige Maßnahme bezahlen - also wir Steuerzahler! Das wäre dann wirklich mal ein ehrlicher Akt, meint

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