Versprechen gehalten: Eifeler Glocke ist in Zentralasien
Brockscheid/Sosnovka · Die Glockengießerfamilie Schmitt aus Brockscheid hat für eine Kirche in einer Gemeinde im zentralasiatischen Kirgisistan eine Glocke gestiftet. Nun erzählte die Familie dem Trierischen Volksfreund die Geschichte - von der Idee über den Guss und den Transport bis zur Weihe, an der eine fünfköpfige Delegation der Eifeler Firma teilnahm.
Brockscheid/Sosnovka. Es sei eines der am meisten bewegenden und aufregenden Ereignisse in der bisherigen Firmengeschichte (siehe Extra) gewesen, bringt Seniorchef Hermann Schmitt (75) die Stiftung der Sankt-Georgs-Glocke für eine Kirche in der kirgisischen Stadt Sosnovka auf den Punkt. In Sosnovka leben 6000 Menschen; 120 von ihnen sind russisch-orthodoxe Christen. Das Gotteshaus ist ein schlichtes Gebäude, das nur an seiner kleinen Kuppel als Kirche zu erkennen ist - und neuerdings an einem Turm mit sechs Glocken wie Perlen auf der Schnur.
Als Christoph Schmitt (42) und seine aus der Nähe von Sosnovka stammende Frau Tatjana (37) mit ihren Söhnen Peter (9) und Daniel (6) im Jahr 2011 dort Urlaub machten, war die Stiftung von fünf kleinen Glocken für die Kirche in Sosnovka auf Privatinitiative einer Einheimischen dort das Tagesthema.
"Das hat uns imponiert, und bevor wir abreisten, haben wir der Gemeinde eine weitere Glocke versprochen", erinnert sich Christoph Schmitt. Nun ist das Versprechen eingelöst worden.
Ende Januar war die knapp 100 Kilogramm schwere Bronzeglocke mit den Abbildungen dreier Königskronen und des heiligen Georg mit Pferd und Drachen sowie der kyrillischen Aufschrift "Glocke aus Brockscheid für die Kirche Heiliger Dimitri Solunskogo in Sosnovka von Familie Schmitt-Usolzeva - 2016" gegossen worden. Im Gottesdienst am Montag nach dem Erstkommuniontag der Kinder der Pfarreiengemeinschaft Gillenfeld, wozu auch Christoph und Tatjana Schmitts Sohn Peter gehörte, hatte Pfarrer Carsten Rupp der Glocke den Reisesegen erteilt. Am 23. April, dem Sankt-Georgstag, hatte eine Wittlicher Spedition sie in Brockscheid abgeholt und zum Frankfurter Flughafen gebracht.Lange Transportdauer
Streiks und Feiertage hätten dazu geführt, dass die Glocke erst am 6. Mai in Sosnovka angekommen sei - "und das ist der Sankt-Georgstag der russisch-orthodoxen Kirche", erzählt Christoph Schmitt und sagt: "Was für ein Zufall!"
An der Glockenweihe nahmen Hermann, Christoph, Tatjana und Daniel Schmitt sowie der Geselle Eduard Schmalz teil.
Im Rahmen eines dreistündigen Gottesdienstes wurde die Brockscheider Glocke von Bischof Daniil geweiht - gleichzeitig mit der Einweihung des Glockenturmes, den der Ortspfarrer unmittelbar vorher hatte errichten lassen.
Es wurde gemeinsam zu Mittag gegessen, es gab Musik- und Tanzaufführungen. "Die Gemeindemitglieder waren überglücklich. Sie brachten uns ihre Dankbarkeit und Freude in herzlicher Gastfreundschaft zum Ausdruck", resümiert die Familie Schmitt. Firmenchef Christoph Schmitt wurde noch eine besondere Ehre zuteil: Bischof Daniil zeichnete ihn in Anwesenheit von Wolfgang Emminger, Sekretär der Deutschen Botschaft in Kirgisistan, mit einem hohen kirchlichen Orden aus. Und wenn Christoph und Tatjana Schmitt wie aus einem Mund sagen: "Ja, klar!", dann ist es ihre Antwort auf die Frage, ob sie denn "ihrer" Glocke beim nächsten Urlaub in Kirgisistan einen Besuch abstatten.Extra
Vor 40 Jahren gründete Hermann Schmitt eine Firma für Glocken- und Kunstguss. Seit dem Jahr 2002 ist sein Sohn Christoph (42) - Elektriker und Diplom-Ingenieur - der Firmeninhaber. Außerdem arbeiten in dem Betrieb: als Schlossermeister Hermann Schmitts Sohn Michael (49), als Geselle Eduard Schmalz (35), als Auszubildender Oliver Bender (18). Das Unternehmen gießt Bronzeglocken, Skulpturen und Kerzenständer, baut Glockenstühle und elektrische Läuteanlagen, setzt Glockenanlagen instand und wartet Glocken. bb
