"Viele Frühsymptome einer Essstörung"

GEROLSTEIN. (vog) Katharina Theres, Schülerin der Stufe 12 am St.-Matthias-Gymnasium (SMG), hat in einer Facharbeit für den Leistungskurs Biologie das Essverhalten ihrer Mitschüler unter die Lupe genommen und interessante Ergebnisse zu Tage gefördert.

559 Schüler beantworteten die Fragen von Katharina Theres zu Fast Food, Diäten, Sport, Über- oder Untergewicht. Fazit: Ein Großteil der Schüler zeigt Frühsymptome einer Essstörung. "In allen Medien wird vom Trend der neuen, essgestörten Jugend berichtet, deshalb habe ich mich für dieses Thema entschieden", erklärt die 18-jährige Oberstufenschülerin. Etliche Wochen hat sie recherchiert. Aus sechs Fachbüchern zitiert sie, eine aktuelle Vergleichsstudie liefert das Institut für medizinische Psychologie der Universität Jena, und bei 15 Internetportalen hat sie nach Fakten gestöbert. Herzstück ist ein von ihr erarbeiteter Interviewbogen mit 17 Fragen, den sie an die 750 SMG-Schüler verteilt hat. 559 Antwort-Bögen flossen in die Bewertung ein. "Zwei Wochenenden habe ich an der Auswertung gesessen", umreisst Theres den großen Zeitaufwand. Je nach Geschlecht und Altersgruppe hat sie die Ergebnisse in Grafiken aufgearbeitet. Ein außergewöhnliches Ergebnis lässt die 18-Jährige aufhorchen. Zwei Fragen lauteten: "Meinst du, du bist zu dick?" und "Wärst du gerne dünner?" Das Ergebnis: "Zwei Drittel der Schülerinnen würden gerne abnehmen, obwohl nur 45 Prozent angaben, dass sie sich als dick bezeichnen würden. Die Tendenz steigt, je älter die Mädchen werden." Die Fakten sprechen eine andere Sprache: Nach dem so genannten Body-Maß-Index (internationale Formel, um das Verhältnis von Körpergewicht, Größe und Alter zu bestimmen) sind 70 Prozent der SMG-Schülerinnen normal-, acht Prozent über- und 22 Prozent untergewichtig. "Viele Schülerinnen haben also eine völlig falsche Körperwahrnehmung, und das gilt als Symptom der Frühform einer Essstörung", bilanziert Theres. Ebenso alarmierend sind die Ergebnisse zum Thema "Diät". Jeder zehnte Schüler und jede sechste Schülerin hat schon mindestens eine Diät hinter sich. Bei jeder vierten 18-jährigen Schülerin ging die Diät über mehrere Monate, und bei jeder dritten über mehrere Wochen. Bei den Jungen dauerte jede sechste Diät mehrere Monate und jede dritte mehrere Wochen. Beim Fast-Food-Konsum tun sich vor allem die Jungen hervor. Bei den über 16-Jährigen isst jeder Zweite bis zu drei Mal in der Woche Fast Food. Egal ob Junge oder Mädchen - die Studie hat ergeben, dass je älter die Jugendlichen werden, umso ungesünder die Ernährung wird. Theres bringt es auf den Nenner: "Je älter, umso weniger bestimmen Obst und Gemüse und umso mehr Süßigkeiten den Speiseplan." Auch das Essverhalten der Gymnasiasten in Stresssituationen hat Theres beleuchtet. "Vor allem Mädchen in der Pubertätsphase verändern dann ihr Essverhalten." Zwei Drittel der 18-Jährigen gaben an, nicht wie gewöhnlich zu essen. Vielmehr würden die einen in dieser Phase regelmäßig mehr, andere wiederum weniger essen. Bei den Zehn- und Elfjährigen ist das Verhältnis genau umgekehrt. Zwei Drittel essen normal weiter. Die Hälfte der 18-jährigen Schüler sagt, dass sie bei Stress "mehr oder weniger" esse. Theres hat festgestellt, dass "ein Großteil der Schülerschaft - wobei die Mädchen den Löwenanteil stellen - Frühsymptome einer Essstörung aufzeigt". Ihre Forderung: "An unserer Schule sollte frühzeitig mit Prävention begonnen werden, damit sich die Jugendlichen über die schwerwiegenden Folgen einer Essstörung bewusst werden."

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