Vieles hängt am größten Abnehmer

HILLESHEIM. Eine Schließung des Hochwald-Werks in Hillesheim wäre nicht nur wegen des Verlusts von rund 60 Arbeitsplätzen eine Katastrophe. Bricht die Molkerei als der weitaus größte Wasserkunde und Abwasserproduzent (und somit auch -zahler) in der Verbandsgemeinde Hillesheim weg, steigen die Gebühren für alle anderen privaten und gewerblichen Nutzer deutlich.

Klaus Eilert, Leiter der Werke der Verbandsgemeinde (VG) Hillesheim, sagt deutlich: "Ein Wegfall der Molkerei wäre nicht zu kompensieren. Klar, dass dann die Abwassergebühr und der Wasserpreis steigen." Um wie viel, wollte Eilert nicht sagen, auch wenn er bereits "Berechnungen angestellt hat, denn wir wollen auf den Tag X vorbereitet sein." Aber das sei (noch) nicht für die Öffentlichkeit bestimmt, denn zunächst gelte das Prinzip Hoffnung - dass die Molkerei weiter betrieben wird. Bestimmende Größe bei der Gebührenkalkulation

Fakt ist aber, dass die Kläranlage Hillesheim die "bestimmende Größe" bei der Kalkulation der Hillesheimer Abwassergebühren ist. Fakt ist auch, dass das Hochwald-Werk der mit Abstand größte Abwasserproduzent in der VG Hillesheim ist. Durchschnittlich leitet es nach Angaben von Eilert rund 115 000 Kubikmeter Abwasser in die Kläranlage ein. Eilert: "Das entspricht fast der Hälfte des Gesamtaufkommens an Abwasser in der Verbandsgemeinde." Im Fachjargon spricht man von "Einwohner-Gleichwerten". Mit derzeit rund 19 000 davon sei die Kläranlage "fast ausgelastet", auf annähernd 10 000 davon kommt die Molkerei. Denn bei der Berechnung werden sowohl die Menge als auch die Schadstoffbelastung des Abwassers berücksichtigt. Und letztere ist beim Molkerei-Abwasser laut Eilert "zweieinhalb Mal so hoch wie bei häuslichem Abwasser". Das wiederum bedinge einen intensiveren Reinigungsprozess. So werde das Molkerei-Abwasser stärker belüftet, was zu höheren Stromkosten führe. Alles in allem zahlt die Molkerei laut Eilert für die Abwasserbeseitigung jährlich eine "höhere sechsstellige Summe" an die VG-Werke - gesplittet in einen festen Obolus und eine Mengenabgabe. So sei das bereits vor Inbetriebnahme der Anlage vertraglich vereinbart worden. "Der Vertrag ist auf 30 Jahre abgeschlossen worden und läuft demzufolge noch bis Ende 2012", berichtet Eilert. Die Frage, die man sich bei den Werken angesichts der Schließungsgerüchte stellt, ist: Wird der Vertrag auch nach einer Werksschließung noch erfüllt? Unstrittig ist hingegen, dass ungeachtet des eingeleiteten (und bezahlten) Abwassers Fixkosten bestehen: für Personal, Analysen und die Erfüllung sonstiger gesetzlicher Auflagen. "Das ist wie mit einem Auto: Wenn ich es in der Garage stehen lasse, spare ich zwar den Sprit, habe aber die Kosten für die Anschaffung, die Versicherung, die Steuern und, und, und dennoch am Backen." Bereits bei der Entscheidung zum Bau der Kläranlage, die die Abwässer aus Hillesheim, Bolsdorf, Nieder- und Oberbettingen, Dohm-Lammersdorf und später auch aus Basberg reinigen sollte, spielte die Molkerei eine bedeutende Rolle: Sie beteiligte sich mit rund 2,8 Millionen Mark an den Investitionskosten von mehr als sechs Millionen Mark, wurde dafür direkt an die dementsprechend größer ausgelegte Anlage angebunden und konnte so auf eine komplette Werkskläranlage verzichten. Ein Wegfall der Molkerei würde auch den Wasserpreis steigen lassen, schließlich ist sie der größte Wasserkunde. Durchschnittlich bezieht sie jährlich mehr als 200 000 Kubikmeter Wasser, in Spitzenjahren gar bis zu 280 000 Kubikmeter. Nach den seit 1996 konstanten und nach Menge gestaffelten Wasserpreisen erhalten die VG-Werke für 250 000 Kubikmeter Wasser 90 000 Euro. 800 000 Kubikmeter Wasser verkaufen die Hillesheimer VG-Werke insgesamt im Jahr. Eilert sagt auch hier: "Die Kosten für die Unterhaltung unserer 186 Kilometer Wasserleitung in der VG, für die Unterhaltung der sonstigen Anlagen, die Reinigung, den Strom und das Personal haben wir mit oder ohne die Molkerei. Aber falls sie zumacht, werden wir niemanden finden, der die gleiche Menge Wasser abnimmt."

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