Vier Millionen für den Borstgrasrasen

DAUN-RENGEN. (HG) In der Nähe von Rengen bestehen noch seltene Naturschutzgebiete mit dem so genannten Borstgrasrasen. Die Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz will diese Gebiete mit Unterstützung der EU schützen.

Nicht sehr viele Teilnehmer der Veranstaltung auf der Lehr- und Forschungsstation Rengen wussten etwas mit der Bezeichnung Borstgrasrasen anzufangen. Das seltene Gras ist bei vielen Menschen kaum bekannt. Dabei war es noch bis nach dem Zweiten Weltkrieg überall in der Eifel zu finden. Denn damals war noch an vielen Stellen der Region Heideland vorhanden. Und auf diesen wächst der Borstgrasrasen. Rengen hat mit seinen Heideflächen noch heute einige dieser Gebiete, die seit vielen Jahren von Naturfreunden und Studenten der Bonner Universität gepflegt werden. 5,2 Hektar groß ist die Fläche der Rengener Heide in der Nähe des Dorfs. Die Wacholderheide "Am Rabenberg", die schon seit 1941 ein Naturdenkmal ist, ist noch einmal 1,5 Hektar groß. Zwischen den Wacholderbäumen wächst neben dem "Fleckenstieligen Hexenröhrling" (Schusterpilz) auch Borstgrasrasen, der von seinem Aussehen weit von einem richtigen Rasen entfernt ist. Borstgrasrasen sind kurzrasige Wiesen und Weiden der Mittelgebirge, die häufig auf sauren oder durch Aushagerung versauerten Böden wachsen. Das harte Gras wird vom Kühen stehen gelassen, aber von Schafen und Ziegen gefressen. "Der Lebensraum des Grases ist aber gefährdet, und die Bestände in Rheinland-Pfalz gehen zurück, obwohl viele Flächen im Land, auch hier im Kreis Daun, in den 80er- und 90er-Jahren als Naturschutzgebiete ausgewiesen wurden", erklärt Projektleiter Moritz Schmitt von der Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz. Neben der Rengener Heide sind im Fauna-Flora-Habitat-Gebiet (FFH-Gebiet) "Gerolsteiner Kalkeifel" noch Flächen bei Neroth und die Obereher Heide betroffen. Um diese Gebiete für die Nachwelt zu schützen, will die Stiftung als Projektpartner zusammen mit der Naturlandstiftung Saar sowie Organisationen aus Belgien und Luxemburg bei der EU den Projektantrag "Erhaltung und Regeneration von Borstgrasrasen Mitteleuropas" stellen. Noch ist das Projekt, das vier Millionen Euro kostet, nicht genehmigt, aber die Antragsteller sehen gute Chancen dafür. "Diese Flächen bieten Chancen, wenn man etwa vermarktungsfähige Konzepte für den Tourismus schafft", sagte Staatssekretärin Jacqueline Kraege vom rheinland-pfälzischen Ministerium für Umwelt und Forsten. Seit 15 Jahren gibt es auf den Flächen der Lehr- und Forschungsstation Rengen eine beispielhafte Kombination zwischen Naturschutz und Landschaftsschutz. In Zukunft soll der bedrohte Borstgrasrasen auf dem Gelände regeneriert und ein Grünlehrpfad eingerichtet werden. "Naturschutz wird hier durch Nutzung geschehen und nicht unter der Käseglocke stattfinden", versicherte Kraege. Allein auf den Flächen der Lehr- und Forschungsstation Rengen kommen 200 Pflanzenarten vor. Dieter Gaber, Betriebsleiter der Station, erklärte die Aufgaben und Ziele der in den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts gegründeten Station. 75 Hektar Land bewirtschaftet die Lehr- und Versuchsanstalt, die seit 1958 durch den Kauf des Landes Nordrhein-Westfalen praktisch zu dem Bundesland gehört. Die Versuchsanstalt der Uni Bonn ist für Grünlandwirtschaft zuständig.

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