Vom Nest zum Fest

DREIS-BRÜCK. Für die Christen ist Ostern das bedeutendste Fest: Es erinnert an die Auferstehung Jesu. Zahlreiche kirchliche und weltliche Bräuche und Symbole versinnbildlichen das Osterfest, bei dem immer auch die Eier eine Hauptrolle spielen.

Ob schauen, staunen, schenken oder schlicht essen: Zu Ostern gehören Ostereier. Das hat sich auch im Informationszeitalter nicht geändert. "Ostereier? Damit halten wir es wie jedes Jahr", ist die übereinstimmende Antwort der Familien bei einer die Umfrage in verschiedenen Orten im Kreis Daun.Nicht nur zu Ostern sehr begehrt

Besonders freuen sich die Kinder auf Ostern. So wie Dominik, Leon und Yannick aus Brück und die Kinder im Kindergarten Dockweiler. Wo mag wohl der Osterhase diesmal die Eier verstecken? Ostereier in leuchtendem Rot, Blau und Gelb, etwas dezenter in naturgegebenem "originalem" Lindgrün oder in verschiedenen Brauntönen. Und das ein oder andere mit einem Dekorbildchen. Helga Wirtz, begeisterte Hobby-Geflügelzüchterin, berichtet, dass naturfarbene Eier, so wie die verschiedenen Hühnerrassen sie legen, nicht nur zu Ostern sehr begehrt seien. Wie eben die lindgrünen Eier mit gleichzeitig reduziertem Cholesteringehalt. Früher schon hätten die Hausfrauen die Eier - damals meist aus Mangel an künstlichen Farben im Gegensatz zum heutigen Naturbewusstsein - "naturgefärbt": mit Karottenwasser, Spinatwasser, Rote-Beete-Wasser oder im Zwiebelschalen-Sud, erzählt Gisela Clausen aus Dreis. Bis vor gut zwei Jahren hatte sie einen Gemischtwarenladen. Sie erinnert sich, dass die bekannten "Heitmann"-Eierfarben als Blättchen, Stifte oder Tabletten schon vor rund 50 Jahren zum Sortiment des Familiengeschäfts gehörten. Ob naturgefärbt oder auf einem Umweg ins Farbbad: Auf jeden Fall kommt vor dem Osternest irgendwo das Hühnernest. Adolf Maas (75) aus Dreis erzählt: "Früher kamen die Ostereier meist aus dem eigenen Hühnerstall. Dann zweigte die Mutter in den Wochen vor Ostern vom - oft sehr bescheidenen Ertrag - täglich ein paar Eier ab, damit wir genügend Ostereier hatten." Er stellt heraus, dass das Ei früher wie heute sehr große Bedeutung als eines der wichtigsten Lebensmittel hat. So auch als Zutat zu zahllosen Speisen. Eier seien stets wertvoll, auch wenn sie das Jahr über keine außergewöhnliche Beachtung fänden. Maas erzählt weiter von Sitten und Bräuchen rund ums Ei. Früher sei es in katholischen Gegenden Pflicht gewesen, dass zu Ostern die Beichte ablegt wurde. Dazu musste man dem Pfarrgeistlichen Beichteier mitbringen. Der Pastor verschenkte wiederum die meisten Eier an seine "Mitarbeiter" wie Messdiener und Küster sowie die Kinder armer Leute. In Brück ist dieser Brauch noch bis in die 80-er Jahre gepflegt worden, wie in der Chronik des Dorfes zu lesen ist.Belohnung für die Klapperkinder

Weitere Aktivitäten rund um Ostern und Ei sind Spiele wie Eierkippen (-ditschen), Eierwerfen und Eierschibbele, die aber fast schon in Vergessenheit geraten sind. Bekannt sind Eierläufe und Eierlagen wie in Neroth. Auch das Kläppern (mancherorts auch Klappern genannt) der Kinder an den Kartagen hat Tradition. Statt der schweigenden Morgen-, Mittag- und Abendglocken soll es die Menschen an die Gebetszeiten erinnern. In einem Dorf gibt es hierbei eine recht unkonventionelle Neuerung: In Ahütte hat das Kläppern vorerst eine Frauengruppe übernommen, erzählt Monika Hilgers. Hintergrund: "Wir möchten das Brauchtum aufrecht erhalten, bis wieder genügend Kinder aus den altersentsprechenden Jahrgängen nachrücken." Die Jugend erhält für ihren Kläpper-Dienst nach altem Brauch Eier.

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