Vom Tagelöhner zum Spezialisten

GEROLSTEIN. Die Forstverwaltung Gerolstein ist mit dabei beim großen Festumzug im Rahmen der Stadtrechtsfeiern. Die Forstleute demonstrieren "Waldarbeit vor 50 Jahren und heute".

 Der "Harvester" in Aktion: Moderne Computertechnik ersetzt viel Handarbeit. Das Führerhaus eines Vollernters gleicht einem Flugzeug-Cockpit.Foto: Brigitte Redwanz

Der "Harvester" in Aktion: Moderne Computertechnik ersetzt viel Handarbeit. Das Führerhaus eines Vollernters gleicht einem Flugzeug-Cockpit.Foto: Brigitte Redwanz

Für den Gerolsteiner Stadtwald mit einer Größe von 1460 Hektar sind heute lediglich drei Stammarbeiter eingestellt. Sie leisten die Arbeit, wofür vor 50 Jahren mehr als 20 Leute beschäftigt waren. Jahrhundertelang stand der Waldarbeiter meist auf der untersten Sprosse der sozialen Stufenleiter. Er hatte oft keinerlei Ausbildung. Erst mit der Erfindung der Motorsäge wurde aus dem Tagelöhner, der mit Axt und Säge sein Brot in oft 60 Stunden pro Woche verdiente, der ausgebildete Maschinenführer.Siegeszug der Motorsäge

Revierleiter Ewald Michels: "In den fünfziger Jahren hat ein Mann an einem Baum fast einen ganzen Tag gearbeitet. Er schaffte in der Stunde 0,2 bis 0,3 Festmeter, gefällt, entastet und vermessen. Der Siegeszug der Motorsäge ermöglicht bald eine Stundenleistung von ein bis 1,5 Festmetern pro Mann."Für die heutigen Waldarbeiter gibt es seit 1975 den Berufsabschluss Forstwirt und Forstwirtschaftsmeister. Der Forstarbeiter ist ein Spezialist als Maschinenführer für das Fällen sehr starker Hölzer und im Bereich der Klettertechnik.Günter Hebben und Harald Göres sind "akkreditierte Kletterer" und gehen mit ihren Motorsägen in die Baumkronen, um Äste abzusägen. Die Forstarbeiter erfüllen Sonderaufgaben, auch in städtischen Bereichen wie Mühlenwäldchen, Löwenburg und Munterley.Nicht nur der Mensch wurde durch Technik ersetzt. Das Rückepferd verlor im Wandel der Zeit ebenfalls zunehmend an Bedeutung.Es leistete früher schwerste Arbeit und zog die gefällten Bäume bis an den Waldrand hinaus. Doch ganz weg zu denken aus der Forstwirtschaft ist es heute immer noch nicht. Die Arbeit mit dem Rückepferd wird beispielsweise in Naturschutzgebieten eingesetzt, weil es weniger Schäden hinterlässt als Maschinen. Es muss heute nur noch kurze Wege gehen und die Baumstämme "vorlegen", das heißt, sie bis zur nächsten Rückegasse ziehen. Von einem Rückeschlepper mit Kran und Zange ausgerüstet wird das Holz aus der Rückegasse gefahren und dann aufgestapelt.Für diese Arbeiten werden heute Rückepferde und Fuhrmann ausgeliehen. Mit dem Einzug der Vollerntetechnik wird heute die mühsame Arbeit von Mensch und Tier gänzlich ersetzt. Der so genannte "Harvester" ist ein computergesteuertes Gerät.Zuschnitt auf Kundenwunsch

Ein zehn Meter ausladender "Arm" greift den Baum im Wald, fällt ihn, entastet ihn und zersägt ihn in Stücke. Die Länge richtet sich nach der Stammdicke oder nach Kundenwunsch. Maschinenführer Adolf Monshausen fährt einen solchen Vollernter und erklärt: "Wer dieses Gerät beherrschen will, benötigt mindestens ein Jahr. Moderne Computertechnik erinnert im Führerhaus an ein Cockpit im Flugzeug." Ein 400 000 Euro teurer Harvester schafft pro Tag 100 Festmeter. Modernste Technik machte die Holzwirtschaft in den vergangenen Jahren zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor. So verkauft Gerolstein Holz in die ganze Welt: Buche nach China, Eiche nach Indonesien und Frankreich (für den Weinausbau in Barrique-Fässern) und Douglasie nach Japan.

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