Vom zaghaften Umgang mit einem Juwel

GEROLSTEIN/DUPPACH. Um sich ein genaueres Bild von den Ausgrabungen aus der Römerzeit in Duppach-Weiermühle zu machen, die in der Fachwelt für Aufsehen gesorgt haben, hat der Haupt- und Finanzausschuss der Verbandsgemeinde Gerolstein Grabungsleiter Peter Henrich zu einem Vortrag eingeladen.

Um es vorab zu sagen: Einen Beschluss darüber, wie die zutage geförderten Fundstücke künftig präsentiert und touristisch genutzt werden sollen und welchen finanziellen Beitrag die Verbandsgemeinde Gerolstein dazu leisten will, wurde bei der Ausschusssitzung nicht gefasst. Wohl aber erfüllte der Vortrag des Experten seinen Zweck, den politischen Entscheidungsträger im Gerolsteiner Land - verständlicherweise allesamt archäologische Laien - die Dimension der Funde aus der Römerzeit - Reste einer Villa, ein monumentales Grabmal, ähnlich der Igeler Säule, ein Brennofen und zahlreiche Skulpturenfragmente - ein Stück weit näher zu bringen. Grabungsleiter Henrich (siehe Interview) ging dabei neben einer wissenschaftlichen Einschätzung der Funde auf die bisher geleistete Arbeit und das registrierte öffentliche Interesse ein. Dabei feierte er die Funde denn auch immer wieder in höchsten Tönen und schmückte sein Referat mit dem ein oder anderen Superlativ aus. Das reichte von "sensationell" über "herausragend" bis hin zu "einzigartig". Der Schwerpunkt seiner Ausführungen aber lag auf der geplanten Fortführung der Arbeiten, den Kosten und den touristischen Nutzungsmöglichkeiten der Grabungsstelle. Diese Themen standen erwartungsgemäß auch im Mittelpunkt des Interesses der Ausschussmitglieder. Nach 16 Wochen Grabung in den vergangenen beiden Jahren werden die Arbeiten am Rande des Trockenmaars in Duppach-Weiermühle nach Auskunft des Archäologen auch in diesem Jahr fortgesetzt. Henrich: "Im Juli und August diesen Jahres werden wir weitere sieben Wochen graben." Zudem sei von 2004 bis 2006 die wissenschaftliche Bearbeitung der Fundstücke geplant. Das reicht von der Reinigung über die Analyse der Zusammensetzung, der zeitlichen und kulturgeschichtlichen Einordnung bis hin zur Katalogisierung. Erst anschließend komme die "hochwertige Präsentation der Fundstücke" in Frage, sagte Henrich. Die Finanzierung der etwa 80 000 Euro teuren wissenschaftlichen Auswertung der Funde ist laut Henrich durch eine Stiftung gesichert. Für die in diesem Jahr anfallenden Kosten von 20 000 Euro für Grabung und wissenschaftliche Betreuung kommen nach Auskunft des Grabungsleiters die Fritz-Thyssen-Stiftung (17 500 Euro) und der noch junge archäologische Förderverein Duppach (2500 Euro) auf. Dennoch fehlen laut Henrich für dieses Jahr noch rund 4500 Euro für die Unterbringung des Grabungsteams und die Beschäftigung einer studentischen Hilfskraft für die Ausgrabungszeit. Henrichs überraschender Antrag an die Verbandsgemeinde, diese Kosten zu übernehmen, wurde aber zunächst einmal vertagt. Auch an die Ortsgemeinde Duppach wurde erneut von einigen Ratsmitgliedern der Appell gerichtet, sich finanziell an dem Vorhaben zu beteiligen, bevor die Verbandsgemeinde erneut Geld zur Verfügung stellt. Allen voran beschwor Maria Surges aus Duppach: "Ich kann nur hoffen, dass im Ort bald gesehen wird, was geleistet wird, welches Potenzial dort vergraben liegt und welche Bedeutung das Projekt - auch für den Ort - hat." Theo Wawers, Duppachs Ortsbürgermeister und Ausschussmitglied, sicherte denn auch die Bereitschaft der Ortsgemeinde zum Grundstückserwerb zu.

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