Von Auflagen und Absprachen

DAUN/KELBERG/ÜXHEIM. Ein Urteil und keine Folgen: Nach dem Spruch des Bundesverwaltungsgerichts zur Beförderung von Kindergartenkindern wird sich im Kreis Daun an der bisherigen Praxis wohl nichts ändern.

Jetzt ist es amtlich: Während der Fahrt zum Kindergarten haben die Landkreise die Aufsichtspflicht für die Jungen und Mädchen in den Bussen. Das Bundesverwaltungsgericht hat damit ein Urteil des Oberverwaltungsgerichts Koblenz zu einer Eltern-Klage aus dem Kreis Trier-Saarburg bestätigt (der TV berichtete). An der bisher geübten Praxis im Kreis Daun wird der Richterspruch nichts ändern. "Das Urteil entspricht der Rechtslage. Der Kreis kommt mit seinen Maßnahmen der Verpflichtung, die Kinder sicher vom Wohnort zum Kindergarten zu bringen, nach. Mehr können wir nicht tun", sagt Dauns Landrat Heinz Onnertz auf TV -Anfrage. Insgesamt ist eine große Zahl im Flächenkreis Daun auf den Bus angewiesen. Nach Angaben der Kreisverwaltung nutzen ihn mehr als 900 Kinder jeden Tag für den Weg zum Kindergarten. Kreis Daun hat Regeln festgelegt

Wie lauten die von Onnertz angesprochenen Maßnahmen? Die Kinder steigen nur vorne in den Bus ein und wieder aus damit der Fahrer direkt zur Stelle ist, wenn Hilfe gebraucht wird. Jedes Kind hat darüber hinaus einen Sitzplatz, und die Routen werden so festgelegt, dass lediglich Schulkinder der 1. und 2. Klasse mitfahren, um die Kleinsten vor möglichen Rangeleien älterer Schüler "in Schutz" zu nehmen. Außerdem können Eltern kostenlos im Bus mitfahren, wenn sie das wünschen. Vor ein paar Jahren hatte der Kreis den Schul- und Kindergartenverkehr in den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) integriert. Damals wurden Befürchtungen und Ängste laut. Die Sorge von Eltern bezog sich auf "Alltagsgefahren": Kinder könnten die Orientierung angesichts größerer Busse und mehr Haltestellen im Vergleich zum Kindergartenbus verlieren, die Regeln des Kreises wurden zuweilen als "wirklichkeitsfremd" klassifiziert. Doch in den meisten Fällen bleibt der Kummer offenbar unbegründet. Beschwerden werden wenig vorgetragen, auch wenn immer wieder einmal vereinzelt Probleme auftauchen. Ebenso ist der Ruf nach einer offiziellen Begleitperson in jedem Bus seltener zu hören, "auch wenn die Eltern dagegen sicher nichts einzuwenden hätten", wie Renate Kaßler, Leiterin des Kelberger Kindergartens, bemerkt. "Seit der ÖPNV-Umstellung hat sich die Situation für uns verbessert", sagt Klara Heinz, Leiterin des Kindergartens in Üxheim. Früher seien mittags zwei Busse gefahren, jetzt seien es vier. Die Folge: Dank kürzerer Routen säßen die Kindergartenkinder mehr als 90 jeden Tag statt 30 Minuten nur noch maximal 15 Minuten im Bus. "Das macht den Umgang einfacher", sagt Heinz. Außerdem würden nur noch Kinder bis zur zweiten Klasse mitfahren, früher seien auch noch die älteren Grundschüler mit an Bord gewesen. Kinder helfen sich gegenseitig

Von ähnlichen Begleitumständen berichten Doris Simonis und Elke Heffelink, Leiterinnen der Kindergärten Gillenfeld und Strohn. Aus den umliegenden Orten hätten die Kindergartenkinder morgens den Bus sogar fast für sich allein. Entscheidend sei, die Kinder während der Fahrten und auf dem Weg zum Bus lückenlos im Blick zu haben. Grundlage dafür: gute Absprachen zwischen Busunternehmen, Kindergärten und Eltern. "Die Eltern bringen ihre Kinder morgens zum Bus, der dann direkt an unserer Einfahrt hält, wo wir sie in Empfang nehmen. So kann keiner verloren gehen", schildert Kaßler den täglichen Ablauf. Ein Lob zollt sie den Busfahrern der Rhein-Mosel-Verkehrsgesellschaft: "Die RMV hat ihnen die Auflagen gegeben, keine Kinder aus dem Bus zu lassen, die nicht abgeholt werden. Sie haben eine Kontrollfunktion, und die üben sie auch aus." Hinzu kommt laut Heinz, dass gerade entlang der Dörfer die Busfahrer die Kinder kennen und wissen, wo sie aussteigen müssen. Natürlich, gibt Simonis zu bedenken, könne der Busfahrer nicht in jeder Sekunde ein Auge auf die Kinder haben, da er sich auf den Verkehr konzentrieren müsse. Deshalb helfen sich auch die Kinder gegenseitig. Ältere Geschwister würden häufig auf ihre kleineren Brüder oder Schwestern aufpassen, sagt Simonis, ebenso wie Sonja Heinen, Leiterin des Kindergartens in Meisburg. Und für den Fall, dass Busfahrer mal wechseln, hat Leiterin Marlene May vom Kindergarten Uersfeld einen Trick parat: "Die neuen Kindergartenkinder bekommen von uns immer verschiedenfarbige Punkte ausgeteilt, die auch in den Bussen hängen. So weiß jedes Kind, in welchen Bus es muss." Außerdem gibt die langjährige Leiterin den Eltern in einem Info-Schreiben Tipps, wie sie ihre Kinder auf die Busfahrt vorbereiten sollten.

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