Von Hochgeschwindigkeit bis Schneckentempo

Daun · Von einer Datenautobahn sind einige der acht Dauner Stadtteile noch weit entfernt. Aussicht auf Besserung besteht für Waldkönigen und Gemünden. Die Firma Inexio hat eine kostenlose Erschließung angeboten, wenn genügend Bürger zu diesem Anbieter wechseln.

Daun. Es ist erst ein paar Tage her, da wurde in Wittlich der symbolische Startknopf für Hochgeschwindigkeitsinternet auch in Teilen der Stadt Daun gestartet. Bis zu 100 Megabit (Mbit) sind in den Haushalten möglich, die einen Kabelanschluss haben. 100 Mbit: ein Tempo, von dem vor allem viele Stadtteile noch ganz weit entfernt sind. Und auch noch weit entfernt von der Zielvorgabe der Bundesregierung, dass 2018 alle Bürger über mindestens 50 Mbit verfügen können.
Beispiel Daun-Steinborn: Stefan Höllen hatte unlängst in einem Leserbrief an den TV die Situation im Dauner Stadtteil geschildert. "Wir haben hier nur eine Zwei-Mbit-Leitung, die aber nur 785 Bit bringt! Sechs Mbit oder 16 Mbit sind gar nicht möglich, hiervon können wir nur träumen".
Maß der Dinge für das Land


Auch die SPD-Stadtratsfraktion beklagt die "Zweiklassenwelt" in Daun: gute Versorgung in der Kernstadt und beispielsweise in Boverath, schlechte Bedingungen in Rengen oder Waldkönigen, wo es Internet "nur in den langsamsten Varianten" gebe. Auf Antrag der SPD hat sich nun der Stadtrat mit der aktuellen Situation befasst.
Die vom Steinborner Stefan Höllen erwähnte Leistung von zwei Mbit ist derzeit noch das Maß der Dinge - für das Land. Denn ist eine solche Geschwindigkeit in einem Ort verfügbar, gilt er nach Mainzer Definition als "versorgt". Das sind in Daun - nach einer Untersuchung des TÜV Rheinland - die Stadtteile Boverath, Neunkirchen, Pützborn, Weiersbach und Steinborn. Zweifel an den Ergebnissen hat allerdings der Steinborner Ortsvorsteher Hermann Gehrmann. Er sprach in der Stadtratssitzung von einer "willkürlichen Annahme" des TÜV. Steinborn sei keineswegs "versorgt", teilweise seien nur wenige Hundert Bit verfügbar.
Werbetrommel wird gerührt


Definitiv unterversorgt sind derzeit die Stadtteile Waldkönigen, Gemünden und Rengen. Für Waldkönigen und Gemünden gibt es aber Aussicht auf schnelles Internet. Für sie gibt es das Angebot der Firma Inexio einer kostenlosen Erschließung, wenn eine bestimmte Anzahl von Vorverträgen abgeschlossen wird. Konkret bedeutet das: 75 Verträge in Waldkönigen, 20 in Gemünden. Nach Auskunft von Bernhard Kläs, dem Ortsvorsteher von Waldkönigen, gibt es derzeit rund 50 Verträge. Er rührt weiter die Werbetrommel für das Angebot der Firma aus dem Saarland, die schon in mehreren Orten in der Verbandsgemeinde Daun aktiv ist.
Auch in Gemünden tut sich noch eine Lücke auf: Vergangene Woche lagen erst zwei Verträge vor. In beiden Orten gibt es in Kürze Beratungsveranstaltungen, um an das Ziel zu kommen, künftig über eine Internetbandbreite von zumindest 16 bis 25 Mbit verfügen zu können.
Ein Sorgenkind in Sachen Internetversorgung ist der Stadtteil Rengen, wo kein Anbieter wie in Gemünden und Waldkönigen in Sicht ist. Immerhin: Seit dem 1. Juli können auch für Stadtteile Anträge auf Förderung durch das Land gestellt werden, was vorher nicht möglich war.
Für Rengen wird ein entsprechender Antrag vorbereitet. Ob der Stadtteil zum Zug kommt, entscheidet zunächst die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion Trier.Extra

Die Buchstabenkombination DSL ist die Abkürzung für die englische Bezeichnung Digital Subscriber Line, auf Deutsch Digitaler Teilnehmeranschluss, und bezeichnet eine Verbindungsart, mit der Telefone und Computer ans öffentliche Netz zur Datenübertragung angeschlossen werden können. Die Zahl (1000er, 2000er, 16 000er, 50 000er) gibt die maximale Geschwindigkeit an, mit der Nutzer Daten aus dem Internet empfangen können. Je höher die Zahl, desto schneller läuft die Datenübertragung. Ausgebaut wird derzeit beispielsweise das VDSL-Netz, das Geschwindigkeiten bis 100 Megabit pro Sekunde ermöglicht. sts

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