Von Zügen und Menschen

GEROLSTEIN. (fs) Die Ausstellung "Gerolstein und sein Bahnhof" zeigt Fotos von Gerolstein und besonders vom Bahnhofsgelände und dokumentiert so die Stadtgeschichte der vergangenen 100 Jahre.

Staunend standen die Gäste der Ausstellung "Gerolstein und sein Bahnhof" um die Stellwände herum, und das bereits vor der Eröffnung im Rathaus. "So habe ich mein Schatzkästlein geöffnet und zeige einen Teil der Bild- und Fotodokumente", sagte Wolfgang Meyer bei seiner Ansprache. Mit seiner jahrzehntelangen Sammelleidenschaft hat Meyer einen Fundus von beträchtlichem Wert für die Stadtgeschichte gehortet. Bei einem zufälligen Blick in die Schaufensterauslagen des bekannten Fotografen Fredy Lange entdeckte er das Foto einer Dampflok. Damit begann die Leidenschaft Die Augen offen halten und alte Fotos der Gerolsteiner Eisenbahngeschichte erwerben, wurde zum Hobby. Seit den 60er Jahren füllten sich so Meyers Foto- und Ansichtenmappen. Bürgermeister Matthias Pauly begrüßte die über 60 Menschen und bekannte sich ebenfalls zur Faszination Eisenbahn. Er hob die gelungene, historische Kombination von Stadt und Eisenbahn hervor, da die Bilder gleichzeitig die fortschreitende städtische Entwicklung zeigen. Die kontinuierlich angeordneten 240 Stücke ließen die Zuschauer - gleich einem Filmvortrag - von 1871 mit Beginn der deutschen Kaiserzeit bis in das Zeitalter der Demokratie blicken. Die Arbeiten im Bahnhofsbereich von 1870 und eine Fuhrhalterei gleich nebenan sind auf den ersten Bildern der Ausstellung zu sehen. Aufnahmen von 1880 zeigen das Bahnhofsgebäude, umgeben von den kahlen und unbebauten Hängen der Munterley. Das Bild dokumentiert den kaiserlicher Besuch bei der Grundsteinlegung der Erlöserkirche. Betroffen machen dagegen Fotos, die die Auswirkungen der verheerenden Bombenangriffe zeigen. In der Nachkriegszeit kehrt das Leben auf das Bahnhofsgelände zurück: Bilder von Reisenden, unterschiedlichen Lokomotiven bis hin zu Gleisbauarbeiten. "Kaum eine andere Stadt verfügt über eine Eisenbahngeschichte, die zugleich den Anstieg der Einwohnerzahl und den Ausbau unserer Stadt dokumentiert", erläuterte Stadtbürgermeister Georg Linnerth in seinem Grußwort. Mit dem Beginn der Bahngeschichte habe sich der Ort vom "Flecken von einst" zur pulsierenden Stadt entwickelt. "Im Jahr von 50 Jahre Wiederverleihung der Stadtrechte ist es angebracht, diese einmaligen historischen Dokumenten der Öffentlichkeit zu präsentieren", sagte Linnerth. Auch wäre es wünschenswert, die Sammlerstücke in gebundener Form anzubieten. Die erwartungsvollen Zuschauer gerieten alsbald in angeregte Diskussionen: "Ja, das ist doch" und "Erkennst du das noch?" Renate Marquardt strahlte: "Als Gerolsteinerin interessiert mich das. Einfach super. Wie viel Arbeit dahinter steckt, kann man als Außenstehender nur erahnen." Während der Führung erzählte Meyer, dass er sich seit den 70er Jahren alle zehn Jahre zur Löwenburg und zur Munterley begibt, um seine Stadt zu fotografieren. "Das Ganze hier werde ich mir noch mal im Detail anschauen, denn da stecken viele Erinnerungen drin, und manches ist für immer verloren gegangen", sagte Rudi Schmitz nachdenklich, ebenfalls aus Gerolstein. Der historische Bilderbogen vom Eisenbahnbau bis zum Ende der Dampflokzeit ist bis zum 16. September im Foyer des Rathauses zu besichtigen.

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