Warten aufs Christkind

Der Heilige Abend ist ein besonderer Tag, nicht nur wegen des traditionellen Beschenkens, sondern auch, weil er ein ruhiger, stiller Tag sein soll, auch wenn er kein gesetzlicher Feiertag ist.

Daun. Noch aus dem antiken Kalender stammend, gilt bis heute für die christliche Kirche, dass ein Tag mit dem Sonnenuntergang endet und der nächste bereits beginnt. Somit gehörte der Abend des 24. Dezember bereits zum Weihnachtstag.

Es war demnach ungeschriebenes Gesetz, sich auf dieses hohe Fest der Geburt Christi würdig vorzubereiten, auch mit der Familie. Bis gegen Mittag des Heiligen Abends waren Haus, Hof und Straßen gereinigt, anschließend nahm man ein Bad. Es folgte noch vor 18 Uhr eine einfache Mahlzeit, meist Kartoffelsalat mit Würstchen, damit man nach sechs Stunden wieder nüchtern war, um in der Christmette kommunizieren zu können.

Jahundertealte Überlieferungen



Für uns Kinder kam dann der aufregendste Teil des Tages, der beleuchtete Weihnachtsbaum und die Bescherung durch das Christkind, dem es immer gelang, heimlich seine Geschenke in unserem Haus abzustellen, ohne dass wir es sahen - ganz gleich wie aufmerksam wir auf sein Erscheinen lauerten. Aber das kleine Glöckchen klingeln, das hörten wir jedes Jahr, auch wenn merkwürdigerweise just zu dieser Zeit unsere Mutter sich gerade außerhalb der Stube befand.

Die Zeit bis zur mitternächtlichen Mette wurde oft überbrückt durch Erzählungen und Geschichten, die nicht nur von dem biblischen Bericht der Jesusgeburt kündeten, sondern auch oft vom Glauben und Aberglauben, vom Brauch und jahrhundertealten Überlieferungen. Wie aufgeregt waren wir Kinder, wenn berichtet wurde, dass in dieser Nacht voller Wunder selbst Tiere sprechen konnten oder Christrosen auf geheimnisvolle Art und Weise erblühen. Unheimlich wurde es bei Berichten von Menschen die in jener geweihten Nacht frevlerisch arbeiteten, Alkohol tranken oder Karten spielten, bis der Teufel als schwarzer Hund erschien. Und es musste wahr sein, denn meist wurden sogar quasi als Beweis Dorf- oder Personennamen genannt. Und selbst die sonst so abgeklärte Mutter war sich sicher, dass man bis zum Dreikönigstage keine Wäsche waschen und aufhängen dürfe, damit nicht böse Mächten deswegen im kommenden Jahr dem Haus Unglück oder Tod brächten.

Von solchen zahlreichen Sagen und Legenden hat der Steinguthändler Peter Zirbes aus Landscheid Mitte des 19. Jahrhunderts eine sehr bekannte in Reimform gefasst, die in vielen Dörfern erzählt wird:

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort