Was bringt mich auf die Palme?

Nicht Schärfung oder Effektivierung des Jugendstrafrechts, sondern Prävention in der Schule: Darauf setzt das Geschwister-Scholl-Gymnasium (GSG) landesweit beispielhaft seit vielen Jahren. Jetzt fand zum zehnten Mal ein Deeskalationstraining für die neunten Klassen statt.

 Zum Deeskalationstraining der neunten Klassen des GSG Daun gehört das „Elefantenspiel“: ohne Gewalt eine Gruppe auseinander nehmen. TV-Foto: Brigitte Bettscheider

Zum Deeskalationstraining der neunten Klassen des GSG Daun gehört das „Elefantenspiel“: ohne Gewalt eine Gruppe auseinander nehmen. TV-Foto: Brigitte Bettscheider

Daun. (bb) Nicht Mathe, Bio oder Erdkunde stehen an diesem Schultag auf dem Stundenplan der neunten Klassen, sondern das Thema Gewalt. Gefragt wird: Was bringt mich auf die Palme? Was ist Gewalt? Wie gehe ich mit ihr um? Was kann ich gegen sie tun? Lösungen werden gesucht in Diskussionsrunden, Medienanalysen, eigenen Erfahrungen und Rollenspielen mit Situationen aus dem eigenen Alltag. "Immer wieder beliebt bei den Schülern und besonders aufschlussreich sind das ,Elefantenspiel' und das ,Statuenbauen'", erklärt Oberstudienrätin Ursula Schillen. Sie leitet gemeinsam mit Oberstudienrat Klaus-Peter Gärtner das Präventionsprojekt am GSG und wird dabei von weiteren Präventionskräften aus dem Kollegium und von Polizeibeamten aus Daun unterstützt. Beim Elefantenspiel bilde eine Gruppe eine geschlossene, elefantenähnliche Einheit, die andere Gruppe habe die Aufgabe, den Elefanten wieder auseinander zu nehmen; einzige Regel: keine Gewalt! Beim Statuenbauen werde ohne Sprache mit dem Körper eine Szene dargestellt - etwa die Fahrt mit dem Bus, in dem eine Ausländerin "angemacht" wird. Leiter des Deeskalationstrainings für die neunten Klassen ist Kriminalhauptkommissar Hubert Lenz von der Polizeidirektion Wittlich.Immer mehr rückten neben der körperlichen Gewalt die psychischen Angriffe in den Mittelpunkt des Schüleralltags und entsprechend auch in das Deeskalationstraining, berichten Ursula Schillen und Klaus-Peter Gärtner aus ihren langjährigen Erfahrungen. Hauptanliegen sei, dass sich die Jugendlichen kritisch mit der Gewaltthematik und mit Handlungsalternativen bei auftretenden Konflikten auseinander setzten. Das Konzept stehe dabei im wesentlichen auf zwei Säulen: bei Konflikten eine gewaltfreie Strategie zu bevorzugen und zu erkennen, dass Nichtstun Mitmachen bedeute. Dabei wirke sich auch die Fächer übergreifende Thematisierung günstig aus. "Wir beobachten tatsächlich einen sensibleren und faireren Umgang miteinander", erklären die Projektleiter. HINTERGRUNDDie Prävention steht unter dem Motto "Kinder und Jugendliche stark machen". Die Projekte sind für das fünfte bis neunte Schuljahr konzipiert und beginnen mit PROPP (PROgramm zur Primär-Prävention) und EASI (Erlebnis-Aktion-Spass-Information) in der Orientierungsstufe. Schwerpunkte in der Klassenstufe sieben und acht sind Sucht- und Gewaltvorbeugung mit dem Programm PIT (Prävention Im Team), das vom Auf- und Ausbau von Selbstbewusstsein, Selbstwertgefühl und Eigenverantwortlichkeit bis zum Wecken von Verantwortung für gefährdete Mitschüler reicht. Dritter Baustein ist das Deeskalationstraining für die 14- und 15-Jährigen in den neunten Klassen. Kontakt: Geschwister-Scholl-Gymnasium Daun, Bitburger Straße, 54550 Daun, Telefon 06592/3936, oder Polizeidirektion Wittlich, Beauftragter für Jugendsachen, Kriminalhauptkommissar Hubert Lenz, Zur Polizeischule, 54516 Wittlich, Telefon 06571/9152527, E-Mail: pdwittlich.bfj@polizei.rlp.de. (bb)

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