Wasser contra Erdwärme

GEROLSTEIN/DREIS/DAUN. Die drei Mineralbrunnen im Kreis Daun haben ihre Quellgebiete sichern lassen. Vorreiter beim Verbot für Bohrungen nach Erdwärme war der Gerolsteiner Brunnen.

 Walter Seurer, Koordinator technischer Leitstand beim Gerolsteiner Brunnen, zeigt eine von 21 Quellen des Gerolsteiner Brunnen. Zum Schutz des Mineralwassers sind Bohrungen nach Erdwärme für Häuslebauer im Quellgebiet der Gerolsteiner Mulde verboten worden.Foto: Gabi Vogelsberg

Walter Seurer, Koordinator technischer Leitstand beim Gerolsteiner Brunnen, zeigt eine von 21 Quellen des Gerolsteiner Brunnen. Zum Schutz des Mineralwassers sind Bohrungen nach Erdwärme für Häuslebauer im Quellgebiet der Gerolsteiner Mulde verboten worden.Foto: Gabi Vogelsberg

"Wir haben in der mehr als 100-jährigen Firmengeschichte für unsere 21 Quellen nicht so viel gebohrt, wie 2002 und 2003 die Bauherrn für Erdwärme-Heizungen. Da sind mehr als 2,5 Kilometer zusammen gekommen. Unser Quellgebiet würde ja demnächst wie ein Schweizer Käse aussehen", sagt Bernd Engelhaupt, technischer Geschäftsführer beim Gerolsteiner Brunnen. Immer neue Bohrtürme in der Gerolsteiner Mulde ließen bei dem Traditionsunternehmen vor drei Jahren die Alarmglocken schrillen.Zwar sei jede Bohrung nach Erdwärme von der Kreisverwaltung zu genehmigen, aber die Areale waren nicht entsprechend gesichert. "Bei der Dauner Kreisverwaltung konnte man unsere Sorgen wegen Verunreinigungen des Tiefenwassers nachvollziehen. Gemeinsam sind wir dann ans Mainzer Umweltministerium heran getreten", berichtet Engelhaupt.Mit geologischen Gutachten, die Gerolsteiner erstellen ließ, wurde das Quellgebiet in drei Schutzzonen aufgeteilt. Im Kern, quasi die Gerolsteiner Mulde, ist seit 2004 das Bohren nach Erdwärme strikt verboten. Im erweiterten Gebiet ist das Bohren mit Auflagen verbunden. Von den gut 20 Erdwärmepumpen, die vorher in dem Gebiet gebaut wurden, gehe nach wie vor Gefahr aus, sagt Engelhaupt: "Es ist zu befürchten, dass bei einigen Scharlatane am Werk waren, weil die Bohrungen zu Billigstpreisen gemacht wurden. Das sitzt uns natürlich im Genick, und deshalb haben wir auch keine Ruhe gegeben, bis die Regelung in Mainz getroffen wurde." Ein Häuslebauer, der die Bohrung nach Erdwärme vor dem Landgericht Trier erkämpfen wollte, kapitulierte vor einigen Monaten angesichts des Schadensrisikos. Der technische Geschäftsführer macht klar: "Er hätte unstrittig den ganzen Schaden zu tragen gehabt. Wir hätten auf jeden Fall mit einer einstweiligen Verfügung reagiert."Für die Mineralbrunnen-Unternehmen sind nicht die Bohrungen in den Oberflächen- oder Grundwasserschichten das Problem, sondern die Gefahr, dass durch die Bohrung Grund- und Tiefenwasser gemischt werden. Mineralwasser wird nämlich aus dem Tiefenwassersektor gewonnen.In der Gerolsteiner Mulde ist - je nach Gelände - die Grenze zwischen Grund- und Tiefenwasser sehr unterschiedlich. In Lissingen beginnt die Tiefenwasserzone bei 30 Metern, bei Rockeskyll schon bei zehn Metern. Durch die Unterschutzstellung gehen den Heizungsbauern der Region Aufträge verloren. Der Tenor in der Branche: "Wir müssen uns beugen und bieten Alternativen an." Für horizontal eingebrachte Wärmepumpen würde nur in 1,20 Meter Tiefe gearbeitet. Allerdings müsse mindestens ein Areal von 200 Quadratmetern zur Verfügung stehen. Eine weitere Alternative: thermische Solaranlagen. Es galt die konkurrierenden Interessen - Tiefenwasserschutz contra Erdwärmenutzung, Arbeitsplätze und hohe Umsätze contra Einbußen - bei den Heizungsbauern in Einklang zu bringen.Auch andere Mineralwasser-Unternehmen folgen dem Gerolsteiner Beispiel. So ließ sich die Nürburg-Quelle in Dreis auch ins "Schutzprogramm" aufnehmen. Prokurist Herbert Bauer: "Allerdings gab es hier keine Rechtsstreite, und es liegen auch keine Anträge für Bohrungen vor." Karl-Heinz Groß, Geschäftsführer beim Dauner Sprudel, hofft auf eine Ausweisung des Gebiets in den nächsten Monaten. Er befürchtet in der Zwischenzeit keine Probleme bei etwaigen Anträgen, denn "die Zusammenarbeit mit den Genehmigungsbehörden vor Ort ist hervorragend".

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