Weiße Engel in roten Flitzern

GEROLSTEIN. Die "weißen Engel mit den roten Flitzern" - die Mitarbeiterinnen der Sozialstation St. Martin - helfen seit 25 Jahren kranken und pflegebedürftigen Menschen. Die meisten der mehreren tausend Patienten, die bisher versorgt wurden, sind Senioren.

Rund 200 Patienten in den Verbandsgemeinden Gerolstein, Hillesheim und Obere Kyll versorgen die 40 Schwestern der Caritas-Sozialstation momentan. Etwa jeder vierte Patient lebt alleine. Die Patienten nehmen meist mehrere Angebote der Sozialstation in Anspruch. So auch Marianne Dienhart aus Müllenborn. Sie lebt seit zehn Jahren alleine im großen Eigenheim. "Ich habe einen Bauchdeckenbruch und kann den rechten Arm nicht mehr heben. Alleine komme ich nicht parat", sagt die 80-Jährige. Caritas-Schwester Doris Guntermann kommt morgens und abends vorbei. Neben der Morgentoilette und dem Duschen zieht sie ihr auch die strammen Kompressionsstrümpfe an und aus. "Ich kann mich ja nicht mehr bücken", erklärt die Seniorin. Guntermann lobt: "Sie ist trotzdem immer gut gelaunt, und das umgerüstete barrierefreie Bad ist klasse." Dienharts Schwiegertochter Lotti, die im Nachbarhaus lebt und morgens im landwirtschaftlichen Betrieb arbeitet, schaut kurz vorbei. Sie sagt mit Blick auf ihre gut versorgte Schwiegermutter: "Besser könnte es gar nicht sein." "Das Wichtigste ist die Menschlichkeit. Außerdem sollen die pflegebedürftigen, meist älteren Patienten so lange wie möglich zu Hause bleiben können", umreißt Marianne Gaspers, seit 1988 Leiterin der Sozialstation, die Schwerpunkte ihrer Arbeit. Es müsse gesetzlich und wirtschaftlich möglich bleiben, die Qualität und das vielfältige Hilfsangebot zu erhalten, sagt sie. Diesem Wunsch pflichtet Caritas-Geschäftsstellenleiterin Marlene Wierz bei: "Das Gesetz darf nicht noch mehr in die Pflege eingreifen." Die Anfragen nahmen stark zu, als 1993 die mobilen, hauswirtschaftlichen Dienste im Gesetz verankert wurden. "1995, mit Beginn der Pflegeversicherung, kam nur noch ein kleiner Schub", blickt Gaspers zurück. Sie ist auch für die Besuche bei den Patienten zuständig, die Pflegegeld erhalten, aber von Angehörigen gepflegt werden. Diese Besuche werden von den Versicherungsträgern vorgeschrieben. Die Schwestern als Kontrollinstanz? "Wir richten unseren Fokus mehr auf Beratung", sagt die Leiterin. Das so genannte Ambulante Hilfezentrum (AHZ), eine Beratungs- und Koordinierungsstelle aller Hilfen im Kreis Daun, ist im Haus der Sozialstation St. Martin in Gerolstein untergebracht. Kooperationsverträge mit dem DRK und den Krankenhäusern in Gerolstein und Daun garantieren einen 24-Stunden-Hausnotruf. Etwa die Hälfte der Patienten ist schwer pflegebedürftig. Gaspers: "Die meisten leben im eigenen Haus, aber der ältere Ehepartner schafft die Pflege nicht mehr."Pflege nur eine Teilaufgabe

Neben der Pflege bietet die Sozialstation auch Hilfe im Haushalt, Essen auf Rädern oder medizinische Versorgung an. "Die Behandlungspflege geht vom Blutzuckertest bei Insulinpatienten und Wundversorgung bis hin zur Intensivpflege bei Wachkoma-Patienten", sagt Wierz. Hilfe im Haushalt werde angeboten, aber der Patient entscheide, was er in Anspruch nehme. "Gerade unsere Hauswirtschafterinnen müssen viel Toleranz zeigen. Bis zur Grenze der Verwahrlosung ist alles duld- und zumutbar", meint Wierz. Gaspers ergänzt: "Wir setzen uns keine kurzfristigen Ziele. Viele Beispiele haben gezeigt, dass sich langfristig Vertrauen aufbaut, und wir dann doch noch etwas erreichen." Aber nicht nur die Hygiene und die Pflege haben die Sozialschwestern im Blick. "Wir sehen auch die anderen Bedürfnisse. Bei Einsamkeit versuchen wir, über die Pfarrgemeinde einen Besuchsdienst zu organisieren", sagt Wierz. 19 ehrenamtliche Helfer (13 im Hospizdienst und sechs im Helferkreis Demenzkranke) stehen den "weißen Engeln" zur Seite. Auch die Ehrenamtlichen seien ausgebildet, sagt Wierz.

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