Wendungen im Gerolsteiner Sportplatz-Streit

GEROLSTEIN. Mit dem Kauf des kleinen Albertinum-Platzes will die Stadt den Trainingsengpass für die Fußballer aus Gerolstein und einigen Stadtteilen beheben, der seit Jahren für Verdruss sorgt. Die aber winken ab und wollen ihr Heil lieber in einer Jugendspielgemeinschaft mit Kylltalteams suchen.

"Auch wenn wir damit keine hundertprozentige Zufriedenheit bei allen erreichen: Hier bahnt sich eine Lösung an", gibt sich Stadtbürgermeister Karl-Heinz Schwartz (CDU) zuversichtlich, den Sportplatzstreit, der seit Jahren die Gemüter erhitzt (der TV berichtete mehrmals) beizulegen. Der kritische Unterton hat mit der Größe und der Lage des Albertinum-Platzes zu tun. Bei Maßen von 30 auf 90 Metern ist er zwar zum Trainieren geeignet, nicht aber für die Austragung von Spielen. Dafür werden bereits für Jugendspiele 35 auf 60 Meter benötigt. Schwartz denkt dennoch, mit dem Kauf mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen zu können: Erstens müsse die Stadt als Sitzgemeinde dem benachbarten St. Matthias-Gymnasium ein Sportgelände zur Verfügung stellen. Und da das Bistum seine Preisvorstellung laut Schwartz von 480 000 auf 250 000 Euro für das 8000 Quadratmeter große Gelände reduziert hat, sei der Kauf wieder ein Thema. Zweitens werde, um den stark strapazierten Rasenplatz des SV Gerolstein zu schonen, ein Ausweichplatz benötigt. Da sich aber die Lissinger nach wie vor gegen eine Flutlichtanlage und die weitere Zunahme des Trainingsbetriebs auf ihrem Hartplatz wehren, die Aufrüstung des Geeser Rasens mit einer Flutlichtanlage durch einen Anwohnereinspruch ebenfalls auf Eis liegt sowie der Ausbau des Gerolsteiner Bolzplatzes zu einem regulären Hartplatz wegen der Kosten von "gut 350 000 Euro" (Schwartz) als utopisch erscheint, wird mit der Albertinum-Lösung neue Hoffnung verknüpft. Daher soll über den Kauf bereits in der Juni-Stadtratssitzung entschieden werden. "Als Trainingsplatz ist der in Ordnung", sagt Schwartz und erwartet auch durch die notwendige Installation eines Flutlichts sowie den Trainingsbetrieb keine Probleme mit den Anwohnern. Was die ebenfalls nicht vorhandenen Umkleide- und Duschmöglichkeiten betrifft, werde eine Kooperation mit der Schule angestrebt. Handlungsbedarf besteht hingegen in Gees, wo der Eigentümer den Pachtvertrag für die Umkleidekabinen als Folge des Flutlicht-Streits nun gekündigt hat. "Keine Lösung, sondern Schnapsidee"

Für die Gerolsteiner Nachwuchskicker, die mit rund 150 Aktiven in zwölf Mannschaften den Großteil der Fußballer ausmachen, aber ist die Albertinum-Variante nach Worten von Helmut Schüssler, Vorsitzender der Jugendspielgemeinschaft (JSG), "keine Lösung, sondern eine Schnapsidee". In die gleiche Kerbe schlägt auch Willi Ludowicy, Vorsitzender der gesamten Gerolsteiner Fußball-Spielgemeinschaft, der seit jeher sagt: "Die einzig wirkliche, weil wirtschaftlich vertretbare, Lösung ist Lissingen mit Licht. Doch das wird offensichtlich politisch nicht gewollt." Lieber werde am Albertinum "Geld verbraten". Durch den Wegfall des Geeser Platzes hat sich Situation noch verschärft, schließlich könne man es niemandem zumuten, die dreckigen Kinder wieder im Auto nach Gerolstein zu fahren. Aus diesem Grund sei sogar überlegt worden "ein oder zwei Jugendteams nicht mehr anzumelden, da wir nicht mehr wissen, wohin mit ihnen", berichtet der JSG-Vorsitzenden, entkräftet aber die Gerüchte nach einer Auflösung der JSG. Im Gegenteil: "Da die Stadt uns nicht weiter hilft, arbeiten wir an einer anderen Lösung", berichtet Schüssler davon, dass die rund 30 Nachwuchskicker aus Birresborn, Mürlenbach und Densborn, die älter als zwölf sind, in die JSG integriert werden sollen. Am Freitag dieser Woche werden die beteiligten Vereinsvertreter über das Thema sprechen. Drei weitere Fußballplätze, darunter ein Hartplatz, ständen den Kickern dann zur Verfügung. Die Ausweitung der JSG befürwortet daher auch Vorsitzender Ludowicy nachdrücklich, "damit uns die Kinder nicht in andere Regionen abwandern".

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