Dabei stoßen wir auf eine in ihrer Vielfalt nicht erwartete und schier endlose Liste von Aktivitäten in Ausschüssen, Beiräten, Zweckverbänden, Gesellschaften, Verbänden, Gruppen, Aufsichtsräten, Arbeitskreisen, Vorständen, Regionalvertretungen, Gemeinschaften, öffentliche Ehrenämter und Tätigkeiten, die zum Hauptamt gehören und deren Sinn oder Unsinn uns Normalbürgern weitgehend verschleiert bleibt - was wahrscheinlich auch gut ist. Tante Klara ist 85 Jahre alt und noch gut drauf. Sie hat den TV-Beitrag komplett studiert. Sie rief mich an: "Pitter, nachdem ich nun über die Arbeit unserer armen, fleißigen Bürgermeister informiert bin, finde ich es völlig in Ordnung, dass die auf den neuen Hundert-Mark-Scheinen abgebildet werden!" Tante Klara sagt immer noch "Mark" anstatt "Euro", andere übrigens auch. "Nein, was die alles können und fürs Gemeinwohl leisten müssen! Und nebenbei haben sie auch noch eine Verbandsgemeinde mit Verwaltung am Hals!" Fast mitleidig fuhr sie fort: "Auf den Geldscheinen sehen alle richtig freundlich aus, nur der Herr Klöckner aus Daun und dieser Herr Pauly aus Gerolstein blicken leicht griesgrämig drein." Ich habe Tante Klara erklärt, dass Herr Klöckner immerhin 21 und Herr Pauly 15 öffentliche Ehrenämter ausfüllen muss, da kann einem das Lachen schon mal vergehen. Frau Bohn aus Hillesheim lacht, weil sie die wenigsten Ehrenämter und Nebentätigkeiten hat und deshalb öfter zuhause sein kann. Herr Arenz von der Oberen Kyll lacht grundsätzlich immer, und Herr Häfner aus Kelberg freut sich auf seine privaten Nebentätigkeiten beim Bund der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften und über seine 14 öffentlichen Ehrenämter - man gönnt sich ja sonst nichts! Ein Bürgermeister verkörpert wie kein anderer Kommunalpolitiker den "Hans Dampf in allen Gassen". Von allem versteht er etwas, überall ist er dabei, redet und bestimmt mit. Als unverzichtbare Allzweckwaffe eingesetzt, trägt er - allein schon durch seine umfangreichen Nebentätigkeiten - entscheidend zur Verbesserung unserer Lebensqualität bei. Ein Lump, wer bei der Fülle der Neben-Leistungen nach der Höhe der Neben-Einnahmen fragt. Die Multifunktionsträger haben eh nicht die Zeit, das Geld auszugeben - dem steht zudem die 70- bis 80-Stunden-Woche ihres Hauptamts entgegen. So ganz für mich habe ich mal nachgerechnet: Von den insgesamt 168 Tag- und Nachtstunden der Woche bleibt nach Abzug der 70 bis 80 Stunden für die Ausübung des Hauptamts, für die privaten Nebentätigkeiten, für Schlaf, Körperpflege und Nahrungsaufnahme, für Körperertüchtigung und ein wenig Kulturelles sowie für Krankheitstage, Arzt- und Kirchenbesuche allenfalls eine einzige Stunde für die schönste Nebentätigkeit des Lebens übrig - für Tante Klara ist das schon lange her, meint jedenfalls