"Weniger ist mehr"

Die Bilanz 2006 der Tourist- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft (TW) Gerolsteiner Land weist ein Defizit von 570 000 Euro auf. Übernachtungszahlen konnten trotz Deutschem Wandertag und Tourfestival nicht erhöht werden. Geopark und Touristinfo verzeichnen hingegen starke Zuwächse. Das komplette Kultur-, Geo- und Veranstaltungsangebot soll extrem gestrafft werden.

 BitscheneDas Team der TW-Gerolstein (von links): Nicole Baller, Frank Reuter, Astrid Petry, Klaus Rademacher, TW-Chef Hans-Peter Böffgen und der Geologe Peter Bitschene. TV-Foto: Gabi Vogelsberg

BitscheneDas Team der TW-Gerolstein (von links): Nicole Baller, Frank Reuter, Astrid Petry, Klaus Rademacher, TW-Chef Hans-Peter Böffgen und der Geologe Peter Bitschene. TV-Foto: Gabi Vogelsberg

Gerolstein. (vog) Die TW Gerolsteiner Land wird ein Zuschussgeschäft bleiben. TW-Geschäftsführer Hans-Peter Böffgen erklärt: "Etwa 440 000 Euro werden auf Dauer nötig sein, die in den Tourismus gepumpt wer-den müssen." Den Fehlbetrag von 570 000 Euro im 2006er-TW-Haushalt in einer Gesamthöhe von knapp einer Million Euro deckt die Verbandsgemeinde mit 86,2 Prozent, die Stadt Gerolstein mit 12,2 Prozent sowie die Volksbank Eifel Mitte, der Ge-werbeverein, die IG Vermie-tungsbetriebe und die Vulkaneifelbahn mit jeweils 0,4 Prozent. Die Gäste- und Übernachtungszahlen sind trotz zahlreicher Sonderaktionen (Deutscher Wandertag, Tourfestival) nicht gestiegen. Waren es 2005 rund 57 000 Gäste, die 177 650 Nächte blieben, waren es im vergangenen Jahr 7500 Gäste und 12 000 Übernachtungen weniger. Immer mehr Telefonate, immer mehr Anfragen

Böffgen meint: "200 000 Übernachtungen müssen als vernünftiger Standard drin sein, ohne Wunder vollbringen zu müssen." Mit drei Ansätzen, glaubt Böffgen, könnte das Ziel erreicht werden: Kapazitäten erhöhen, Qualität im Bestand verbessern und bessere "Schlecht-Wetter-Angebote" schaffen. An der Touristinfo (TI) haperte es nicht. Sie wurde als eine von zweien in der Eifel mit dem Qualitätssiegel des Deut-schen Tourismusverbandes zertifiziert. Außerdem kommen immer mehr Gäste in die TI, und immer mehr telefonische oder schriftliche Anfragen werden beantwortet. Derzeit sind sieben Stellen vom zwölfköpfigen TW-Team besetzt. Böffgen: "Zeitverträge geben uns Flexibilität. Der Personalschlüssel wird sich der künftigen Ausrichtung anpassen." Er sieht die TW an einer spannenden Schwelle stehen. In dem elfseitigen Bilanzpapier sind etliche Vorschläge enthalten, die als Basis für TW-Sitzungen am 17. September und 12. November gelten sollen. Nach der intensiven Überarbeitung soll mit Vertretern der Verbandsgemeinde der aktualisierte Leitfaden besprochen werden. Beim Angebot in den Kultur-, Geo- und Veran-staltungssegmenten gilt laut Böffgen die Devise "weniger ist mehr". Die Kirmes wurde schon gestrafft (TV berichtete). Das Sprudelfest 2008 werde "total anders sein". Die Überarbeitung der Georouten mit EU-Geldern hat schon Wirkung gezeigt. Die kürzeren und interessanteren Geowege kommen an: Die Zahl der Führungen stieg von 80 auf 169, die der Teilnehmer von 1384 auf 3315. Das Routennetz soll noch kompakter werden - ebenso wie das Wanderwegenetz. Böffgen: "Derzeit arbeiten wir verstärkt mit dem Eifelverein daran." Der künftige Eifelsteig tangiert das Gerolsteiner Land von Neroth bis Roth. Beim Thema "Radfahren" sei viel in Bewegung. Unabhängig von der Entwicklung beim Profi-Team Gerolsteiner liefen die Bemühungen, Etappenort bei der Deutschland-Tour zu werden. Als eine Erkenntnis aus dem ak-tuellen Basispapier sieht Böffgen den Ansatz, "mehr in die Breite zu gehen und verstärkt auf Familienfreundlichkeit zu setzen". Aus diesem Grund sei der Mountain-Bike-Trail, der phasenweise heftig umstritten war, "eher nur als Zusatz" zu sehen. Die endgültige TW-Strategie wird erst im Spätherbst feststehen.

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