Wenn das innere Loch nach Nahrung schreit

GEROLSTEIN. (gs) Suchtvorbeugung stand für die sechsten Klassen an der Regionalen Schule Gerolstein bei der Aufführung des Theaterstücks "Wilder Panther Keks" mit Hauptdarsteller Max (D.a.S. Theater Köln) im Mittelpunkt. Initiator der Aktion im Rahmen des landesweiten Aktionstags war der Regionale Arbeitskreis (AK) Suchtprävention.

"Bei Drogen stirbt man früher", sagt Roman, zwölfjähriger Schüler in der sechsten Jahrgangsstufe an der Regionalen Schule Gerolstein. Roman und Schulkamerad Rudi sind froh, dass sie etwas mehr über das Thema Suchtvorbeugung erfahren haben. Die Zwölfjährigen meinen, dass man sich in ihrem Alter unbedingt damit beschäftigen muss. Und auch ihre Eltern fänden das gut. Drei Termine standen auf dem Plan der sechsten Klassen: Elternabend, Drogentheaterstück "Wilder Panther Keks" - dargestellt vom D.a.S. Theater Köln mit dem jugendlichen Drogenkonsumenten Max - sowie die Nachbearbeitung in Workshops. Die drei Workshop-Leiter-Leiter waren Mit-Organisatoren vom AK Suchtprävention: Guido Hannawald (Migrationsdienst Caritas), Uli Stinnes (Pastoralreferent Gerolstein-Rockeskyll) und Ute Schmitt (Haus der Jugend Gerolstein).Schlüsselszenen aus dem Leben von Max

Kurz nach 8 Uhr im Workshop bei Ute Schmitt: Schultische werden beiseite geräumt, die Vorstellungsrunde der gemischten Gruppe im Stuhlkreis beginnt, anschließend wird über das Theaterstückes nachgedacht. Rudi sagt: "Es ging um Drogen." Andere reden "von einem Loch". Waldemar erinnert sich wie seine Mitschüler an drei Engel. Und an Max, den Hauptdarsteller. Ein junger Mann, der prägende Stationen seines Leben von der ("unbeabsichtigten") Zeugung bis zur Bekehrung vom Drogenkonsum durch die Engel im Himmel spielt. Und immer wieder ist bei den Kindern von dem Loch die Rede - von dem inneren Loch, das Max schon in frühester Kindheit spürte. Das Loch, das er mit Eierlikör aus dem Wohnzimmerschrank und Zigaretten, später mit harten Drogen füttern musste, um Ruhe zu haben. Die Schüler erarbeiten Schlüsselszenen, die Max immer wieder von seiner Lebensbahn abgebracht haben: Die Trommelszene, bei der Max als Kleinkind mangelnde Anerkennung bei seinen Eltern ertrommeln will, aber nicht bekommt. Später als die Freundin Schluss macht. Und andauernde Probleme mit der Schule. Parallel dazu schreit das Loch nach immer mehr Futter. Solange, bis es für Max nach dem Konsum harter Drogen heißt: Endstation Himmel. Oder besser: Umkehrstation Himmel, denn dort bekommt er eine letzte Chance zur Kehrtwendung für sein Leben: Die Chance wieder aufzustehen, Vertrauen zu sich selbst aufzubauen und sein Leben (mit Hilfe anderer) wieder selbst in die Hand zu nehmen. Und Max steht auf! Um Übergänge zu schaffen und Hilfsperspektiven aufzudecken, fragt Ute Schmitt: "Wie ist das im normalen Leben? Was macht ihr wenn ihr in ein Loch fallt oder ein inneres Loch spürt?"Wie man wieder aus dem Loch heraus kommt

Ein "Notfallplan" wird erarbeitet: "Mit einem Seil würde ich aus einem Loch klettern", schlägt ein Schüler vor. Das Seil wird auf andere "Lebenshilfen" übertragen: "Zu den Eltern gehen, zum Freund fahren, relaxen, zum Lehrer gehen, Fußball spielen, malen oder schwimmen." Zum Abschluss werden Alltagsdrogen aus dem "Suchtsack" begutachtet: Erdnüsse, Zigaretten, Red Bull, eine CD, Alleskleber, Zigaretten, Wodka, Schmerztabletten, Schokolinsen, Schokolade, Fernsehzeitschrift, Mixery. Die Gruppe erkennt: "Von all dem kann man süchtig werden, wenn man mit diesen Stoffen zu viel oder zu früh oder auf ungesunde Weise sein inneres Loch stopft." Den ungewöhnlichen Unterrichtstag bewerten die Mädchen und Jungen nahezu einstimmig mit: "Ich habe viel gelernt."

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