Wenn die Glocken zu weit schwingen

NEROTH. 51 900 Euro haben in den vergangenen fünf Jahren die Sanierungsarbeiten an der St. Wendelinuskirche und dem Pfarrheim gekostet. Das Bistum übernahm 24 400 Euro. Von anstehenden Reparaturen (7600 Euro) übernimmt das Bistum lediglich 1500 Euro. Ein Innenanstrich wird weiterhin verschoben.

"Früher haben wir den Erlös vom Pfarrfest für einen guten Zweck hergegeben. Aber wenn es in die Kirche regnet, geht das nicht mehr", erklärt Rosemarie Schelian, seit 22 Jahren Vorsitzende des Pfarrgemeinderates in Neroth. Sie zeigt in der Kirche auf die Wände rechts und links der Taufgrotte. Dunkle Streifen haben die eindringenden Regenschauern als Spuren auf den Wänden hinterlassen. Schelian macht ausladende Armbewegungen und deutet auf den Boden: "Hier standen die Pfützen."Seit 40 Jahren keine Reparaturen

Verantwortlich für die Wasserschäden sind die Dachübergänge vom Turm zur Kirche. Die St. Wendelinuskirche wurde von 1962 bis 1966 neu gebaut. Der Turm der alten Pfarrkirche aus dem Jahr 1782 blieb stehen. In diesem Jahr wurde kräftig am Dach des Kirchturms gearbeitet. Klaus-Dieter Peters, stellvertretender Vorsitzender des Verwaltungsrates, erklärt: "Alle Kehlen wurden erneuert, und der Schiefer wurde ersetzt, wo es nötig war. Wahrscheinlich ist seit 40 Jahren nichts daran repariert worden." Im Vorjahr wurde das Dach der Kirche saniert. An diesen Arbeiten beteiligte sich das Bistum mit 5000 Euro an den Gesamtkosten von 8300 Euro. Von dieser Zuschussquote können die Nerother für die noch anstehenden Reparaturen an der Läuteanlage nur träumen. Peters rechnet vor: "Von den 7600 Euro werden wir wohl 6100 Euro selbst tragen müssen." Die Arbeiten sollen im kommenden Jahr erledigt werden. Die Läuteanlage, bestehend aus vier Glocken, macht der Stabilität des Turmes zu schaffen. Peters erklärt: "Es ist eine hochtechnische Sache. Die große Glocke schwingt zu weit aus im Verhältnis zur Statik des Turmes. Und um den sicher zu halten, muss das geändert werden." Außerdem müssen die Klöppel an allen vier Glocken neu "geledert" (aufgehängt) werden. 2003 wurde für 1000 Euro eine programmierbare Zeitschaltuhr an der Glockenanlage eingebaut. Außerdem schrieb die Gebäudeversicherung den Bau einer Blitzschutzanlage, die 3900 Euro kostete. Die Installation einer Toilette in der Kirche und der Bau von zwei Parkplätzen verschlangen weitere 12 300 Euro, von denen das Bistum 6900 Euro beisteuerte. Auch ins Pfarrheim wurde kräftig investiert. Der neue Heizkessel, der bis zum Jahresende eingebaut sein soll, kostet 4600 Euro. 2003 hat die neue Küche 9800 Euro (Bistum 2400 Euro) und 2002 die Hoffläche 12 000 Euro (Bistum 5000 Euro) gekostet. Rosemarie Schelian erklärt: "Die Küche war dringend notwendig, und das Überqueren des Hofes war bei Dunkelheit gefährlich, weil eine Stolperfalle neben der anderen lag."Eine Kollekte für die Heizkosten

Allerdings belasten die Haushaltskasse der Pfarrgemeinde nicht nur die Reparaturen, sondern auch die laufenden Kosten enorm. An den jährlichen Energiekosten für Heizöl und Strom von 4300 Euro (3300 Euro Kirche, 1000 Euro Pfarrheim) beteiligt sich das Bistum nämlich nicht. Schelian meint: "Wir haben schon überlegt, dafür mal eine separate Kollekte zu machen." Mit Blick auf die Kasse meint Peters: "Wir versuchen, das zu machen, was geht, und mit Substanz erhaltenden Maßnahmen alles im Griff zu behalten." Erst dann sei an einen Innenanstrich zu denken. Denn noch eines sitzt den Nerothern im Genick. Ein Sachverständiger hat zur Grundsanierung der Dächer an Kirche und Turm geraten, weil die Schiefertafeln schon bei der Eindeckung zu kurz überlappt verlegt worden seien. Peters: "Das würde 70 000 Euro kosten, und dafür müssten wir einen Kredit aufnehmen." Im anstehenden Winterhalbjahr würde deshalb zuerst einmal geschaut, ob nicht die erledigten Sanierungsarbeiten ausreichen würden. Peters sagt dazu: "Wenn es kräftig regnet und stürmt, werden wir ja sehen, was passiert."

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