"Wer schlägt, muss gehen"

Fünfmal pro Woche rücken Polizisten an der Mosel und in der Eifel aus, um verprügelten, terrorisierten und gedemütigten Frauen zu helfen. In Daun hat Familienministerin Malu Dreyer die achte Interventionsstelle (IST) im Land eröffnet - eine Fachstelle für betroffene Frauen.

Daun. Hinter vielen Türen spielen sich im Familienalltag tragische Szenen ab. Männer schlagen bei kleinsten Anlässen um sich, terrorisieren und demütigen ihre Partnerin, manchmal bis hin zur Vergewaltigung."Vor 1999 wurde von staatlicher Seite dieses Thema eher als private Angelegenheit gesehen", meint Sozial- und Familienministerin Malu Dreyer (SPD). Angestoßen von der Frauenbewegung sei 1999 das erste umfassende Konzept sowie 2000 "RIGG" (rheinland-pfälzisches Interventionsprojekt gegen Gewalt in engen sozialen Beziehungen) als Bündnis auf Landesebene geschaffen worden, dem als Meilensteine Gesetzesänderungen folgten. Jeder Polizist kompetenter Ansprechpartner

Seit 2002 hat die Polizei im Rahmen des Gewaltschutzgesetzes die Möglichkeit, Tätern sofort einen Platzverweis zu erteilen. Beim Amtsgericht können zusätzlich ein Betretungsverbot für die Wohnung auf bestimmte Zeit sowie ein Kontaktverbot beantragt werden. Alles steht unter dem Motto "Wer schlägt, muss gehen". Dreyer eröffnete in Daun offiziell die IST Eifel-Mosel für die drei Landkreise Bernkastel-Wittlich, Eifelkreis Bitburg-Prüm, Vulkaneifel sowie den Altkreis Zell. Dieses riesige Areal, das größer als das Saarland ist, umfasst die IST im gleichen Beritt wie die Polizeidirektion (PD) Wittlich. Kriminaldirektor Rudolf Berg verspricht: "Jeder unserer Polizisten ist ein kompetenter Ansprechpartner für bedrohte und misshandelte Frauen." Mit Blick auf die Statistik sagt der Leiter der PD Wittlich: "Pro Woche registrieren wir fünf Fälle, die unter das Gewaltschutzgesetz fallen." Früher seien den Polizisten die Hände gebunden gewesen. Berg: "Mit dem Gewaltschutzgesetz zerbröselten diese Fesseln. Tausende Polizisten wurden im Umgang mit den Opfern geschult." Alle Polizeidienststellen hatten Vertreter zur Eröffnung der IST Eifel-Mosel geschickt. Die Polizei fragt bei einem Einsatz bei den Opfern nach, ob ihre Daten an die IST weitergegeben werden dürfen. Danach nehmen die IST-Mitarbeiterinnen Kontakt zu den Opfern auf. Für die IST Eifel-Mosel sind die Expertinnen Tanja Johann mit einer Dreiviertelstelle und Dorothea Kruft mit einer 25-Prozent-Stelle verantwortlich. Unter dem Dach der Caritas Westeifel wurde die IST Eifel-Mosel eingerichtet. Marlene Wierz, Leiterin der Dauner Caritas-Geschäftsstelle, sagt: "Als Sozialarbeiterin freue ich mich über die neue Einrichtung. Damit sind Nacht- und Nebelaktionen, die früher oft nötig waren, hinfällig." Für Familienministerin Dreyer ist der Weg noch nicht zu Ende. Sie erklärt: "Es gilt, das Netzwerk noch weiter mit den Jugend- und Gesundheitsämtern auszubauen." Hausärzte und Gynäkologen, die die Opfer aufsuchen, werden 2008 landesweit zu RIGG-Fortbildungen eingeladen. Die IST Eifel-Mosel ist die achte Fachstelle im Land. 2008 folgen weitere in Mayen und Neuwied. Landesweit gibt es 22 regionale runde Tische, die RIGG zuarbeiten. Sie sind mit Vertretern von Hilfsorganisationen, Frauenhäusern, Polizei, Gerichten und Staatsanwaltschaft besetzt. Der runde Tisch Eifel wurde am 12. September 2001 gegründet. Die Gleichstellungsbeauftragten der Landkreise laden jährlich zu drei Sitzungen, abwechselnd in Daun, Bitburg und Wittlich, ein. Telefonische Sprechzeiten sind dienstags von 9 Uhr bis 12 Uhr und donnerstags von 13 Uhr bis 15 Uhr. In Daun unter 06592-95730 oder per E-mail interventionsstelle@daun.caritas-westeifel.de sowie in Prüm unter 06551-971090 oder per E-mail interventionsstelle@pruem.caritas-westeifel.de oder bei jeder Polizeidienststelle. Die Expertinnen der IST Eifel-Mosel sind zu dezentralen Beratungen auch in Bitburg und Wittlich anzutreffen.

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