Wer soll das bezahlen...?

GEROLSTEIN/DAUN. Viele Ortsvorsteher der Gerolsteiner und Dauner Stadtteile fordern eigene Etats für Ehrengaben. Kommt nämlich auch der jeweilige Stadtbürgermeister als Gratulant zu Jubiläen, müssen sie sehen, woher sie das Geld fürs Präsent kriegen.

 Oswald Weber, Ortsvorsteher im Gerolsteiner Stadtteil Büscheich, macht sich auf den Weg, um zu einem Jubiläum zu gratulieren. Kommt der Stadtbürgermeister auch, muss das Vereinskartell den Blumenstrauß bezahlen, ansonsten kommt das Geld aus der Stadtkasse. Foto: Gabi Vogelsberg

Oswald Weber, Ortsvorsteher im Gerolsteiner Stadtteil Büscheich, macht sich auf den Weg, um zu einem Jubiläum zu gratulieren. Kommt der Stadtbürgermeister auch, muss das Vereinskartell den Blumenstrauß bezahlen, ansonsten kommt das Geld aus der Stadtkasse. Foto: Gabi Vogelsberg

Der Konflikt: Die Ortsvorsteher stellen die ursprünglichen Dorfgemeinschaften in den Vordergrund und die Stadtbürgermeister die Einheit der Stadt mit ihren Stadtteilen. In Gerolstein wird es schon lange thematisiert, dass für Ehrengaben eine neue Regelung gefunden werden soll. Der Rechnungsprüfungsausschuss schlug im Juni vor, "eigens für die Ortsvorsteher Titel einzurichten oder den Haushaltsansatz zu erhöhen". Stadtbürgermeister Karl-Heinz Schwartz sagt: "Die Ortsvorsteher kriegen das, was nötig ist." Gerolsteins Kämmerer Edgar Weis bringt es auf den Punkt: "Es wird nicht doppelt gemoppelt, wenn der Stadtbürgermeister und der Ortsvorsteher zu einem Jubiläum gehen." In der jüngsten Dauner Stadtratsitzung brachte Rengens Ortsvorsteher Walter Müller ebenfalls genau dieses Thema ein. In der Kreisstadt wird es nämlich genauso bei gleichzeitigen Gratulationsbesuchen gehandhabt. Müller meint: "Keiner will mit leeren Händen dastehen, aber die Stadtbürgermeister machen es sich zu einfach." Nach Müllers Meinung wollen die Bürger "eher den Ortsvorsteher sehen, weil viele Senioren die Stadtteile mehr als das ursprüngliche Dorf als Teil der Kreisstadt sehen". Etliche Ortsvorsteher stimmen Müller zu. Wolfgang Jenssen, Stadtbürgermeister in Daun, hält dagegen: "Wir behandeln alle Bürger gleich, und dann kann es nicht sein, dass Jubilare im Zentrum ein Geschenk und Jubilare in den Stadtteilen zwei Präsente aus der Stadtkasse finanziert bekommen." Allerdings sieht Jenssen auch den hohen Gesprächsbedarf. Er verspricht: "Im Rahmen der Haushaltsberatungen werden wir im Oktober eine neue, klarere Regelung festlegen. Dabei sollten wir aber die Einheit der Stadt mit ihren Stadtteilen im Auge behalten." Müller hat vergangene Woche vorläufige Konsequenzen aus der Abfuhr in der Stadtratsitzung gezogen und mit dem Regener Vereinskartell eine Regelung getroffen. Er sagt: "Ich kriege vom Vereinskartell 30 Euro pro Jubiläum, weil ich von der Stadt ja keinen müden Euro mehr kriege." Im Gerolsteiner Stadtteil Büscheich werden Ehrengaben auch aus dem Topf des Vereinskartells finanziert. Laut Ortsvorsteher Oswald Weber kommen da 400 bis 500 Euro pro Jahr zusammen. Er fordert einen eigenen Titel: "Es muss ja keine große Summe sein, aber es gibt immer mehr ältere Menschen und somit auch mehr Anlässe wie runde Geburtstage oder Goldene und Diamantene Hochzeiten. Dem sollte von der Verwaltung Rechnung getragen werden." Rainer Schulte-Loh, Ortsvorsteher in Lissingen, sagt: "Dem Ortsvorsteher steht ebenso wie dem Stadtbürgermeister ein Titel für Ehrengaben zu - und wenn es nur 200 Euro wären." Schulte-Loh kann für Ehrengaben nicht aufs Vereinskartell zugreifen. Er erklärt: "In gemeinsamen Aktionen der Vereine finanzieren wir schon zweckgebundene Investitionen wie in diesem Jahr die Renovierung der Orgel. Die Vereine sollten nicht noch mehr gebeutelt werden." In TV-Gesprächen stellte sich außerdem heraus, dass einige Ortsvorsteher überhaupt nichts vom "Ehrengaben-Topf" der Stadtbürgermeister wissen und teilweise die Präsente für Jubilare aus der eigenen Tasche bezahlen. Einige Ortsvorsteher bewerten es außerdem als "unverständlich", dass sie lediglich 55 Prozent der Aufwandsentschädigung erhalten, die ein Ortsbürgermeister bekommt. Denn die Entlastung durch das Andocken an die Städte sei allemal durch den Kampf zu allerlei Anlässen zugunsten der Stadtteile eliminiert. Bestes Beispiel: Geld für Präsente zu Jubiläen.

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