Wiedersehen in der Eifel

In der Mitte des 19. Jahrhunderts wanderten 119 Dorfbewohner in die USA aus. Jetzt sind die Urenkel der Familie Oehmen auf "Heimat"-Besuch. Von der Vulkaneifel und ihren Bewohnern sind sie begeistert.

Kirchweiler. (ako) In den Jahren 1843 bis 1887 verlor Kirchweiler fast die Hälfte seiner Einwohnerschaft an die "Neue Welt": Missernten und die Realerbteilung ließen kaum einen anderen Ausweg aus der Armut zu. So wagten auch Jakob und Josef Oehmen mit ihren Ehefrauen und Kindern den Weg über den Atlantik. Josef Oehmens bei der Ausreise zwölf Jahre alter Sohn Mathias war der Großvater eines Mannes namens Justin Ehman, der nun als quicklebendiger 90-Jähriger gemeinsam mit seinen Nichten Colleen Ehman-Butler und Margaret Robina-Holoday auf Besuch bei den entfernten Verwandten ist.

Der Kontakt hatte sich über einen deutschstämmigen Ahnenforscher an der Harvard-Universität zunächst zum Bürgermeister von Kirchweiler und dann zur Bürgergemeinschaft, die mit der Dorfchronik befasst ist, ergeben. Anderthalb Jahrhunderte nach der einst schmerzhaften Familientrennung fiel Justin Ehmans beherzter Entschluss, die Heimat der Vorfahren kennenzulernen, in nur acht Wochen. Der Jetlag nach der Flugreise tut der Begeisterung keinen Abbruch: "Es ist wunderbar hier! Die Menschen haben uns so warmherzig empfangen!"

Sie sind froh, für ihre Reise über den Atlantik nur noch einen Tag zu brauchen. Ihre Vorfahren mussten monatelange Strapazen der Schiffspassage aushalten, bis sie zunächst rund um Chicago Fuß fassten. Die heutigen Kirchweilerer, ob mit den Oehmens verwandt oder nicht, haben für das leibliche und seelische Wohl der Amerikaner bestens gesorgt und sind genauso neugierig auf deren Lebensgeschichten wie umgekehrt. Die Vulkaneifel mit den herbstlich-kühlen Wäldern empfinden die Gäste als eine liebenswerte Erfrischung - auch wenn Justin Oehmen, der aus dem warmen Alabama anreiste, einen kleinen Klimaschock erlebte.

"Wir werden daheim Werbung für diese Landschaft machen und garantiert wiederkommen, auch mit der nächsten Generation", versprechen seine Nichten. Von Kirchweiler aus geht es für sie weiter zur Burg Eltz und passend zur Weinlese an die Mosel.

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