"Wir befürchten einen drastischen Rückgang"

GEROLSTEIN. Die Kleiderkammer im Gerolsteiner Kyllweg bleibt zwar offen, aber die Abgabe der gespendeten Kleidung ist nicht mehr kostenlos. Je nach Größe des Textils sind künftig zwischen 50 Cent und vier Euro zu zahlen. Neuer Träger ist das Deutsche Rote Kreuz (DRK), bisher war das die Verbandsgemeinde.

"Wir wünschen uns, dass alles so bleibt wie bisher, aber wir befürchten, dass die Zahl der Ausgaben drastisch zurück gehen wird", erklärt Stefan Forster, DRK-Sprecher. Hintergrund: Das DRK hat als neuer Träger der Kleiderkammer im Gerolsteiner Kyllweg die Kosten (unter ihnen die Monatsmiete für die Räume von 300 Euro plus Nebenausgaben) zu tragen. Um das Geld hereinzubekommen, wird ab kommender Woche je Kleidungsstück ein Obolus zwischen 50 Cent (T-Shirt) und vier Euro (Anzug/Kostüm) verlangt. Jedes Jahr werden mehr als 10 000 Kleidungsstücke an bedürftige Menschen ausgegeben. Mehr als 250 Familien aus dem Gerolsteiner Land sind auf die Kleiderspenden angewiesen. In den vergangenen 15 Jahren hatte die Verbandsgemeinde Gerolstein alle Kosten getragen. Nun wurde der Mietvertrag von der Kommune gekündigt. "Das ist die logische Folge von Hartz IV. Im kommenden Jahr gibt es keine Einmalbeihilfen - wie beispielsweise pauschale Bekleidungsbeihilfen - mehr. Außerdem sind wir als Verbandsgemeinde beim neuen System komplett außen vor. Ab 1. Januar ist die Kreisverwaltung zuständig", erklärt Karl Servatius, Leiter der Sozialabteilung. Der Kreis Daun wird eine von zwei Modellkommunen in Rheinland-Pfalz und übernimmt alle Aufgaben (auch die Arbeitsvermittlung) für Sozial- und Arbeitslosenhilfeempfänger. Achselzuckend meint Servatius: "Wir waren sowieso die einzige Verbandsgemeinde im Kreis, die eine Kleiderkammer unterhalten hat." Das ehrenamtliche Team der Kleiderkammer im Kyllweg hat alle Hände voll zu tun. Körbeweise sortieren sie jede Woche Textilien nach Größe und unterteilen sie in Winter- oder Sommerware. Dabei sind auch Heimtextilien wie Gardinen, Bettwäsche und Decken. Kaputte oder schmutzige Sachen werden aussortiert und kommen zur Altkleidersammlung. "Etwa 40 Prozent sind nicht verwertbar", sagt Therese Geit. "Manchmal sind auch echte Markenartikel und ganz moderne Teile dabei", erklärt Inge Seng. Ihr Ehemann Rolf staubt regelmäßig bei seinen Wanderfreunden aus Köln echte Schnäppchen ab. Seit 15 Jahren hat sich die gute Arbeit des Kleiderkammer-Teams rund gesprochen. Viele bringen regelmäßig ihre ausrangierte Kleidung vorbei. Dazu gehört Gertrud Ewen: "Wenn ich im Frühjahr und Herbst meinen Kleiderschrank umräume, bringe ich die Sachen dorthin." Therese Geit kommt auch nach ihrem Umzug von Gerolstein nach Bodenbach regelmäßig in die Kleiderkammer. Sie hat als Kontrolleurin in einer russischen Strumpffabrik gearbeitet, spricht perfekt deutsch und russisch, so dass sie bei der Ausgabe an Aussiedler weiterhelfen kann. Öffnungszeiten der Kleiderkammer im Kyllweg 3: Annahme dienstags von 9 Uhr bis 11 Uhr, Ausgabe mittwochs von 14 Uhr bis 16.30 Uhr. Gebraucht wird Kleidung für Schulkinder und Jugendliche. Für Frauen fehlen Anoraks, Kleider mit langen Ärmel, Winterröcke und -hosen in größeren Konfektionsgrößen. Für Männer ist warme Unterwäsche ebenso zu wenig da wie Anoraks, Jacken und Hosen in größeren Konfektionsgrößen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort