"Wir denken noch lange nicht an Neubau"

GEROLSTEIN. Arbeitskolonnen rollen seit Ferienbeginn durch Gerolstein. An der Einmündung Lindenstraße/Sarresdorfer Straße, wo ein Kreisverkehr die Ampel ersetzt, wird gebaut. Zeitgleich wird die Hochbrücke saniert. Durch die Umleitungen nimmt in angrenzenden Straßen und Gemeinden die Verkehrs-Belastung erheblich zu.

Für rund 270 000 Euro - von denen der Bund rund die Hälfte der Kosten übernimmt, Stadt und Land je ein Viertel - wird vor der Volksbank in Gerolstein ein Kreisverkehr mit vier Zufahrten gebaut. Der ersetzt die Ampelanlage, die bereits abgebaut ist. "Damit wollen wir erreichen, dass der Verkehr besser fließt und sich die Rückstaus drastisch verringern", sagt Karl-Josef Toelkes, stellvertretender Leiter des Landesbetriebs Straßen und Verkehr (LSV) in Gerolstein. Positiver Nebeneffekt sei die Einsparung der Kosten für die Ampelanlage. So müssten die in den Straßenbelag eingefassten Signalbänder laut LSV-Abteilungsleiter Helmut Bell "alle zwei bis drei Jahre" herausgefräst und durch neue ersetzt werden - vor allem in der abschüssigen Lindenstraße. "Die Ampel kostet pro Jahr rund 10 000 Euro", berichtet Toelkes. Er rechnet damit, dass "innerhalb der nächsten sechs Wochen die Arbeiten so weit fertig gestellt sind, dass der Verkehr wieder fließen kann". Die restlichen Arbeiten sollen nach den Ferien erledigt werden. Noch nicht direkt in Angriff genommen wird hingegen laut Bell die Anbindung des Kasselburger Wegs an den Kreisverkehr sowie die von der Stadt Gerolstein geplanten Park&Ride-Plätze entlang der Bahngleise. "Die Planung für die Anbindung des Kasselburger Wegs muss unter anderem noch abgestimmt werden mit der Radfahrer- und Fußgänger-Brücke, die von Stadtseite parallel zur Hochbrückein Erwägung gezogen wird", berichtet Bell. Den Auftrag, eine Vorplanung für dieses Vorhaben zu erstellen, hat die Stadt dem LSV laut Bell bereits erteilt. Nicht nur geplant, sondern gearbeitet wird bereits an der im Dezember 1952 eröffneten Hochbrücke, die einen neuen Fahrbahn- und Gehweg-Belag erhält und daher bis voraussichtlich Anfang September ebenfalls gesperrt ist. Zudem werden die Übergänge zwischen Bauwerk und unterbauter Straße sowie in der Brückenmitte erneuert - wie bereits vor knapp vier Jahren. Toelkes erklärt, weshalb: "Die bislang verwendeten Teppichprofile, die über die Übergänge gelegt wurden, sind nicht mehr zeitgemäß und verschleißen sehr schnell." Vor allem durch Schneepflüge würden die Abdeckungen aufgerissen. Die Folge: Wasser und Salz können ins Bauwerk eindringen und es beschädigen. Daher würden nun Standardabdichtungen aus Gummi verwendet, die in die Straße eingelassen werden und daher weniger stark den Belastungen der Fahrzeuge ausgesetzt sind. Die erneute Reparatur sei nicht außergewöhnlich, sagt LSV-Brückenfachmann Uwe Kraushaar und zieht einen Vergleich: "Das ist wie die Dachsanierung am eigenen Heim, die gemacht werden muss, um das Haus vor Witterungseinflüssen zu schützen." Die Kosten für die aktuelle Sanierung beziffert er mit 150 000 Euro, die Arbeiten vor vier Jahren schlugen mit 140 000 Mark zu Buche."Die fahren uns alles in Grund und Boden"

Trotz allem wird der Gesamtzustand der Hochbrücke von den LSV-Fachleuten als "gut" bezeichnet. "Es gibt keine Anzeichen auf eine besondere Schädigung, daher sind wir derzeit auch weit davon entfernt, an einen Neubau der Hochbrücke zu denken", dementiert Toelkes ein in jüngster Zeit in Gerolstein mehrfach zu vernehmendes Gerücht. Zwei Aspekte aber stimmen ihn dennoch bedenklich: Es hält sich so gut wie kein LKW-Fahrer an die per Verkehrszeichen angekündigte Vorgabe, dass Lastwagen nur im Abstand von 70 Metern über die Brücke fahren dürfen, um die Belastung für die Statik des Bauwerks in Grenzen zu halten. "Aber auch wenn das nicht eingehalten wird, wird die Brücke nicht plötzlich einstürzen, sondern zunächst würden sich Risse bilden, und die würden wir bei unseren regelmäßigen Kontrollen sofort erkennen", beruhigt Toelkes. Außerdem steige die Belastung für die Brücke, da bei LKW zunehmend auf Zwillingsreifen verzichtet werde. Und kommt die von der EU ins Auge gefasste Zulassung von "50-Tonnern", werd die Belastung noch stärker. Bells Prognose: "Die fahren uns alles in Grund und Boden, da werden noch etliche Straßen in die Knie gehen."

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