"Wir nähern uns der schwierigen Klientel"

Die Zahl der Hartz-IV-Empfänger im Landkreis Vulkaneifel hat mit 3286 Personen einen vorläufigen Tiefststand erreicht. Die Kreisverwaltung hat die Zwischenbilanz des Jobcenters vorgelegt.

Daun. "Unsere Maßnahmen greifen. Wir haben gute Arbeit gemacht", erklärt Dezernent Berthold Schmitz zufrieden. Franz-Josef Jax, Leiter des Jobcenters, macht neben der geleisteten Arbeit auch das "Glück der angesprungenen Wirtschaft" für die Reduzierung der Fallzahlen aus. Allerdings schränkt er ein: "Wir nähern uns der schwierigen Klientel." Mit Hartz-IV wurde Arbeitslosenhilfe für Langzeitarbeitslose und Sozialhilfe zusammengefasst. Schmitz konkretisiert: "Wir sind jetzt näher an der Sozialhilfe dran. Es wird schwieriger, weil die Klientel schwieriger wird. Da ist viel zu tun." 23 Maßnahmen für die Langzeitarbeitslosen

In der Statistik sind in den so genannten 1571 Bedarfsgemeinschaften 3286 Personen (im April 2006 waren es noch 2120 Fälle mit 4037 Personen) erfasst. Jax hält die Statistik nicht für ein Messinstrument, weil darin Personen erfasst sind, die gar nicht dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen, beispielsweise der 16-jährige Schüler oder die alleinerziehende Mutter. Deshalb seien jetzt mehr Sozialhilfe- als Arbeitslosenhilfe-Empfänger registriert. Mit insgesamt 23 Maßnahmen versuchen die Fallmanager des Jobcenters die Langzeitarbeitslosen fit für den Beruf zu machen. Viele haben mehrere Integrationshemmnisse (Krankheit, Suchtprobleme, mangelnde Mobilität, fehlende Sprachkenntnisse oder Qualifikation). Wurde ein Job am ersten Arbeitsmarkt gefunden, läuft trotzdem das Leben für rund 40 Prozent der ehemals Hartz-IV-Empfänger nicht rund. Von den 389 vermittelten Personen bis September (832 gesamt in 2006) zahlt das Jobcenter für 166 (417 aus dem Jahr 2006) noch "ergänzende Leistungen". Dezernent Schmitz bringt es auf den Punkt: "Sie sind noch immer im ALG-II-Bezug drin, weil sie vom Lohn trotz Fulltime-Job nicht leben können." Die Mindestlohn-Debatte sei auch in der Vulkaneifel ein Thema. Für rund ein Fünftel der Vermittelten wird den Betrieben Eingliederungszuschuss gezahlt. Jax erklärt: "Wir agieren da sehr umsichtig. Je zurückhaltender die Arbeitgeber-Zuschüsse erteilt werden, umso nachhaltiger ist nämlich der Verbleib des Vermittelten am Arbeitsmarkt." Angesprochen auf mögliche Unterschiede auf Verbandsgemeindeebene, schaut das Duo Jax/Schmitz zuerst auf die Vermittlung der Ein-Euro-Jobber. Jax zählt auf, dass sie bei der Verbandsgemeinde (VG) Daun 20 untergebracht hätten. Und Schmitz meint: "In der VG Gerolstein könnten es ruhig ein paar mehr sein." Zahlen und Fakten Im Landkreis Vulkaneifel ist seit April 2006 kontinuierlich die Zahl der Hartz-IV-Empfänger gesunken. Im Jobcenter waren Ende September 2007 (Zahlen September 2006 in Klammern) 1571 (1908) so genannter Bedarfsgemeinschaften mit 3286 (3856) Personen registriert. Im Zusammenschluss von Arbeitslosen- und Sozialhilfe wurden in den ersten neun Monaten 2007 6,98 Millionen (8,84 Millionen Euro) zur Sicherung des Lebensunterhaltes gezahlt. Der Kreisanteil bei den Kosten der Unterkunft betrug 1,67 Millionen Euro (zwei Millionen Euro). Die Verwaltungskosten betrugen 1,37 Millionen Euro (davon Kreisanteil 86 365 Euro für 26,6 Stellen, die von 30 Mitarbeitern besetzt sind). 389 Hilfeempfänger konnten in den ersten Arbeitsmarkt vermittelt werden, davon 82 jünger als 25 Jahre. Bei jeder dritten Vermittlung wurde Eingliederungsgeld gezahlt. Zur Integration am aktiven Arbeitsmarkt wurden 23 Projekte eingerichtet: 14 für unter 25-jährige, sieben für über-25-jährige und zwei für über 50-jährige Langzeitarbeitslose. (vog)

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort