Wo Hexen regieren, backen Männer kleine Brote

LEUDERSDORF. "Beltane" nannten die Kelten die Hexennacht zum 1. Mai. Dahinter verbirgt sich ein vorchristliches Frühlingsfest. Der Verein für experimentelle Archäologie "Ardaga" zelebriert in der Ortsmitte von Leudersdorf am Wochenende das Beltane-Fest. Der Besuch des "Ardaga-Hofes" ist kostenlos.

Perchta Adisdottir ist die Organisatorin des Beltane-Festes. Sie gehört zum Verein "Ardaga", den Nordmännern und Kelten der Eifel. Die Wikinger-Frau erklärt: "Die Kelten waren von der Bronzezeit bis zum 3. Jahrhundert nach Christi in der Eifel, und die Wikinger im 9. Jahrhundert." Die Geschichtsbücher bestätigen ihre Aussagen. Nordgermanen, vornehmlich dänische Wikinger, plünderten im 9. Jahrhundert auf ihren Raubzügen nachweislich mehrmals Prüm. Die Spuren der Kelten, die sie in der Zeit vom 8. Jahrhundert vor Christi bis 3. Jahrhundert nach Christi in der Eifel hinterlassen haben, sind noch heute zu sehen. Beispielsweise an der Dietzenlay in Gerolstein oder den Hügelgräbern bei Leudersdorf. Die Ardaga-Mitglieder wollen Geschichte leben, statt im Museum zu bestaunen. Perchta Adisdottir erklärt: "Das Beltane Frühlingsfest ist eigentlich ein Fruchtbarkeitsritual. Das wollen wir als Rollenspiel dar- stellen." Dafür verlassen die Frauen am Mittag des 30. April, etwa um 14 Uhr, das Lager. Sie gehen zu den Hügelgräbern, singen, binden Blumenkränze und küren aus ihrer Mitte eine Maikönigin als Stellvertreterin der Frühlingsgöttin. In der Zwischenzeit backen die Männer kleine Brote über dem offenen Feuer. Eines der Brote lassen sie absichtlich verkohlen. Später kommen alle Brote in einen großen Leinensack, und jeder der Männer zieht ein Brot, quasi im Losverfahren. Wer das verkohlte Brot zieht, muss den "alten Winter" darstellen. Ihm werden die Waffen abgenommen. Er wird für tot erklärt. Perchta Adisdottir erklärt: "Nach dem Beltane-Ritual muss der alte Winter sterben, damit der junge Frühling geboren werden kann. Damit die Saat aufgeht, muss der Lenz als männliche Kraft mit der Mutter Erde eine Ehe eingehen." Der "alte Winter" wird also "beerdigt" und aus dem Lager getragen. In diesem Moment kommen die Frauen vom Grabhügelfeld zurück, und die Maikönigin erweckt ihn als den "jungen Frühling" zum Leben. Die Wikinger-Frau berichtet voll Vorfreude: "Das Paar geht dann als erstes durch ein Feuertor auf den Ardaga-Hof." Mehr als 50 Mitstreiter aus Kelten-, Wikinger- und Sachsen-Gruppen aus Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und Hessen haben sich fürs Beltane-Fest in Leudersdorf angemeldet. "Aber auch Gäste aus der Region sind herzlich willkommen. Einfach so, zum Gucken. Es wird kein Eintritt erhoben", sagt Perchta Adisdottir. Lediglich für Speisen sei ein geringer Obolus zu leisten. Das Lager ist am Samstag, 29. April, und Sonntag, 30. April, ab 11 Uhr bis in die Nacht geöffnet. Die Nordmänner und Kelten werden, traditionell gekleidet, den historischen Alltag zeigen - Handwerk wie Schmieden, Holz- und Lederarbeiten, ebenso wie alles "vom Schaf bis zur Kleidung". Rund um eine große Feuerstelle stehen Zelte mit Bettlagern aus Fellen. Die Wiederbelebung der Geschichte (Reenactment) wird künftig auf dem Ardaga-Hof noch häufiger Einzug halten. Am 2. Mai feiert eine Familie aus dem Ort eine Erstkommunion, und am 1. Juli steht eine echte Wikinger-Hochzeit an. Informationen unter www.ardaga.de oder 02696-931287

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