Wolfgang Jenssen am Pranger

Ein Festabend im Forum, Wanderungen zu den schönsten Flecken in der Umgebung und die mit einer Spielszene umrahmte Übergabe einer Pranger-Nachbildung auf dem Laurentiusplatz waren die viel beachteten Bausteine der 120-Jahr-Feier der Eifelvereins-Ortsgruppe Daun.

Daun. "An den Pranger mit ihm", rufen Siegfried Horn und Alois Mayer. Der Vorsitzende und der Geschäftsführer des Dauner Eifelvereins packen Stadtbürgermeister Wolfgang Jenssen und schließen seinen Kopf und seine Hände in der Vorrichtung aus schwerem dunklen Holz ein. Horns und Mayers Vorwurf lautet: "Er hat die Steuern nicht abgeschafft, er hat Daun nicht zum Mittelpunkt der Vulkaneifel gemacht, und er wollte Aldi an den Hotzendrees setzen."

Jenssen macht gute Miene in dem Spiel, und niemand nutzt seine Zwangslage zu Verspottung und Beschimpfung aus - so wie es bis 1794 an dem Pranger auf dem Dauner Marktplatz üblich war. Vielmehr bedankt der Stadtbürgermeister sich. Ist doch der Pranger ein Geschenk des "Geburtstagskinds" Eifelverein an die Stadt. Inzwischen wurde er als Beitrag zur Regionalgeschichte und Touristenattraktion an den Ort seiner Bestimmung vor das Forum gebracht.

Ärger auf dem Laurentiusplatz



Auch die Jubiläumsgabe der Stadt kann sich sehen lassen: ein meterhoher Wegweiser zur Eifelvereinshütte am Firmerich, geschaffen von Konrad Scholzen aus Schalkenmehren. Den Pranger hatte der Eifelverein bei Josef Schonheuer aus Daun-Gemünden in Auftrag gegeben.

Was für Wolfgang Jenssen glimpflich endet, stellen nun die "Spielleut' von Hillesheim" auf dem Laurentiusplatz den Mitgliedern, Gästen und Besuchern als weitere Attraktion mit einer Szene aus dem mittelalterlichen Marktleben dar. Ein Tuchhändler auf dem Krammarkt hält sich nicht an das vorgeschriebene Maß ("Dauner Elle") und "beduppt" die Käuferinnen. Schultheiß, Marktbüttel und Gerichtsherr bringen ihn an den Pranger, Kinder und Erwachsene beschimpfen ihn dort derb.

"Eine traumhafte Vorführung mit nahtloser Einfügung in unser Thema", bezeichnet Siegfried Horn das mit 15 Personen besetzte Stück, das Felicitas Schulz geschrieben und einstudiert hat und bei dem Ralf Coßmann die Hauptrolle spielt. "Eine gelungene Szene mit Schauspielern in wunderschönen Kostümen", sagt Hanni Kreusch, Eifelvereins-Vorsitzende aus Kelberg, dem Trierischen Volksfreund.

Sie ist mit einem guten Dutzend Mitglieder wandernd zum Jubiläum nach Daun gekommen und äußert sich ebenso angetan über das Platzkonzert des Jugendorchesters Üdersdorf/Stadtfeld/Wallenborn unter der Leitung von Tina Justen.

Die mittelalterliche Gerichtsbarkeit hatte auch beim Festabend im Forum im Mittelpunkt gestanden. Neben den Liedbeiträgen des Männergesangvereins Daun und Mundartvorträgen, neben dem Rückblick von Siegfried Horn und den Grußworten von Hans Klein vom Hauptverein und von Landrat Heinz Onnertz hatte Alois Mayer einen Einblick in den Umgang mit Rechtsbrechern im Mittelalter gegeben, dabei von Galgen und Folterwerkzeugen berichtet und den Ursprung von Ausdrücken wie "Kopfzerbrechen" und "Schlitzohren" erläutert.

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