Zarte Bande, stramme Waden

Dass ich das noch erleben durfte: Jetzt wird aufgeräumt mit dem Vorurteil, Dauner und Gerolsteiner könnten sich nicht leiden! Her mit der wahren Völkerverständigung! Wegbereiter der Knüpfung zarter Bande zwischen den Metropolen ist Dauns Stadtbürgermeister Wolfgang Jenssen.

Hat der doch kundgetan, er habe "…dem Gerolsteiner Bürgermeister Pauly angeboten, dass Gerolsteiner mit einer Saison- beziehungsweise Jahreskarte für die Gerolsteiner Badeanstalt auch das Naturbad Gemündener Maar in Daun kostenlos besuchen können". So soll es sein: Neue Freundschaft in Bikini und Badehose! Walburga meint nur: "Pitter, reg dich ab. Freiwillig kommt doch kein Gerolsteiner nach Daun, noch nicht mal, wenn sie da für lau schwimmen dürfen!" Auch Nachbar Karl-Heinz traut dem Braten nicht so recht: "Wahrscheinlich gilt das Angebot von Oktober bis März!" Warum müssen die Leute immer nur das Schlechteste annehmen? So ein gutmütiger Kerl wie Wolfgang Jenssen, dem sind doch Hintergedanken völlig fremd. Obwohl: Vielleicht will er sich doch eher der Sympathie Gerolsteins versichern, um von der Strahlkraft der Brunnenstadt zu profitieren. Denn merke: Gerolstein ist obenauf, spielt mittlerweile in einer höheren Liga als die Kreisstadt. Ich sage nur: Rad-Team Gerolsteiner! Die Jungs mit den strammen Waden tragen den Namen Gerolstein in alle Welt. Da wird sogar eine Tour-de-France-Etappe diskutiert, während an Daun noch nicht mal mehr die Rheinland-Pfalz-Rundfahrt vorbeifährt. Nahe liegt allerdings auch der Verdacht, dass Jenssen (kostenlos) an die künftige Gerolsteiner "Koordinatorin Regionalmarketing” ran will. Kein Wunder, angesichts toter Hose in Sachen Stadtmarketing Daun. Also, beim näheren Hinsehen schwindet auch mein Vertrauen, dass das Bade-Angebot so uneigennützig ist. So gilt - frei nach dem römischen Dichter Vergil - weiter für die Gerolsteiner: "Was es auch sei, wir fürchten die Dauner, auch wenn sie Geschenke bringen."

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