Zehn Sekunden, die für Ärger sorgen

Darscheid · Zwischen 250 und 300 Autos sollen täglich über einen Feldweg in Darscheid fahren. Das sagt zumindest Anwohner Hans Gräfen, der sich seit Jahren dadurch gestört fühlt. Seit 2006 hat er vieles unternommen, um die unerlaubte Nutzung des Feldwegs zu unterbinden - erfolglos. Jetzt wendet er sich an Innenminister Roger Lewentz.

 Anwohner Hans Gräfen ärgert sich darüber, dass viele Verkehrsteilnehmer verbotenerweise einen Feldweg als Abkürzung benutzen. TV-Foto: Mario Hübner

Anwohner Hans Gräfen ärgert sich darüber, dass viele Verkehrsteilnehmer verbotenerweise einen Feldweg als Abkürzung benutzen. TV-Foto: Mario Hübner

Darscheid. Ein sachtes Vogel-zwitschern, der Klang von Blättern, wenn der Wind durch sie hindurchrauscht: Das sind die Geräusche, auf die Hans Gräfen sich freut, wenn er sich in den Garten seines Hauses in Darscheid setzt. Das Gefühl wird ihm jedoch verwehrt. Grund dafür ist der Feldweg, der unmittelbar an die Karl-Kaufmann-Straße in Darscheid anschließt. Dieser Weg soll täglich von vielen Autofahrern genutzt werden, die den Ort umfahren.5. Mai 2008, 16.40 bis 17.40 Uhr: 26 Autos; 18. September 2009, 16.41 bis 17.55 Uhr: 15 Autos: "Täglich sind es zwischen 250 und 300 Fahrzeuge", erklärt Gräfen, der häufig mit Stift und Zettel an der Straße steht und die Verkehrssünder zählt. Fahren darf man auf dem Feldweg nämlich nur in Ausnahmefällen. Ein "Durchfahrt verboten"- Schild mit dem Zusatz "Land und forstwirtschaftlicher Verkehr frei" verbietet die Nutzung als Umgehungsstraße. Das sei ohnehin sinnlos, weiß Gräfen: "Die Polizei hatte das mal ausgemessen und festgestellt, dass man durch die vermeintliche Abkürzung nur zehn Sekunden einspart." Seit 2006 hat Gräfen sich an Ortsgemeinderat, Polizei und sogar den Bürgerbeauftragten des Landes Rheinland-Pfalz gewendet - ohne Erfolg. Nun sieht er seine letzte Chance in einem Offenen Brief an Innenminister Roger Lewentz. Gräfen hofft, dass man ihm dort helfen kann. Bislang konnte das zumindest niemand: Man verstehe sein Problem und wisse, dass Gräfen sich im Recht befinde. Abhilfe schaffen könne man aber nicht, erklärt der Bürgerbeauftragte Dieter Burgard in einem Schreiben. Die Verbandsgemeinde Daun sehe ebenfalls keine Möglichkeit, etwas an der aktuellen Situation zu ändern. Dem schließt sich auch Manfred Thönnes, Ortsbürgermeister in Darscheid an und ergänzt: "Wir sehen auch keine unmittelbare Notwendigkeit, dort einzugreifen." Thönnes bestätigt zwar, dass dort unerlaubt Autos fahren würden. Die angegebene Zahl von mehr als 250 Autos pro Tag hält er aber für überzogen. Gräfen erzählt: "Es kam die Idee auf, den Weg mit einer Schranke zu versperren." Das kommt für die Gemeinde aber nicht infrage: Zum einen würde der Weg als Zufahrt zu vielen Äckern dienen. Zum anderen würde eine Schranke alleine nicht helfen. "Dann wird die Schranke einfach über die angrenzenden Wiesen umfahren", befürchtet Thönnes.Außerdem sei die Polizei hier als "Überwachungsbehörde" gefordert. Die Polizei in Daun habe Kontrollen an dem Feldweg durchgeführt, dort aber nur wenige Autofahrer angetroffen. Diese seien verwarnt worden. Ausreichend ist das nach Meinung von Hans Gräfen nicht: "Wenn die Polizei sich da einmal pro Woche zu Stoßzeiten hinstellen und zur Kasse bitten würde, dann könnte sich was ändern", fordert er. Peter Teusch, stellvertretender Leiter der Polizeiinspektion Daun, sieht sich dazu nicht in der Lage: "Wir können nicht Tag und Nacht da stehen", erklärt er. Teusch nimmt stattdessen Gräfen in die Pflicht und verspricht: "Wenn er die Verkehrsverstöße zur Anzeige bringt, dann kümmern wir uns darum." Das hatte Gräfen bereits 2008 in mehreren Fällen getan. Geholfen hat aber auch das scheinbar nicht. Meinung

Alle fahren, dumm gelaufenDie Anwohner können einem schon Leid tun. Täglich fahren viele Menschen an ihren Häusen vorbei, obwohl sie weder zu Besuch kommen, noch den Acker um die Ecke bestellen. Alles, was sie bringen, sind Lärm und Abgase. Den Autofahrern geht es um reine Zeitersparnis, die tatsächlich marginal ist, gefühlt aber recht groß zu sein scheint. Was will man dagegen tun? Polizeikontrollen? Geht nicht: Für ständige Kontrollen fehlt schlicht das Personal. Die Straße sperren? Geht auch nicht: Die Landwirte müssen ihre Felder erreichen können und müssten sonst mit schweren Fahrzeugen durch den Ortskern donnern. Das will schließlich auch niemand. Was bleibt? Selbst sind die Anwohner! Die Darscheider haben nur die Möglichkeit, die Verkehrssünder regelmäßig anzuzeigen. Dann ist auch bald Ruhe in der Karl-Kaufmann-Straße! Die Kehrseite der Medaille gibt es wie immer auch: Es macht nicht sonderlich beliebt. s.klipp@volksfreund.de

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