Zeitenwende mit Fräulein Oest

GEROLSTEIN. 40 Jahre Schulgeschichte feierte die Regionale Schule mit einem großen Schulfest. Mit ihren Projekten hielten sie Rückblick auf die vier Jahrzehnte: Hits der 60er Jahre, alte Spiele und die Stadtgeschichte. 56 Schüler der Eröffnungsklassen kamen zum Klassentreffen.

"Hoffentlich fliegt der ganz schön weit", wünscht sich die neunjährige Silke Weber, als sie den gelben Luftballon zum Wettflug freigibt. Die unzähligen Ballons am Wolken verhangenen Himmel könnten symbolhaft für die bewegende Geschichte der Schule stehen. Tausende Kinder aus der Verbandsgemeinde Gerolstein absolvierten dort ihre Schulausbildung. Die Schülerzahlen schwankten zwischen 710 (1978) und 290 (1992). Zur Zeit besuchen 500 Kinder die Regionale Schule. Aber auch der Name der Schule und der Einzugsbereich änderten sich öfter (siehe Hintergrund) . Und erst recht die pädagogische Arbeit. Schulleiter Günter Mehles: "Das Unterrichten ist nicht schwieriger, aber anders geworden. Es gibt wesentlich mehr Miterzieher, wie beispielsweise die Medien." Schulrat Herbert Klein stimmt zu: "Im Hinblick auf den Beruf müssen wir Sozialkompetenz vermitteln und das ist nicht mit Frontalunterricht vermittelbar." Konrektor Volker Simon gehörte vor 40 Jahren auch zu den ersten Schülern im Neubau. Er hat zeitgleich zum Schulfest ein Treffen organisiert, zu dem 56 Ehemalige kamen. Simon erinnert sich an seine erste Lehrerin: "Das war Fräulein Oest. Sie stand für den gravierenden Wandel von der Erziehung mit drastischen Maßnahmen wie Prügel zum offeneren Umgang miteinander." Ulla Marschmann-Duppich, Ehemalige aus der Schauerbach, die nun in Frankfurt-Kelkheim lebt, erinnert sich an die Ausweitung des Schulbezirkes: "Als die Kinder von den Dörfern dazu kamen, sorgte das für Aufruhr. Die Städter waren einfach hochnäsig." Das Schulfest begann mit einer halbstündigen Revue der vier Jahrzehnte Schulgeschichte. Dabei fehlten auch die Hits der 60er Jahre nicht. "Alte Spiele neu entdeckt" stand bei den Kindern hoch im Kurs. Die neunjährige Emmy Reimer favorisiert Gummitwist und Seilspringen: "Das mache ich jetzt auch nachmittags ganz oft." Im Schulgebäude herrschte ebenso reges Treiben. Die Sechstklässler präsentierten stolz den von ihnen neu gestaltenden Flurtrakt und Lehrer Helmut Schäfer bewachte seine wertvolle Sammlung von 400 historischen Karten der Gerolsteiner Stadtgeschichte. 16 Schüler hatten am Projekt "Gerolstein damals und heute" mitgearbeitet. Eine Besucherin meint: "Ich habe ein Bild aus dem Jahr 1954 von meinem Vater als ersten Schwimmmeister in Gerolstein entdeckt".

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