Zielort: Santiago de Compostela

DAUN-RENGEN. (bb) Auf seinem Fußweg von Berlin nach Santiago de Compostela (Spanien) machte Frank Hover bei Herbert Michels in Rengen Station. Die beiden Männer waren sich vor drei Jahren auf dem Jakobs-Pilgerweg begegnet.

 Auf dem Jakobs-Pilgerweg haben sich sie sich kennengelernt: Herbert Michels aus Rengen (links) und der Berliner Frank Hover.Foto: Brigitte Bettscheider

Auf dem Jakobs-Pilgerweg haben sich sie sich kennengelernt: Herbert Michels aus Rengen (links) und der Berliner Frank Hover.Foto: Brigitte Bettscheider

Am 1.März ist Frank Hover in Berlin aufgebrochen. Seither hat er 790Kilometer zurückgelegt - mit 17 Kilo Gepäck auf dem Rücken,Einmannzelt inklusive. In Halberstadt hat er Freunde besucht, zuOstern will er bei Bekannten in Frankreich sein, zwischen dem 20.und 25. Juni steht die Ankunft in Santiago de Compostela aufseinem Plan. Nun sitzt er mit Herbert Michels am Wohnzimmertisch und studiert eine Landkarte. "Morgen zeige ich dir die Maare", klärt Michels seinen Gast gerade über den freien Tag auf, den er sich in der Eifel gönnt. Hover ist 38 Jahre alt und Krankenpfleger von Beruf. Er hat vier Monate unbezahlten Urlaub genommen, um einen vor zwei Jahren gefassten Plan in die Tat umzusetzen: Er will zu Fuß den etwa 3000 Kilometer langen Weg zu dem berühmten Wallfahrtsort im Nordwesten Spaniens gehen. Bei Freunden, Verwandten und Kollegen in Berlin habe sich die anfängliche Skepsis längst gelegt. Die meisten hätten sich sogar von seiner eigenen Begeisterung anstecken lassen.

Unterwegs sei aber schon einigen Leuten "die Kinnlade runtergefallen", erzählt Frank Hover von Begegnungen und Gesprächen, die er bisher hatte. In einer Kleinstadt im Westerwald habe sich ein Briefträger nach ihm umgedreht und gesagt: "So viel Zeit möchte ich auch mal haben und einfach so in der Gegend rumlaufen." Hovers Antwort: "Dann tun Sie's doch!"

Seinen Quartiergeber in Rengen hatte Hover vor drei Jahren kennen gelernt. Damals waren die beiden Männer sowie Rolf Himmes aus Lissingen Weggefährten auf einer Teilstrecke des Jakobswegs; auch im Jahr darauf trafen sie sich wieder und gingen gemeinsam den nächsten (400 Kilometer langen) Abschnitt von Burgos nach Santiago de Compostela.

"Ich habe bei diesen Wanderungen immer mehr zu mir selbst gefunden und bin Menschen begegnet, von denen ich viel gelernt habe", fasst Frank Hover die wesentlichen bisherigen Erfahrungen zusammen.

Die wichtigste Vorbereitung sei der feste Wille, den Weg zu bewältigen, erzählt er. Auf alle Eventualitäten könne man sich ohnehin nicht einstellen. Seine Handy-Nummer kennen nur drei Leute. Er führt Tagebuch, und wenn er abends in einer Privatpension, in einem Landgasthaus oder in einer Jugendherberge einkehrt, schaut er sich die Nachrichten im Fernsehen an. Er meidet große Städte, auch für Sehenswürdigkeiten will er weder Zeit noch Kraft spenden. Die Dauner Maare bilden aber eine Ausnahme. Sechs bis acht Stunden am Tag ist er auf den Beinen, einmal am Tag kauft er Lebensmittel ein, warme Mahlzeiten gönnt er sich nur selten.

Bevor Frank Hover in Rengen Station machte, war er von Koblenz her über Polch und Uersfeld gezogen. Dort hatten ihn Herbert Michels und Rolf Himmes abgeholt und mit ihm eine Tagesreise zu Fuß gemacht. Bis Manderscheid wollen die beiden Männer ihren Freund aus Berlin noch begleiten, dann wird er seinen Weg allein fortsetzen. In seinem Pilgerbuch findet sich dann ein neuer Stempeleintrag: Katholisches Pfarramt St. Nikolaus, Daun/Eifel.

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