Zusammenrücken oder Zwangsehe

DAUN. Jahrgangsübergreifende Klassen in der Grundschule, Schulkooperationen, "Vermietung" von Klassenräumen, Zentralisierung von Angeboten (zehntes Hauptschuljahr, MSS-Kurse) oder gar die Verschmelzung der Dauner Gymnasien: Der Schulentwicklungsplan für den Kreis benennt die aus dem Geburtenrückgang resultierenden Probleme und zeigt – zaghaft – Lösungsansätze auf.

Noch bis vor wenigen Jahren von der (CDU)-Kreistagsmehrheit beharrlich als unnötig eingestuft und zum Tabu-Thema erklärt, verlief die jüngste Auseinandersetzung zum nun vorgelegten Schulentwicklungsplan im Kreistag völlig unaufgeregt. Selbst das Zündstoff-Thema Zusammenlegung der Dauner Gymnasien wurde gestreift, wobei sich die politischen Akteure mit ihren Prognosen und Forderungen aber zurückhielten. Noch am eindeutigsten Stellung bezog Wolf Krämer-Mandeau von der "Projektgruppe Bildung und Region" aus Bonn, der im Auftrag des Kreises den Plan federführend erstellt und vorgestellt hatte. Angesichts der extrem unterschiedlichen Entwicklung der Schülerzahlen an den Gymnasien (GSG - 1990: 523, heute: 619, 2009: 778; TMG - 567/746/672; und zum Vergleich SMG Gerolstein - 583/785/763) sei es notwendig, "durch intensive interne Gespräche, jetzt anzufangen, die Schere zu schließen, denn es geht um Weichenstellungen". Mittelfristig, also binnen der nächsten fünf bis sechs Jahre, stelle sich noch nicht die Frage, ob die beiden Dauner Gymnasien effizient arbeiten könnten, meinte Krämer-Mandeau. Er betonte aber: "Langfristig werden sie aber nur zu einer starken Kraft, wenn die Schülerzahlen zusammen genommen werden." Dies könne geschehen durch "weit gehende Kooperationen" oder dadurch, dass "die Oberstufen zusammengelegt werden". Krämer-Mandeau brachte die Situation auf den Punkt: "Entweder bewegen sich die Gymnasien aufeinander zu, oder man muss nachhelfen. Und bisher habe ich eher den Eindruck, dass der Schulträger nachhelfen muss." Eine Einschätzung, der Landrat Heinz Onnertz nicht widersprach, sondern nur meinte: "Schade, wenn man nachhelfen muss." Das alles überlagernde Thema waren die zu erwartenden Folgen der um etwa 25 Prozent sinkenden Schülerzahlen. Auch das Kostenargument klammerte der Referent nicht aus, sondern appellierte an die Verantwortungsträger: "Es kann künftig nur noch darum gehen, die bestehenden Räume ordentlich zu verwalten und nicht mehr in Neubauten zu investieren." Handlungsbedarf in vielerlei Hinsicht

Vielmehr sprach er sich für die "Fremdnutzung von Klassenräumen" und die verstärkte Kooperation von Schulen auch unterschiedlicher Ausrichtung aus - wie zwischen Gymnasien und Berufsbildender Schule: "Das ist auch unter dem Gesichtpunkt der Stärkung der beruflichen Bildung notwendig." Krämer-Mandeau hat eine Reihe weiterer "Bruchstellen" in der Schullandschaft des Kreises ausgemacht: Unter anderem sei es auffällig, dass in einigen Grundschulen ein Großteil der Schüler aufs Gymnasium wechsele, bei anderen aber auf die Hauptschule. "Geht man aber von dem gleichen Bildundungspotenzial der Kinder aus, so kann das nicht sein", sagte der Referent, der auch auf sein Statement keinen Widerspruch erfuhr: "Es gibt in vielerlei Hinsicht Gesprächs- und Handlungsbedarf."

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