Zwei Gründe zum Feiern

1997 wurde in Udler ein Gedenkstein aufgestellt mit der Inschrift "1672-1997" und dem Wappen der Pilger aus Waldorf bei Bonn, die auch in diesem Jahr auf ihrer Wallfahrt zum Grab des Apostels Matthias in Trier im Eifeldorf wieder Station machten. 154 Teilnehmer, die eine Distanz von 113 Kilometern zurücklegten, kamen mit dem Pilgerkreuz an der Spitze in Udler an.

 „Kinderbescherung“ auf der Udler Kirchentreppe: Der Udler Nachwuchs freut sich über die Süßigkeiten, die von den Pilgern aus Waldorf seit 25 Jahren mitgebracht werden. TV-Foto: Bernd Schlimpen

„Kinderbescherung“ auf der Udler Kirchentreppe: Der Udler Nachwuchs freut sich über die Süßigkeiten, die von den Pilgern aus Waldorf seit 25 Jahren mitgebracht werden. TV-Foto: Bernd Schlimpen

Udler/Waldorf. (bs) Die Wallfahrt 2007 war für die Pilgerschar ein besonderes Ereignis, denn es wurde ein doppeltes Jubiläum gefeiert. Die Waldorfer blickten auf "335 Jahre Wallfahrt nach Trier" und das 200. Jubiläum der St.-Matthias-Bruderschaft Waldorf zurück. Diese Bruderschaft lädt zu der Pilgerschaft nach Trier ein und übernimmt die Organisation. Franz-Josef Geuer erklärt: "Bei dieser Wallfahrt sind alle Gläubigen willkommen, und in diesem Jahr haben wir sogar Teilnehmer aus der Schweiz und Bayern dabei."Anlass war eine Pestzeit im Vorgebirge

Ursprünglich durchkreuzte die Pilgerprozession die Ahr-, Eifel- und Moselregion. "Genau konnte nie festgestellt werden, wie lange sich die Pilger schon in Udler zur Rast begeben. Von der Wallfahrt selbst wird überliefert, dass ein Gelübde zur Pestzeit oder bei einer Viehseuche im Vorgebirge ihren Ursprung gab", vermutet Geuer. In Udler betete die Schar am Pilgerstein und kehrte zu einer kurzen Andacht in die Filialkirche ein. Anschließend wartete der Nachwuchs des Dorfs auf die Pilger. Denn seit etwa 25 Jahren sorgen die Besucher aus dem Bonner Raum für eine "schöne Bescherung". Mit großen Tüten bewaffnet stürzten sich die Kinder auch diesmal auf Süßwaren, und es gab sogar Fußbälle. Später übernahmen die Feuerwehr und der Sportverein die Bewirtung der Pilgergäste im Bürgerhaus. Geuer: "Auf den Aufenthalt in Udler freuen wir uns immer ganz besonders, denn hier werden wir ganz herzlich aufgenommen, und viele sind schon über Jahrzehnte mit ihren Gastfamilien verbunden." So weiß man in Udler, dass zu dem Anlass auch Schlafzimmer geräumt wurden, oder es wurde ein Nachtlager im Heu hergerichtet. Aus dem langen Zeitraum, in dem die Pilger Station in Udler machen, gibt es zahlreiche Anekdoten. Da wird die "schweinische" Geschichte erzählt von der Sau, die dem Metzger wegen eines Schusswaffendefekts entkommen konnte, in ihrer Todesangst durch das Dorf fegte, bis Pilger Heinrich Frings das Tier mit einer Axt zur Strecke brachte. Auch Socken wurden in Udler vergessen, und im nächsten Jahr wurden sie frisch gewaschen und gebügelt dem Besitzer aus Waldorf wieder überreicht. Das Jubiläum ist auch ein Grund für den Musikverein Eckfeld, mit einem Bus nach Trier zu reisen und die Pilger in der Prozession zum St.-Matthias-Grab zu begleiten, ein neues Kapitel in der "Chronik der Udler St.-Matthias-Pilger von Waldorf", die genau niedergeschrieben ist.

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