Zwischen Küche, Kerzen und Telefon

DAUN-PÜTZBORN/WEIDENBACH. Wie feiern Menschen Weihnachten, die aus einer fremden Kultur stammen und nun in der Eifel leben? Der TV besuchte die Ausländerbeauftragte Usharani Mayer in Pützborn und den Priester Ohajuobodo Oko in Weidenbach.

Auf der Außentreppe ist eine Engelsskulptur auf Moospolster gebettet, an der Haustür flattern Bänder an einem Kranz aus Tannenzweigen, im Wohnzimmer stehen Weihnachtssterne auf der Fensterbank, und über dem Esstisch zieht ein großer, reich dekorierter Adventskranz den Blick an: Usharani Mayer liebt den Advent und Weihnachten auch deshalb, weil sie dann nach Herzenslust dekorieren kann. Die 46-Jährige stammt aus Malaysia und ist seit 1989 mit Josef Mayer aus Recklinghausen verheiratet ("Urlaubsliebe"). Das Paar hat zwei Töchter: Zita (13) und Karin (9), und in das nun so schön geschmückte Haus in Pützborn zog die Familie im Jahr 2000 ein. Seit drei Jahren ist die Fremdsprachenkorrespondentin Usharani Mayer Ausländerbeauftragte im Kreis Daun. Ihre Konfession ist der Hinduismus, ihr Mann und ihre Töchter sind katholisch. Das christliche Weihnachtsfest kennt Usharani Mayer seit ihrer Kindheit, denn sie hat an einer Missionsschule das Abitur gemacht, und sie hat in Malaysia einen katholischen Onkel. "Bei ihm und seiner Familie waren wir jedes Jahr zu Weihnachten eingeladen und sind auch mit ihnen zur Christmette gegangen", erzählt sie. "Ich habe viele schöne Erinnerungen daran." Dem christlichen Weihnachtsfest vergleichbar sei das hinduistische "Fest des Lichtes" (Diwali), das nach dem indischen Kalender an einem Tag zwischen Mitte Oktober und Anfang November gefeiert wird. An Parallelen zählt Usharani Mayer auf: Grußkarten, Plätzchen, Besuch des Tempels, Festessen. "Diwali ist aber weniger ein Familienfest, vielmehr ein Ereignis für die ganze Nachbarschaft und den Verwandtenkreis", sagt sie. Von daher erklärt sie sich auch ihren Wunsch, Heiligabend mal mit ganz vielen Menschen zusammen zu feiern. "Aber das geht hier nicht, denn jeder ist am liebsten im engen Kreis mit seiner Familie zusammen." So feiern Mayers auch dieses Jahr Weihnachten wieder ganz für sich, nachdem sie am Nachmittag des Heiligabend beim Familiengottesdienst in Neunkirchen waren. Josef und Usharani Mayer bereiten gemeinsam das Festessen zu (in diesem Jahr gibt es Wildbret). Und wie sieht das Weihnachtszimmer aus? "Den Baum schmücke ich in Bordeauxrot und Gold, und den Tisch decke ich festlich", verrät Usharani Mayer und ergänzt lachend: "Mit allen Schikanen!" Währenddessen sitzt Vikar Ohajuobodo Oko in seiner Zweizimmerwohnung in der Weidenbacher Hauptstraße am Wohnzimmertisch am Computer und schreibt an einer der Predigten, mit denen der Priester den Besuchern der Weihnachtsgottesdienste (acht sind es an drei Tagen) das Festgeheimnis nahe bringen will. Seit Sommer 2004 ist Oko Seelsorger der Pfarreien Deudesfeld, Meisburg, Salm und Weidenbach und des Filialortes Wallenborn. "Ich bin sehr froh hier, und ich bekomme viel, viel Unterstützung", sagt der 43-jährige promovierte Theologe aus Nigeria, dessen Beauftragung für die Arbeit in den Eifelpfarreien kürzlich bis zum Jahr 2009 verlängert wurde. Mit dem Blick auf den Schwerpunkt in seinen Weihnachtspredigten sagt Ohajuobodo Oko: "Der rote Faden ist die Frage, warum Gott zu unserem Heil Mensch geworden ist." Die wichtigste Botschaft von Weihnachten sei, dass Gott durch seine Menschwerdung offenbar mache, dass er an unserem Leben beteiligt sei und sich das Friedenswort der Engel auf das Familien- und Gemeindeleben auswirken möge.Sehnsucht nach der Familie

Die Zeit zwischen den Weihnachtsgottesdiensten wird Oko mit Ausruhen, Kochen, Musikhören und Telefonieren verbringen. "Ich werde wohl Sehnsucht nach meiner Familie haben", meint er und erzählt, dass er in Nigeria mit fünf Geschwistern aufgewachsen ist und am Tag vor Heiligabend 1995 in seiner Heimatstadt Mgbidi zum Priester geweiht wurde. Weil er schon, bevor er als Priester in die Eifel kam, in Bonn und Meckenheim tätig war, hat Oko zuletzt 1999 Weihnachten zu Hause gefeiert. "Die Christmette beginnt dort immer um 23 Uhr, und dann wird in den Geburtstag Jesu hineingefeiert", berichtet er. Die Liturgie sei ja auf der ganzen Welt gleich, dennoch gebe es einen deutlichen Unterschied zwischen den Festgottesdiensten hier und dort: "In Afrika preisen die Menschen Gott mit Leib und Seele", sagt er über das Singen, Klatschen und Tanzen in den Gottesdiensten, die aber immer auch Phasen der Ruhe und des stillen Betens hätten. Eine Erinnerung an seine Jugend hat sich ihm besonders eingeprägt: "Unser Clan ist so groß wie Weidenbach, und da sind wir Jugendlichen an Weihnachten von morgens bis tief in die Nacht von Haus zu Haus gezogen."

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