"...weil langsam was passieren muss"

SCHÜLLER. Morgen, 27. April, sind die Zustände im Ammenviehbestand von Matthias Pfeil aus Schüller Thema im rheinland-pfälzischen Tierschutzbeirat. Der Vertreter des Deutschen Tierschutzbundes befürwortet ein Tierhalteverbot. Zeitgleich ermittelt die Staatsanwaltschaft Trier auf Basis einer Hof- und Hausdurchsuchung der Umweltkripo Wittlich.

"Wir werden alles daran setzen, diesen Tierquälereien ein Ende zu setzen", erklärt Werner Ganz, zweiter Vorsitzendes des Landesverbandes des Deutschen Tierschutzbundes. Ganz ist außerdem Mitglied im rheinland-pfälzischen Tierschutzbeirat. Das 13-köpfige Gremium unterstützt seit 1992 das Mainzer Umweltministerium in Tierschutzfragen. Ganz ist erschüttert von den Bildern und Schilderungen, die ihm seit Anfang März von Vereinsmitgliedern aus dem Kreis Daun über Pfeils Ammenviehhaltung überbracht werden. Er befürworte ein Tierhalteverbot. Anfang März war Heike Reinert vom Tierschutzbund zum ersten Mal in Schüller. Sie berichtet: "Die Tiere haben offensichtlich Fellprobleme. Außerdem fiel mir ein Kälbchen auf, das offensichtlich krank und völlig apathisch auf der Weide stand. Es wollte sich hinlegen, was aber nicht gelang." Nach einer kurzen Debatte mit dem Landwirt habe er ausweichend geantwortet, das Kalb habe eine Entzündung am Bein und werde nachts im Stall versorgt. Reinert schaltete das Dauner Veterinäramt ein. Nach ihren Beobachtungen hat es 14 Tage gedauert, bis das Tier untersucht wurde.Inmitten von Sperrmüll verendet

Die Tierschützer waren in der Zwischenzeit wegen etlicher Vorfälle auf dem Hof oder den Weiden von Tierhalter Pfeil - wegen offensichtlich kranker oder ausgebrochener Tiere. Ein Rind verendete am 16. März, nach scheinbar vier qualvollen Tagen, inmitten von Sperrmüll im Schuppen. "Nach unseren Beobachtungen war kein Tierarzt und keiner vom Veterinäramt da, um dem Tier zu helfen", meinen die Tierschützer fassungslos. In einem anderen Fall habe der Landwirt gegenüber Reinert behauptet, er habe genügend Erfahrung und würde das kranke Tier eigenmächtig mit Antibiotika behandeln. Oft stieß zu den Einsätzen der Tierschützer Pfeils Anwältin Marianne Mastiaux. Sie verteidigt den Ammenviehhalter seit Jahren. Die TV-Fragen zu den aktuellen Vorfällen beantwortete sie nicht. Der TV berichtet seit Jahren über die Zustände in Pfeils Viehbestand, über Polizeieinsätze, scheinbar versteckte Tierkadaver und Gerichtsverhandlungen. Im Dezember waren Kripobeamte des Umweltdezernates in Sachen Pfeil unterwegs. Sie nahmen den Hof in Schüller und das Wohnhaus in Jünkerath unter die Lupe. Die Anklageerhebung durch die Staatsanwaltschaft wurde bisher durch Eingreifen von Anwältin Mastiaux verhindert. Sie ließ vom Landgericht Trier die Rechtmäßigkeit der Durchsuchung überprüfen. Als die Unterlagen bei Gericht lagen, nutzte sie zweimal das Recht zur Akteneinsicht, was die Entscheidung verzögerte. "Mangelndes Interesse der Kreisverwaltung"

Ingrid Luther, Pressesprecherin des Landgerichtes: "Die Verteidigerin hatte zweimal Akteneinsicht. Einmal waren die Unterlagen über einen Monat bei ihr." Am 27. März entschied das Landgericht, dass die Durchsuchung rechtens war. Die Staatsanwaltschaft hat jetzt weitere Ermittlungen an die Wittlicher Umweltkripo in Auftrag gegeben. Die laufen noch. Am 19. März schrieb Ganz vom Tierschutzbund Landrat Heinz Onnertz und unterstellte, dass "mangelndes Interesse der Kreisverwaltung Daun durch den neuerlichen Fall bewiesen ist, weil von der Meldung bis zur Handlung 14 Tage vergangen sind". Ganz denkt jetzt über eine Strafanzeige wegen Unterlassung nach. Auf TV-Anfrage antwortet Heinz-Peter Hoffmann, Pressesprecher der Kreisverwaltung: "In allen geschilderten Fällen war das Veterinäramt, teilweise sogar unter Beteiligung des Rindergesundheitsdienstes und des Hoftierarztes, vor Ort und hat die notwendigen Maßnahmen getroffen." Die Stellungnahme der Kreisverwaltung bringt Tierschützer Ganz nicht davon ab, die Zustände in der Ammenviehhaltung Pfeil im rheinland-pfälzischen Tierschutzbeirat zu thematisieren. Gegenüber dem TV sagte er: "Wir werden von oben Druck machen. Es kann nicht sein, dass Behörden vor einer Anwältin kuschen." Außerdem habe er die vorgesetzte Dienststelle, die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion, eingeschaltet, "weil langsam was passieren muss".

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