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GEROLSTEIN. Ein Haus für Obdachlose kostet die Verbandsgemeinde (VG) Gerolstein 1000 Euro im Jahr. In der VG Daun sind es 8500 Euro. Die anderen Kommunen im Kreis kommen günstiger weg. Auch die Zahl der Obdachlosen ist unterschiedlich: In der VG Kelberg gibt es seit vier Jahren keinen einzigen Fall, in der VG Obere Kyll allein im Vorjahr 17.

 Nur das Allernötigste, keine Heizung: Seit 1993 unterhält die Verbandsgemeinde Gerolstein in der Gymnasialstraße 34 ein spartanisch eingerichtetes Haus für Obdachlose.Foto: Gabi Vogelsberg

Nur das Allernötigste, keine Heizung: Seit 1993 unterhält die Verbandsgemeinde Gerolstein in der Gymnasialstraße 34 ein spartanisch eingerichtetes Haus für Obdachlose.Foto: Gabi Vogelsberg

Das Haus in der Gymnasialstraße 34 in Gerolstein ist spartanisch eingerichtet und ohne Heizung. Die Bewohner heizen ihre Zimmer mit Elektroöfen. Einen Blick in die Räume gewähren sie nicht. Im Flur, in der Küche und im Bad fällt die Tapete von den Wänden, es riecht extrem muffig. "Hin und wieder mache ich Dampf, damit geputzt wird", sagt Hermann-Josef Wirp, Leiter des Gerolsteiner Ordnungsamts. Dabei sind die Bewohner der Souterrain-Wohnung und des Dachgeschosses quasi Dauergäste. "Wir können keinen rauswerfen, aber sie denken gar nicht daran, sich eine eigene Wohnung zu suchen. Das ist für uns ein Problem", meint Wirp. Der 58-jährige Mann, der unterm Dach wohnt, komme aus "gutem Gerolsteiner Haus", sei aber "total versackt wegen Alkoholkonsums". Die drei Bewohner des Souterrain (eine Frührentnerin, ihr Bruder und dessen 27-jährige Tochter) belegen die Wohnung schon einige Jahre. Das Los der Obdachlosigkeit könne nahezu jeden Menschen treffen, sagt Wirp. "Meistens ist Zwangsräumung, weil keine Miete gezahlt wurde, die Ursache der Obdachlosigkeit", erklärt Wirp. Die Kommune muss für Wohnung, Wasser und Strom sorgen. "Vereinfacht: Schutz gegen Wind und Wetter", sagt Wirp. Um direkt reagieren zu können, habe man 1993 das Haus angemietet. Kosten: 500 Euro monatlich. "Letztendlich bleiben aber nur knapp 1000 Euro jährliche Kosten übrig, weil die Bewohner eine Nutzungsentschädigung zahlen müssen", erklärt Wirp. Die könne über Rente, Sozialhilfe oder Wohngeld finanziert werden. Außerdem hat die Kommune die Möglichkeit, die Mieter in ihre ehemalige Wohnung wieder "einzuweisen" oder Wohnungen auf dem freien Markt zu besorgen. Dann zahlt das Sozialamt.Nachbarn reagieren gelassen

Derzeit ist im Gerolsteiner Obdachlosenhaus noch ein Zimmer im Erdgeschoss frei. Darin wohnte in diesem Jahr für ein paar Tage ein obdachloser Jugendlicher aus der Gerolsteiner Pfarrgemeinde. "Bis er in Therapie gegangen ist. Von Drogen weiß ich nichts, aber Alkohol war auf jeden Fall ein Thema", beschreibt Wirp den Fall. Einen weiteren Jugendlichen, der ebenfalls von den Eltern vor die Tür gesetzt wurde, konnte Wirp nach Gesprächen mit den Eltern vor dem Einzug in die Gymnasialstraße 34 bewahren. Die unmittelbaren Nachbarn reagieren gelassen. Barbara Büttner: "Es sieht zwar verwildert aus, aber sie verhalten sich völlig unauffällig." Auch die VG Daun unterhält ein Haus in Weidenbach und eine Wohnung in Daun für Obdachlose. "Wenn wir die bereits erfolgten Erstattungen berücksichtigen, bleiben immer noch 8500 Euro Kosten im Jahr übrig", rechnet Büroleiter Gerd Becker vor. In den vergangenen drei Jahren verzeichnete er 16 Zwangsräumungen mit 48 Betroffenen. Zehn Fälle (30 Betroffene) erforderten "intensive Hilfe", 16 Menschen waren nur kurzzeitig in den angemieteten Wohnungen. Meist sind es Nichtsesshafte, die im Jünkerather Rathaus anklopfen. Büroleiter Dieter Hilgers: "In diesem Jahr waren es acht und im Vorjahr 17." Die VG Obere Kyll unterhält dafür vier Wohnungen in Schönfeld. "Die Mietverträge laufen allerdings zum Jahresende aus. Wir schauen uns nach einer Wohnung in Jünkerath um", erklärt Hilgers. Während in der VG Kelberg seit vier Jahren kein einziger Obdachloser vorsprach, waren es in der VG Hillesheim in diesem Jahr vier und im Vorjahr zehn. Auch in Hillesheim werden drei kleinere Wohnungen für Obdachlose vorgehalten.

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