Gespächskreis für Angehörige: Kraft tanken für die Pflege

Daun · Im Gesprächskreis für pflegende Angehörige treffen sich einmal im Monat Menschen, um Erfahrungen und Informationen auszutauschen und Gemeinschaft zu erleben. Vor zehn Jahren hat Anita Thelen von der Caritas-Sozialstation Daun/Kelberg die Gruppe ins Leben gerufen.

 Mit Fingerspielen erhält Heny Boeckers die Beweglichkeit ihres an Multipler Sklerose erkrankten Mannes. Zu ihrer eigenen Entlastung trägt seit zehn Jahren der Gesprächskreis bei. TV-Foto: Brigitte Bettscheider

Mit Fingerspielen erhält Heny Boeckers die Beweglichkeit ihres an Multipler Sklerose erkrankten Mannes. Zu ihrer eigenen Entlastung trägt seit zehn Jahren der Gesprächskreis bei. TV-Foto: Brigitte Bettscheider

Daun. 19 Uhr, Caritashaus. In einem Tagungsraum brennt Licht, auf dem Tisch stehen Blumen, und außer Sprudel gibt es ausnahmsweise auch Sekt. Die meisten Teilnehmerinnen des Gesprächskreises kennen sich schon lange, sie begrüßen einander sowie eine "Neue" herzlich.
Heute wird das Zehnjährige gefeiert. Deshalb ist auch die frühere Krankenschwester und Dozentin der Pflegeschulen Daun, Maria Bernhardt, mit von der Partie. Sie gibt unter dem Motto "Kräutersegen von Kopf bis Fuß" Tipps, die den Pflegebedürftigen und den pflegenden Angehörigen gleichermaßen wohltun sollen. Anita Thelen betreut die Gruppe von Anfang an. Auf acht bis zehn Teilnehmer habe sich der Gesprächskreis eingependelt, erzählt die stellvertretende Leiterin der Caritas-Sozialstation Daun/Kelberg und erinnert an den Beginn im Jahr 2002, als die Teilnehmer eines Hauskrankenpflegekurses den Wunsch nach einem regelmäßigen Treffen an sie herantrugen.
Auch Heny Boecker (63) hatte damals den Hauskrankenpflegekurs besucht. Ihr Mann Werner Boecker (65) leidet seit 18 Jahren an Multipler Sklerose; vor zwölf Jahren wurde er pflegebedürftig und ist inzwischen vollkommen auf ihre Hilfe angewiesen. Warum sie seit zehn Jahren zu jedem Gesprächskreis-Treffen kommt, bringt Heny Boecker so auf den Punkt: "Das Angebot ist gut, und es tut gut" und "Entweder ist es lustig oder informativ". Nur Menschen in einer ähnlichen Situation könnten verstehen, wie viel Kraft die Veränderung bisheriger Lebensgewohnheiten, die große Verantwortung und das dauernde Eingespanntsein erforderten, erklärt sie. Die Motive und Erfahrungen der anderen Teilnehmerinnen sind ähnlich (siehe Extra)
Nun beginnt Maria Bernhardt ihren Vortrag mit den Worten: "Sie tragen viel auf Ihren Schultern." Und sie legt den Frauen Meerrettich-Kompressen auf den Nacken und stellt ihnen die entspannende Wirkung eines Fußbads mit Thymianöl vor. bb
Der Gesprächskreis für pflegende Angehörige ist offen für alle Betroffenen und Interessierten. Er trifft sich an jedem letzten Dienstag im Monat von 19 bis 21 Uhr im Caritashaus in Daun, Mehrener Straße 1. Die Teilnahme ist kostenlos. Ein Einstieg ist jederzeit möglich. Kontakt und Info: Anita Thelen, Telefon 06592/3004.
Extra

Karin Kisant, Schalkenmehren: "Ich pflege seit sechs Jahren meinen demenzkranken Mann und komme seit fünf Jahren regelmäßig zu diesen Treffen. Hier werde ich verstanden, und hier erfahre ich alles, was ich über die Pflege wissen sollte." Simona Zinn, Daun-Weiersbach: "Ich betreue ehrenamtlich ein älteres Ehepaar in der Nachbarschaft. Durch die Teilnahme an diesem Gesprächskreis will ich mich darauf vorbereiten, dass ich den beiden auch im Pflegefall zur Seite stehen kann." Loni Dienhart, Boxberg: "Ich hatte mehr als zehn Jahre meine Eltern und meinen Onkel als Pflegefälle. Jetzt komme ich hin und wieder zu dem Gesprächskreis und will anderen etwas von meinen eigenen Erfahrungen weitergeben." Rita Diewald, Steiningen: "Meine Mutter ist seit über drei Jahren halbseitig gelähmt und kann nicht sprechen. Im Gesprächskreis erhalte ich nicht nur Informationen über den praktischen Umgang in der Pflege und lerne Hilfsangebote kennen. Wir haben auch viel Spaß zusammen." bb

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