Auch mit 90 Jahren noch hoch hinaus - Von einem Wahleifeler, der das Fliegen nicht lassen kann

Üdersdorf · Mit 90 Jahren ist er Deutschlands ältester aktiver Sportflieger und strebt immer noch gen Himmel. Wolfgang Duhm wollte schon als Kind Pilot werden, den Traum hat er sich erfüllt. Heute lebt der gebürtige Brandenburger in Üdersdorf.

Auch mit 90 Jahren noch hoch hinaus - Von einem Wahleifeler, der das Fliegen nicht lassen kann
Foto: Helmut Gassen (HG), HELMUT_GASSEN ("TV-Upload Gassen"

Üdersdorf. "Über den Wolken muss die Freiheit grenzenlos sein", sang Reinhard Mey einst. Wolfgang Duhm ist Flieger aus wahrer Leidenschaft. Er kann Meys Worte bestätigen. Denn er ist der älteste aktive Sportflieger Deutschlands. Duhm wurde im Februar 1925 in der Stadt Brandenburg, 90 Kilometer vor Berlin geboren. Mit 15 Jahren lernte er in den Brandenburger Arado-Werken den Beruf des Metallflugzeugbauers. 1943 war er Bordmechaniker auf dem Bomber Heinkel 177 V1. An der Flugzeugführerschule in Danzig machte er 1944 seinen Flugschein auf der legendären Bücker 181 "Bestmann" und kurz vor Kriegsende absolvierte Wolfgang Duhm als angehender Kampfflieger sogar noch zwei Probeflüge auf dem Jagdflugzeug Messerschmitt Me 209. "Es gab aber damals schon massive Treibstoffprobleme und keine Möglichkeit mehr, mit der Me 109 zu fliegen, und damit war der Krieg für mich zu Ende", erzählt er.
In der DDR-Zeit ist er als Mitglied der Gesellschaft für Sport und Technik (GST) viel mit Segelflugzeugen und sogar Kunstflug geflogen, erinnert er sich. Beruflich war Wolfgang Duhm in der DDR Betriebsdirektor einer Firma, die Bungalows sowie Hundezwinger für die Volksarmee baute.
Nach der Wende begann für den passionierten Flieger die Entdeckung der Lüfte über die Grenze hinaus. Er überflog mit einem Segelflugzeug die Alpen - ein Erlebnis, an das er sich besonders gern erinnert. Natürlich war er auch in dieser Zeit als Mitglied in einem Fliegerclub aktiv. Heute hat er bereits sein fünftes Flugbuch und präsentiert es stolz. Auf insgesamt 2138 Starts und Landungen mit Segelflugzeugen, 134 Starts und Landungen mit Motorseglern sowie 284 Starts und Landungen mit dem Ultraleichtflugzeug (UL) C 42 kann der flugbegeisterte 90-Jährige heute zurückblicken.
Erst mit 80 Jahren machte er seinen UL-Schein. "Fliegen ist für mich eine Passion, die mich jung hält. Ich fliege am liebsten mit dem Segelflugzeug, das ist so schön geräuscharm." Seit zwei Jahren fliegt Duhm aus Gesundheitsgründen aber nicht mehr alleine. "Es kann ja immer mal was sein in dem Alter", sagt er. Mitte September 2014 ist er aus Rheinsberg nach Üdersdorf gezogen. "Meine Enkelin wohnt in Üdersdorf, die ist Altenpflegerin und betreut meine an Demenz erkrankte Frau. Deshalb sind wir in die Eifel gezogen", erzählt er. Wenn das Wetter gut ist, trifft man Wolfgang Duhm am Flugplatz Senheld. Noch ist er kein Vereinsmitglied beim Segelflugverein Vulkaneifel, will es aber werden. "Ich werde wohl den Altersdurchschnitt im Verein ganz gewaltig steigern", sagt er vergnügt. Bisher ist er am Senheld schon ein paar Mal mit dem UL C 42 geflogen und mit dem Segelflugzeug. Doch jetzt steht zuerst wieder der Luftfahrt-Tüv an. "Ich muss mich jährlich untersuchen lassen", erklärt Duhm. Dabei wird das Sehen ("Ich trage keine Brille, kann sehen wie ein Adler"), Hören, die körperliche und phsychische Verfassung vom Fliegerarzt untersucht. Ultraleichtflugzeuge darf er bereits für ein Jahr weiter fliegen, Segelflug ist unbegrenzt, erklärt er.
Aktuell wartet er auf die Verlängerung seines EU-Tauglichkeitsscheins. Vor diesem Gesundheitscheck hat Duhm schon etwas Bammel. "Das ist schon eine ganz schöne Hürde. Doch solange der Fliegerarzt ,Ja\' sagt, kann ich fliegen. Ick fühl\' mir topfit", sagt Duhm.

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