HINTERGRUND

Umgang mit sexuellem Missbrauch Diplom-Psychologin und -Sozialpädagogin Hildegard März aus Birgel hat jahrzehntelange Erfahrung in der Kinder- und Jugendtherapie. Das Wichtigste für missbrauchte Mädchen sei, das Vertrauen im Familien- und Freundeskreis zu festigen. Der mutmaßliche Täter aus Esch habe das Schuldbewusstsein der Kinder ausgenutzt. "Er brauchte den Mädchen sicherlich nicht zu drohen, denn sie waren hin- und hergerissen: auf der einen Seite etwas Verbotenes zu tun und auf der anderen Seite zum Kreis der Auserwählten zu gehören", meint März. Im Ort wird davon gesprochen, dass der Inhaftierte ein Mädchen vom Hof geschickt habe, weil es zu dick gewesen sei. Außerdem soll ein jüngeres Geschwisterkind schon vor einem Jahr Brisantes erzählt haben, aber nicht ernst genommen worden sein. Weil aber die Mütter auf Nummer sicher gehen wollten, sollen sie vereinbart haben, dass kein Kind mehr alleine zum Hof gehen darf. März meint, dass die betroffenen Mädchen keinen weiteren Schaden nehmen, wenn über die Vorfälle geredet wird: "Opfer sexuellen Missbrauchs leiden oft Jahre später noch unter der stillschweigenden Toleranz der Umgebung." Sie zeigt nur bedingt Verständnis für die Blockade der Eltern, die nicht in der Öffentlichkeit reden wollen. "Dahinter steckt bestimmt viel schlechtes Gewissen. Keiner kann Kinder großziehen, ohne Fehler zu machen, aber man kann andere warnen." Die Therapeutin fordert mehr Zivilcourage: "Die Leute müssen aufhören, immer nur an ihr eigenes Fell zu denken und die Angst ablegen, anderen aus dem Dorf auf die Füße zu treten." Die Mitverantwortung und Nachbarschaftshilfe solle sich nicht in Straßenfesten erschöpfen. (vog)

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