KRIMINALITÄT

MEHREN. Auch Tage nach dem Raubmord an dem 54 Jahre alten Niederlassungsleiter eines Paketdienstes in Mehren (der TV berichtete) ist die Bluttat im Dorf und den umliegenden Gemeinden das alles überlagernde Thema. Vor allem die Mitarbeiter sind noch immer fassungslos.

"Ein Autounfall oder ein Herzinfarkt - das hätte man noch, so schlimm es auch ist, nachvollziehen können. Aber so etwas, und so nah. Das kann doch kein Mensch begreifen", sagt Waltraud Wille aus Mehren. Seit anderthalb Jahren ist sie bei dem Paketdienst beschäftigt und weiß von ihrem ehemaligen Vorgesetzten "nur Gutes" zu berichten, auch wenn er, "wenn es ums Geschäft ging, knallhart durchgreifen konnte". Dennoch sei er "sympathisch, freundlich, offen, locker und auch lustig gewesen und hatte immer ein offenes Ohr für einen". So sagt die Mutter dreier Kinder: "Wenn ich wegen der Kleinen mal früher weg musste, war das für den Hans - für uns war er immer nur der Hans - überhaupt kein Thema." Ihr Fazit: "Ein Chef, wie man ihn sich wünscht. Ja noch mehr: Wir haben auch einen Kumpel verloren." In die gleiche Kerbe schlägt die 18-jährige Sandra Schmitz aus Mehren, die seit knapp einem halben Jahr in der Firma beschäftigt ist. Sie sagt: "Er war so sympathisch, hatte immer Zeit für einen und hat auch bei privaten Dingen zugehört. Ich habe ihn ins Herz geschlossen und komme auch gar nicht gut darüber hinweg." Daher sei es gut, dass sie wie ihre elf Kollegen erst nächste Woche wieder zum Dienst erscheinen sollen. "Ich wüsste auch gar nicht, ob ich das im Moment packen würde." Unwillkürlich würden ihr seit Tagen "solch schreckliche Bilder durch den Kopf gehen, wie es passiert ist und er dort wohl gelegen hat. Deshalb schlafe ich auch schlecht", sagt die 18-Jährige. Für alle ein Weihnachtspäckchen

Auch zuhause sei die Bluttat das bestimmende Thema - über Weihnachten und auch jetzt noch, "denn meine zwei Brüder sind bei der Feuerwehr und waren am Tatort. Deshalb sprechen wir in der Familie auch viel darüber - zum Glück", sagt die junge Frau und fügt fassungslos hinzu: "Morgens hat Hans mir noch frohe Weihnachten gewünscht und gesagt, ich solle mich gut beschenken lassen. Und dann das." Er selbst hat laut Waltraud Wille immer an seine Mitarbeiter gedacht und "zum Beispiel für jeden ein Weihnachtspäckchen gehabt und für uns auch eine Weihnachtsfeier organisiert". Nach dem Kegeln sei es "dann noch in eine Disco gegangen, wo wir alle, Hans auch, getanzt haben. Und wenn Rockmusik wie etwa AC/DC kam, dann ging er ab wie ein Zäpfchen". Denn ihr Chef habe auch zu leben gewusst. So sei er jeden Morgen um 5 Uhr mit dem Fahrrad zur Arbeit gekommen, sei körperlich topfit und ein leidenschaftlicher Motorradfahrer gewesen. "Und er hat versucht, sich ins Dorfleben zu integrieren und hat sich bei Festen immer mal blicken lassen", berichtet Hans-Günter Schommers, Ortsbürgermeister von Schalkenmehren. Dort hat der 54-Jährige die vergangenen zwei Jahre gewohnt hat, bevor er vor zwei Monaten in eine größere Wohnung nach Udler gezogen ist. Denn der in Trennung Lebende habe mehr Platz für seine erwachsene Tochter gebraucht, die nach ihrem Auslandsstudium zu ihm ziehen sollte. Über Weihnachten aber hat er laut Wille zurück in den Norden gewollt: "Denn er war frisch verliebt."

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